Der siebte Turm 05 - Die Schlacht beginnt
älterer Bruder. Er war zweimal im Saal der Alb träume gewesen und war jetzt in einem Traum gefangen.
„Lasst uns sehen“, sagte Malen. „Bringt mich zu ihnen.“
„Kein Lufttang“, wiederholte Jarnil. Seine normalerweise sanfte Stimme brach.
„Die Welt verändert sich“, sagte Milla. „Man kann ein Selski nicht aufhalten. Man kann es nur umbringen oder ihm ausweichen. Und selbst wenn man es umbringt, muss man ihm dennoch aus dem Weg gehen.“
„Das verstehe ich nicht“, murmelte Jarnil.
„Wir werden den Lufttang bekommen“, sagte Milla. „Und dann werden Eiscarls kommen. Ich werde dafür sorgen, dass Euch nichts geschieht.“
Jarnil seufzte und richtete sich – unter Anstrengungen – zu seiner vollen Größe auf. Er war einen Kopf kleiner als Milla. Er verneigte sich noch einmal, und dieses Mal bewegten sich seine beiden Arme in die richtige Position. Er gab ihr kein Licht von seinem Sonnenstein.
„Tu, was du tun musst“, sagte er und wandte sich ab.
„Verlasst diesen Ort nicht“, befahl Milla ihm.
Jarnil gab keine Antwort, aber er ging von der Brücke zu seiner Hütte und schloss sanft die Tür hinter sich.
Milla sah ihm dabei zu und fragte sich, ob sie ihn hätte töten sollen. Irgendwie war ihr nicht danach, obwohl er zweifellos etwas gegen sie und die Eiscarls unternehmen würde.
Nichts war mehr so einfach, wie sie es sich einst vorgestellt hatte. Sie hatte immer angenommen, dass man einen Feind oder jemanden, den man für einen Feind hielt, einfach tötete, wenn man ihn sah.
Doch als sie genauer darüber nachdachte, konnte sie sich eigentlich nur an sehr wenige Menschen erinnern, die von den Clans getötet worden waren, denn es gab nur sehr wenige Feinde. Es gab viele Kämpfe und es floss viel Blut, aber kaum ein Kampf endete tödlich. Wenn jemand starb, geschah das immer während eines Kampfes. Es schien grundsätzlich falsch zu sein, einen kleinen alten Mann zu töten, die eher einer Crone als einem kämpfenden Eiscarl ähnelte.
Vielleicht würde Jarnil sie angreifen, dachte Milla. Dann könnte sie ihn ohne weiteres töten.
Sie schüttelte den Kopf bei diesem Gedanken und ging zu der Hütte, zu der die anderen gegangen waren. Wenn Malen – Tochter von Arla hallte noch in ihrem Kopf – Ebbitt und Crow helfen konnte, dann war sie vielleicht auch in der Lage, ihr zu erzählen, was mit Tal geschehen war. Sie glaubte nicht, dass Crow ihn getötet hatte. Milla war nach der Tradition eines Eiscarl-Schwurs an Tal gebunden – und durch all die Magie, die sie gemeinsam erlebt hatten. Sie ging davon aus, dass sie es wissen würde, wenn er tot wäre.
Odris folgte ihr in sicherem Abstand. Sie hielt sich immer auf der rechten, der Kralle abgewandten Seite.
KAPITEL ELF
„Ich kann nicht über den Seeboden gehen!“, stieß Tal hervor. „Ich werde innerhalb einer Minute gefressen!“
„Es gibt eine Möglichkeit“, antwortete Lokar. „Es ist ein Glücksfall, dass du einen Sturmhirten dabei hast. Zuerst musst du dir einen Anzug aus chromatischer Panzerung schaffen. Mach ihn in alle Richtungen eine Handbreit zu groß, damit sich der Sturmhirte auch hineinzwängen kann.“
„Chromatische Panzerung?“, fragte Tal. „Was ist das?“
„Bringen euch die Lektoren denn gar nichts mehr bei?“, nörgelte Lokar. „Es ist natürlich eine Panzerung aus Licht. In diesem Fall musst du dich nur vergewissern, dass sie luftdicht ist.“
„Aber wie mache ich das?“, fragte Tal. Er war von der Idee plötzlich doch fasziniert. „Und wie atme ich?“
„Der Sturmhirte“, sagte Lokar. Sie machte eine Pause und erst als ihr klar war, dass Tal nicht wusste, worauf sie hinauswollte, fuhr sie fort. „Er besteht zum größten Teil aus konzentrierter Luft und Wasserdampf.“
Tal rümpfte die Nase.
„Ich soll Adras atmen?“, fragte er. „Das hört sich aber eklig an.“
„Du wirst es nicht einmal bemerken“, sagte Lokar. „Und er auch nicht, wenn du nicht länger als ein paar Stunden in der Panzerung bleibst.“
Tal ließ sich die Sache durch den Kopf gehen. Das Ganze ging ihm ziemlich gegen den Strich, doch es schien auch die einzige Möglichkeit zu sein, den Seegrund zu überqueren. Dann kam ihm ein anderer übler Gedanke. Er erinnerte sich an den Kerfer, der einfach unter die Oberfläche gesaugt worden war.
„Ich stecke dann also in einer Panzerung“, sagte er. „Aber was passiert, wenn mich irgendetwas verschluckt?“
„Man kann einen chromatischen Panzer so
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