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Der Siegelring - Roman

Titel: Der Siegelring - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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kannst.«
    »Es wird dich stören.«

    »Nein, niemals. Es wäre sogar von Vorteil.«
    »Nun - dann!« Sie lächelte ihn strahlend an. »Gerne, Dominus!«
    Auch er lächelte, verbeugte sich respektvoll vor ihr und sagte: »Bald, Era - meine Herrin.«
    Er war schon aus dem Tor, aber sie sah ihm unverwandt nach. Eine Schar Raben hatte sich erhoben und kreiste krächzend und schreiend über den noch winterkahlen Feldern.
    Wieder überkamen Annik zitternde Schauder.

32. Kapitel
    Falcos Besuch
    Bevor sie Valerius in die Colonia folgen wollte, hatte Annik sich vorgenommen, all die Arbeiten zu Ende zu führen, die sie angefangen hatte. Es war mühselig, ohne die versierten Kenntnisse und die Hilfe Erwans den Töpferofen anzuheizen und in Gang zu halten. Aber Ilan, sehr gedämpft in den vergangenen Tagen, ging ihr so eifrig zur Hand, dass sie es gemeinsam dann doch schafften. Auch Gratia hatte sich eingefunden und half, den noch warmen Ofen auszuräumen. Sie vibrierte förmlich vor Neugierde, hielt sich aber, solange Ilan in Hörweite war, löblich zurück. Annik vermutete, dass sie sich einiges zusammengereimt hatte, obwohl die Erwachsenen sich noch nicht die Mühe gemacht hatten, ihr alles zu erklären.
    Als Ilan schließlich zu seinen Pflichten in den Ställen zurückgekehrt war, platzte sie schließlich heraus: »Annik, stimmt es, dass du eine Barbarenkönigin bist?«
    »Nein, Gratia. Ich bin eine Töpferin.«
    »Aber gestern - ich meine, alle sagen, dass sich sogar mein Vater vor dir verbeugt hat.«
    »Dein Vater ist ein höflicher Mann.«
    »Mein Vater ist in dich verliebt.«
    Annik lächelte Gratia fröhlich an.
    »Komm in mein Haus. Ich habe süßen Früchtekuchen da und heißen Kräutertee. Es ist kalt hier in der Werkstatt.«
    »Und du erzählst mir, was los ist, ja? Niemand sagt
mir was, aber alle konferieren leise miteinander, und es hat nicht nur etwas mit dem neuen Kaiser zu tun!«
    »Gratia, ich weiß auch nicht alles.«
    Sie schloss die Tür ihres Häuschens hinter sich und legte ein dickes Holzscheit in den Ofen.
    »Du weißt zumindest viel mehr als ich. Sag, bist du die Geliebte meines Vaters? Bist du deswegen so lange in der Colonia geblieben?«
    »Ja, Gratia. Ich bin es, und ich bin deswegen so lange bei ihm geblieben.«
    »Siehst du, ganz doof bin ich nämlich nicht. Und was wirst du jetzt tun?«
    »Das hängt von Valerius Corvus ab. Wahrscheinlich werde ich in den nächsten Tagen zu ihm reisen.«
    Gratia senkte den Kopf und dachte nach.
    »Was wird mit Ulpia Rosina?«, fragte sie schließlich.
    »Das musst du sie selbst fragen.«
    »Warum gibst du mir keine Antworten?«
    »Weil ich nicht dazu berechtigt bin, Gratia. Dein Vater und deine Stiefmutter müssen dir von ihren Plänen berichten, nicht ich.«
    »Mein Vater ist nicht hier, und Ulpia Rosina hat sich in ihre Räume verzogen und ist nicht ansprechbar. Weise Minerva! Ich habe doch ein Recht darauf zu wissen, was mit mir geschieht!«
    Annik schüttelte traurig den Kopf. Sie konnte durchaus mit dem Mädchen mitfühlen, aber sie wollte nicht vorgreifen. Alles, was entschieden worden war, würde ihr Schmerzen bereiten. Anderes war noch nicht entschieden. Sie selbst würde Valerius natürlich vorschlagen, dass Gratia sie begleiten möge, aber wahrscheinlicher war es, dass er sie wie geplant in Pompeia Plotinas Obhut geben würde, die nach einem geeigneten Gatten für sie suchen würde.

    »Annik, ist es wahr, dass mein Vater von Traian zu einem Provinzstatthalter ernannt wird?«
    »Er ist ein enger Vertrauter des neuen Kaisers, Gratia.«
    »Also stimmt es.« Sie überlegte eine Weile und knabberte dabei an einer Scheibe Kuchen. »Er wird von hier fortgehen. Gehst du mit?«
    Annik goss kochendes Wasser über die getrockneten Kräuter in einen Krug und antwortete nicht.
    »Du gehst mit. Ich verstehe. Und Rosina? Nein, sie nicht. Auch das Gerücht wird stimmen. Er lässt sich von ihr scheiden, nicht wahr?«
    Annik rührte die Kräuter um und seufzte. Ob sie etwas sagte oder nicht, Gratia war klug genug, auch aus dem Nichtgesagten ihre Schlüsse zu ziehen. Sie war darum dankbar, dass es an ihrer Tür klopfte.
    »Herein!«, rief sie und ignorierte Gratias missmutiges Gesicht. Zu ihrem Erstaunen trat Falco ein und grüßte sie freundlich.
    »Praefect Aurelius Falco, welche Ehre!«
    »Keine sonderliche Ehre, ich muss mit dir sprechen, Annik.«
    »Gratia!«
    »Ach, redet nur miteinander, lasst euch durch mich nicht stören.«
    »Hast du ganz bestimmt keine

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