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Der Siegelring - Roman

Titel: Der Siegelring - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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Nase platzierte. »Du kannst mich nicht mit so einer dicken Nase abbilden.«
    »Nein? Nun, ich finde es sehr realistisch!«
    »Annik! Dann mache ich ein Portrait von dir, wie du in zwanzig Jahren aussiehst. Hohlwangig, mit schiefem Mund und tiefen Augenringen und ganz struppigen Haaren!«
    »Überredet. Ich mache dich wieder schmalnasig. Recht so?«
    Zufrieden nickte Gratia.
    »Darf ich den Kopf haben, wenn er gebrannt ist?«
    »Was willst du mit deinem eigenen Abbild? Dich von morgens bis abends bewundern?«
    »Nein, so eitel bin ich nicht. Ich könnte ihn … jemandem schenken.«
    »Damit er dich von morgens bis abends bewundert?«
    »Ach, mmh - ja.«
    »Und wer wäre der glückliche Beschenkte?«
    Gratias gerötete Nase wurde noch dunkler rot.
    »Kannst du mich ein bisschen erwachsener machen?«
    »Natürlich nicht, das wird die Natur für dich erledigen müssen.«
    »Nein, ich meine doch das Portrait.«
    »Zwanzig, dreißig Jahre? Hohlwangig, eingesunkene Augen, zahnloses Grinsen?«
    »Nein, ach, du nimmst mich auf den Arm!«
    »Gratia? Du willst deinen Kopf jemand schenken, der älter ist als du. Hast du deinen Kopf verloren?«

    Gratia kicherte ein bisschen verlegen.
    »Nein, eher wohl mein Herz, denke ich. Ich meine, ich habe es erst vor kurzem gemerkt. Es ist … du, ich habe das niemandem bisher gesagt. Bitte sprich nicht darüber, Annik. Auch nicht mit Rosina.«
    »Nein, natürlich nicht. Aber sei ein wenig vorsichtig, Gratia. Du wirst in wenigen Monaten in die Colonia gehen und dort in die Gesellschaft eingeführt werden. Du wirst eine ganze Reihe junger Männer kennen lernen, die dich bestimmt sehr bewundern werden.«
    »Ja, das muss ich über mich ergehen lassen. Aber mein Entschluss, wen ich heiraten will, steht eigentlich schon fest.«
    Annik unterdrückte ihre Befürchtungen und versuchte, so gleichmütig wie möglich zu bleiben. Sie hoffte, dass Gratia nicht Rosinas Fehler wiederholte und mit einem der Arbeiter oder Pächter eine Affäre begonnen hatte.
    »Weiß denn der Betroffene schon von seinem Glück?«
    »Nein. Leider nicht!«
    Etwas erleichtert atmete Annik auf.
    »Dann wird das mit der Eheschließung wohl etwas schwierig?«
    »Vielleicht wird es das. Aber wenn du dieses Bild hier so machst, als ob ich so vier, fünf Jahre älter wäre, würde er möglicherweise erkennen, dass ich kein Kind mehr bin.«
    »Und sich in dich verlieben, hoffst du.«
    »Ja. Mach mich schöner als Ulpia Rosina, Annik!«
    Annik ließ die Hände sinken und sah Gratia an.
    »Hast du dich in Martius verguckt?«
    »Deinen schönen Freund? O nein, keine Angst, der ist mir zu barbarisch!« Dann schwieg sie überrascht, und Annik biss sich vor Ärger auf die Lippen. Gratia war ein
Mädchen von flinkem Verstand. »Oh, ich verstehe«, sagte sie und kicherte noch mal. »Er hat sich in Rosina verliebt und - och - hat er dich deswegen sitzen gelassen?«
    »Die Wege von Martius und mir haben sich so nach und nach getrennt. Es ist nichts Schlimmes daran, und wir sind nach wie vor gute Freunde. Alles andere, Gratia, ist nicht deine Angelegenheit.«
    »Nein, ich sollte es wohl am besten nicht gehört haben. Aber wenn man einmal so etwas weiß, ist es schwer zu vergessen. Ich verspreche dir jedenfalls, den Mund darüber zu halten.«
    »Danke, Gratia. Aber für wen willst du denn schöner als Ulpia Rosina sein?«
    »Aber Annik - hast du denn keine Augen im Kopf?«
    Annik strich nachdenklich über den weichen Ton, gab ihm hier noch eine glattere Rundung, da noch eine stärkere Kontur, dort noch eine tieferen Ausdruck. Es war gar nicht so schwer, ihr Gesicht reifer werden zu lassen, wenn sie sich Valerius Corvus’ unversehrte Gesichtshälfte vorstellte. Gratia ähnelte ihrem Vater in gewisser Weise. Eine liebliche Schönheit würde sie daher nie werden. Ihre Nase war zu scharf geschnitten und ihr Kinn zu trotzig. Immerhin, es mochte auch ein Ausdruck ihres starken Charakters sein, und den würde sie brauchen können. Denn das Herz dieses jungen Mädchens schlug für Lucius Aurelius Falco, dem Praefecten, der viele Jahre älter war als sie und der die Frau seines väterlichen Freundes verehrte. Einen leichten Weg hatte Gratia nicht gewählt. Aber Annik war weit davon entfernt, ihr Vorhaltungen zu machen.
    »Doch, ich habe Augen im Kopf. Schau her - ich weiß natürlich nicht genau, wie du mit siebzehn oder achtzehn aussehen wirst, aber manche kindlichen Züge werden verschwunden sein, manche andere Linie deutlicher
werden. Aber was ich

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