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Der siebte Turm 04 - Jenseits der Grenze

Titel: Der siebte Turm 04 - Jenseits der Grenze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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Milla gerichtet. Und während sie zuhörten, fällten sie ihr Urteil.

 
KAPITEL FÜNFUNDZWANZIG
     
     
     
    Tal fürchtete, dass die Glocke sowieso läuten würde, als er den Ast berührte. Doch das tat sie nicht. Er schwenkte ein Bein über den Ast und war dankbar, dass er rund war und keine scharfen Kristallkanten hatte.
    „Diese Glocke“, sagte Crow und zeigte auf einen Ast, der vielleicht eine Spanne entfernt war.
    Tal balancierte sich auf dem Ast aus und lehnte sich vornüber. Er schob seine Hand an dem Schaft entlang zu der Glocke und hielt das Seil fest, damit sie nicht läuten konnte.
    „Weiter“, sagte er.
    Crow nickte und sprang. Sein Fuß landete zum Teil auf einer weißen Kachel und zum Teil auf einer roten. Als er landete, zuckte das Seil unter Tals Hand, doch weil er es fest im Griff hatte, läutete die Glocke nicht.
    „Diese dort“, sagte Crow und zeigte.
    „Aber diese wird klingeln, sobald ich loslasse“, protestierte Tal. Er spürte die Spannung, unter der das Seil noch stand. Er blickte nach oben und sah, wie die silberne Hand ergebnislos zuckte.
    „Du kannst beide festhalten“, sagte Crow zuversichtlich, machte sich aber nicht die Mühe, hochzusehen.
    Tal seufzte und versuchte, die Situation einzuschätzen. Wenn er sich über zwei Äste hinweg ausstrecken würde, hätte er eine Chance, beide Glocken festzuhalten. Er konnte aber auch ebenso gut herunterfallen.
    „Kannst du nicht in die andere Richtung gehen?“, fragte er.
    „Nein“, sagte Crow, der auf Zehenspitzen stand. „Mach schon!“
    Tal verzog das Gesicht und streckte sein Bein aus. Er prüfte seinen Halt und verlagerte sein Gewicht, während er die ganze Zeit die erste Glocke festhielt.
    Er schaffte es, musste jedoch das Seil der ersten Glocke nun auch als zusätzliche Stütze benutzen. Es war eine ziemlich unbequeme Lage, doch er erreichte die zweite Glocke – wenn auch nicht ihr Seil. Also griff er in die Glocke hinein und hielt den Schlegel fest.
    „Los!“, keuchte er.
    Crow sprang wieder. Tal spürte, wie das Seil und der Schlegel unter seinen Händen zuckten.
    „Jetzt diese!“, rief Crow. Doch Tal konnte ihn nicht mehr sehen. Er war der falschen Richtung zugewandt und empfindlich ausbalanciert.
    „Ich sehe nichts“, rief Tal.
    „Hol’s die Dunkelheit!“, fluchte Crow. „Lass die erste Glocke los und dreh dich um.“
    „Das geht nicht!“, sagte Tal. „Dann falle ich.“
    „Vertraue keinem Erwählten!“, stieß Crow hervor. „Ich bin nur noch zwei Kacheln entfernt! Schwing dich am Schlegel dieser Glocke rüber!“
    „Das sagt du so!“, rief Tal wütend. Er hielt sich mit nur drei Fingern an dem Schlegel fest.
    Crow gab keine Antwort.
    Tal versuchte, seinen Kopf zu drehen, um den Freivölkler-Jungen ins Blickfeld zu bekommen, doch es gelang ihm nicht.
    Stattdessen holte er tief Luft und ließ das Seil los. Jetzt hing sein ganzes Gewicht an seinem unsicheren dreifingrigen Griff und einem kleinen Glockenschlegel.
    Er schwenkte sich herum, bekam seine Beine über einen höher gelegenen Ast und blieb kopfüber hängen, die Finger noch immer an dem Schlegel. Die Glocke war jetzt so weit nach oben gerichtet, wie es nur möglich war.
    „Und? Ist das jetzt besser?“, fragte Tal sarkastisch.
    Crow sah nach oben und brach in ein ehrliches, unerwartetes Lachen aus. Er versuchte etwas zu sagen, doch das Lachen war stärker. Er schüttelte sich so sehr, dass er sich kaum noch auf den Zehenspitzen halten konnte.
    „Das ist nicht komisch!“, rief Tal.
    Crow hörte auf zu lachen und wischte sich die Augen trocken.
    „Ich weiß“, sagte er stirnrunzelnd. „Ich weiß auch nicht, weshalb ich lachen musste. Kannst du diese Glocke loslassen, wenn ich bis drei zähle, und die links von dir festhalten?“
    Tal sah sich die Glocke an, auf die Crow zeigte. Er würde kopfüber hängen bleiben müssen, sich hinüberschwingen, den Ast mit einer und die Glocke mit der anderen Hand greifen müssen. Und das alles in der kurzen Zeit, die Crow benötigte, um auf die nächste Kachel zu springen.
    „Ich kann es versuchen“, sagte er. „Was soll das nutzen?“
    Wenn Crow dorthin sprang, musste er sich auf einer einzigen roten Kachel auf Zehenspitzen ausbalancieren und den anderen Fuß in der Luft halten.
    „Ich kann es schaffen“, sagte Crow. „Bei drei, in Ordnung?“
    „Ich bin bereit“, bestätigte Tal.
    „Eins. Zwei… drei!“
    Er sprang. Tal schwenkte sich hinüber. Crows Fuß kam einen Sekundenbruchteil vor dem

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