Der siebte Turm 06 - Der violette Sonnenstein
Zerstörung auf ihn abzufeuern, zwang sich aber dazu abzuwarten. Crow gab ihm einfach in einer Geste des Respekts Licht und Tal ließ den Atem heraus, den er unbewusst angehalten hatte.
„In Ordnung“, stimmte Tal zu. Auch er schlug seine Fäuste zusammen und ließ das rote Licht seines Sonnensteins verschwinden, um ihm als Antwort normales Licht geben zu können. Es wurde violettes Licht, obwohl er das nicht gewollt hatte. Auch ohne den Violetten Schlüsselstein schien ihm jetzt etwas wie imperiale Kraft anzuhaften.
„Wir werden gemeinsam kämpfen.“
„Adras kämpft auch“, donnerte der Geistschatten von der Decke herab. „Aber können wir gegen einen leichteren Gegner kämpfen und nicht unbedingt gegen Sushin?“
Tal ignorierte ihn.
„Du sagtest, dass Ebbitt dir verraten hat, wo ich bin? Wurde er denn nicht schwer verletzt?“
„Nein. Er wurde zwar verletzt, es geht ihm aber wieder gut.“
„Und Milla ist bei den Eiscarls?“
Crow lachte einen Moment und wurde dann schnell wieder ernst.
„Milla ist die Anführerin der Eiscarls! Sie trägt einen magischen Fingernagel aus Kristall und Sonnenstein-Splittern, den sie die Kralle von Danir nennen. Sie selbst wird jetzt Milla Krallenhand, Kriegsführerin der Eiscarls und Lebendes Schwert von Asteyr genannt. Ich glaube, sie ist gewachsen – nicht in der Größe, sondern in etwas, das man nicht sehen kann. Auch du bist gewachsen, Tal.“
„Was meinst du damit?“, fragte Tal. Er sah an sich hinab. Er kam sich nicht größer oder stärker vor.
„Du scheinst… wichtiger zu sein“, sagte Crow zögernd, denn er war sich selbst nicht sicher. „Weniger ein Junge und weniger ein Erwählter. Du bist etwas Anderes geworden. Etwas Größeres.“
„Du hast dich auch verändert“, sagte Tal mit einem verschmitzten Lächeln. „Zumindest in deiner Farbwahl.“ Er war sich nicht ganz darüber im Klaren, ob er den neuen, seltsam rätselhaften Crow mehr mochte als den aggressiven und feindseligen.
Crow sah an seiner schwarzen Robe hinab, die sich so sehr von den weißen Roben des Untervolks oder den verschieden beschrifteten des Freivolks unterschied.
„Es stimmt, ich habe mich verändert“, sagte er. „Und nicht nur meine Kleidung. Ich weiß jetzt, was wirklich wichtig ist.“
Tal versuchte wieder zu lächeln, stellte aber fest, dass es ihm nicht gelang.
„Ich bin froh, dass Milla die Eiscarls anführt“, sagte er. „Sie weiß über die Gefahr Bescheid, die von Sushin ausgeht. Wie weit sind die Eiscarls in das Schloss eingedrungen? Und wo finden die Kämpfe im Augenblick statt? Ich kenne ein paar Wege zu den Violetten Ebenen, aber sie könnten versperrt sein oder bewacht werden.“
Crow nickte. „Los, lass und im Gehen reden. In der Nähe gibt es keine Kämpfe, zumindest noch nicht. Und es gibt auch Untervolk-Wege zu den Violetten Ebenen. Ich zeige sie dir. Folge mir.“
KAPITEL NEUN
„Bevor wir überhaupt irgendwo hingehen, muss ich herausfinden, was mit der Hauptstreitmacht passiert ist“, sagte Milla streng. Sie sah zu Malen hinüber, die einmal mehr in absoluter Konzentration regungslos dastand.
Ebbitt schaute die Crone an und verzog seine Augenbrauen, um sie abzulenken. Aber Malen sah ihn nicht, obwohl ihre blauen Augen weit geöffnet waren.
„Viele deiner Leute sind in den unteren Roten Ebenen“, sagte Graile. Sie hatte sich erschöpft auf den Boden gelegt und wurde von Ebbitts und ihrem eigenen Geistschatten gestützt. „Zumindest habe ich das einen Erwählten sagen hören. Tausende von ihnen, sagte er. Ich weiß immer noch nicht genau, weshalb ihr unser Schloss stürmt, aber Onkel Ebbitt sagt, dass wir euch brauchen, um Sushin aufzuhalten. Ich glaube Ebbitt – und das war nicht immer der Fall. Und mein Sohn hat mich zu euch geschickt und nicht zu den Erwählten.“
„Tausende?“, fragte Milla. „Die Hauptstreitmacht muss angekommen sein!“
Saylsen schüttelte den Kopf. „Die Erwählten haben wahrscheinlich einfach nur Angst. Denk daran: ,In der Angst ist nichts sicher. Ein einzelner Sharik wird zum Schwarm. Nur eine besonnene Schildjungfrau kann zählen!“
Malens Augen verschleierten sich und plötzlich wurde es still in dem Raum. Alle Eiscarls lehnten sich nach vorn, so als wollten sie ebenfalls hören, was die Cronen sagten.
„Eine Crone steht unten am Ausgang der Heiztunnels. Sie wird nicht weitergehen. Sie sagt, dass sie zweitausend unserer Leute gezählt hat und noch immer kein Ende sieht. Ein paar
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