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Der siebte Turm 06 - Der violette Sonnenstein

Titel: Der siebte Turm 06 - Der violette Sonnenstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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überlebten, würde eine neue Zeit anbrechen und es würde keinen Platz mehr für aenirische – oder menschliche – Sklaven geben.
    Malen begann ihren Singsang, als sie schweigend vor ihr standen. Die Worte waren ihnen bekannt, denn wie Tal jetzt wusste, gehörten viele auch zum Gebet von Asteyr, allerdings mit einer anderen Betonung und einem anderen Rhythmus. Er spürte, wie die Worte tief in seinen Knochen nachhallten und ein zitterndes, fieberndes Gefühl durch seinen Körper sandten.
    Der Singsang wurde schneller und schneller und Malen begann, in einem Kreis umherzugehen und aufzustampfen. Ungefähr alle zehn Worte betonte sie mit einem schwereren Stampfen, das Staub aufwirbelte.
    Als Antwort auf das Gebet krochen Schatten langsam aus den drei aeninirischen Kreaturen. Es waren menschliche Schatten, die sich langsam über den Steinboden an die Fersen derer bewegten, die sie eigentlich warfen.
    Malen rief das letzte Wort und verstummte plötzlich. Tal spürte, wie sich sein natürlicher Schatten mit ihm verband und wie die Bindung zu Adras sich vollkommen löste. Einen Augenblick war sein Kopf benebelt, so als wäre er erkältet. Dann wurde ihm klar, dass das Gespür für Wind und Wetter, das Adras ihm vermittelt hatte, verschwunden war.
    Tal drehte sich zu Adras um und Milla zu Odris.
    „Nun, das wäre jetzt erledigt“, sagte Tal kleinlaut. „Danke für alles, was du für mich getan hast, Adras.“
    „Ich danke dir auch, Odris“, sagte Milla. „Ich hoffe, du nimmst es mir nicht übel, dass ich es dir manchmal nicht leicht gemacht habe. Lebe wohl.“
    „Lebe wohl?“, fragte Odris. „Wir gehen ohne euch nirgendwo hin. Und ganz bestimmt kehren wir nicht zu unserem früheren Leben auf dem Hrigga-Hügel zurück. Viel zu langweilig.“
    „Wir kommen mit und sehen zu, wie ihr gegen Sharrakor kämpft“, sagte Adras. „Wir werden euch helfen, wenn wir können, obwohl er der Überlord und all das ist.“
    „Der Überlord?“, fragte Tal. Er war der Unterhaltung nur halb gefolgt, denn er hatte nebenbei Ebbitt beobachtet, wie er seiner Katze den nackten Hals darbot, vielleicht als Aufforderung, ihn zu beißen. Milla hatte es ebenfalls gesehen und ging bereits hin, um eingreifen zu können.
    „Natürlich“, sagte Adras. „Der König von was auch immer. Hat Odris gesagt.“
    „Was?“, fragte Tal. Er zuckte zusammen, als sich die grüne Katze nach vorn beugte und den Mund aufriss, wobei sie Zähne so weiß wie ihre Klauen, nur viel größer, zum Vorschein brachte. Würde sie Ebbitt töten, weil er sie so lange versklavt hatte? Milla kam noch einen Schritt näher und fuhr die Kralle aus.
    „Deshalb mussten wir in der Dunkelwelt gehorchen“, sagte Odris. „Sharrakor kennt die Schwüre der meisten Aenirer aus den alten Zeiten, einschließlich der unserer Eltern. Aber wir müssen ihm nicht bei allem gehorchen. Zumindest glaube ich das.“
    Die Katze leckte Ebbitt das Gesicht ab. Er schüttelte sich und fiel beinahe um, während die Katze davonsprang, ein grüner Blitz, der durch die Ruinen lief.
    „Das hat mein Schattenwächter auch gemacht“, sagte Tal.
    „Sie hat mich sechzig Jahre begleitet“, sagte Ebbitt. Er seufzte, als Millas ihm half aufzustehen. „Also los, wir sollten uns auf den Weg machen, Kinder.“
    „Wohin?“, fragte Tal. „Wo könnte Sharrakor sein? Und wie will er das Vergessen aufheben?“
    Niemand antwortete ihm. An den Gesichtern sowohl der Menschen als auch Geistschatten war abzulesen, dass niemand die Antwort wusste.
    „Ich weiß es nicht“, sagte Milla. „Aber ich kenne jemanden, den wir fragen können.“
    „Wen?“
    „Zicka das Kurshken“, sagte Milla. „In der Kurshken-Ecke. Was auch immer das sein mag.“
    „Kurshken-Ecke?“, fragte Odris. „Ich weiß, wie man dort hinkommt, es sei denn, sie wäre in letzter Zeit verlegt worden. Zumindest, wenn das hier Rom ist. Müsste es aber eigentlich sein.“
    „Rom?“, fragte Tal.
    „Rom?“, wiederholte Ebbitt.
    Milla und Crow sahen in die entsetzten Gesichter der beiden Erwählten.
    „Erwählten ist der Zutritt nach Rom verboten“, erklärte Tal. „Obwohl ich eigentlich nicht weiß, weshalb. Man hat uns einfach beigebracht, niemals dorthin zu gehen… hierher zu kommen.“
    „Es steht die Todesstrafe darauf“, sagte Ebbitt. „Ich wollte es schon immer einmal sehen. Das muss es sein. Ich wusste immer nur, dass Rorn eine schwer gespickte Ruinenstadt ist.“
    „Gespickt?“, fragte Crow.
    „Gespickt mit

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