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Der Sieger von Sotschi: Ein olympischer Roman (German Edition)

Der Sieger von Sotschi: Ein olympischer Roman (German Edition)

Titel: Der Sieger von Sotschi: Ein olympischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Brodbeck
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    „Würden Sie bitte langsamer fahren. Ich möchte weder durch einen Scharfschützen noch durch einen Amateur-Rennfahrer umkommen!“, reklamierte Jörg.
    Immerhin wirkte das so weit, dass der Polizist den nächsten Reisebus nicht mehr überholte. Der Bus schwenkte bald links auf den Parkplatz des Bob- und Rodelzentrum Sanki. Die Polizei fuhr an der Kreuzung auf die schneebedeckte Passstraße und damit in ein nach Süden führendes Seitental.
    Jörgs Handy klingelte.
    „Wolfi, die Polizisten fahren wie die g’sengte Sau!“, erzählte Jörg seinem Trainer. „Ein Wolfsrudel Paparazzi ist hinter uns her – Sie beide da vorne, mein Trainer fragt, wohin Sie uns bringen.“
    „Zum Bereitschaftsbataillon bei Chvizhepse, Sir!“, antwortete der Beifahrer. Jörg wiederholte das für Sinowatz. Fabian hatte noch nie etwas von dieser Ortschaft gehört.
    Wegen einer Haarnadelkurve musste der Streifenwagen sein Tempo verlangsamen. Ein Motorrad nutze diese Gelegenheit, um längsseits zu fahren. Der Paparazzo hinter seinem Fahrer schoss Fotos durch die Fenster. Schon nahm der Wagen wieder Fahrt auf; voraus im Tal konnte Fabian die Endstation der Eisenbahn erkennen.
    „Warum mussten die auch die Olympischen Schneesportspiele in diesem Tal machen“, platzte Jörg heraus. „Hinter den Bergen beginnt bereits das umstrittene Abchasien. Da herrschte vor ein paar Jahren noch Krieg. Außerdem, der Emir kann entlang dem Kaukasus bis hierher infiltrieren. Sotschi soll ja bis Ende des neunzehnten Jahrhunderts eine muslimische Stadt gewesen sein und der Emir will die Gegend bestimmt wiederhaben. Warum machen die einen internationalen Wettbewerb, nur ein Spuckerl von zwei Krisenherden entfernt?“
    „Eigentlich sind wir Sportler schon ziemliche Lööli, dass wir so was mitmachen?“, versuchte Fabian auf Jörg einzugehen. Vielleicht konnte so die tief in seinem Bauch grollende Angst etwas gedämpft werden, wenn er versuchte, das Gespräch im Gang zu halten.
    „Was heißt Lööli?“, fragte Jörg.
    „So viel wie Tollpatsch oder Idiot. Wenn du schon Mundart redest, dachte ich …“
    Jörgs Telefon unterbrach die beiden. An der Einmündung in die Hauptstraße im Tal stand ein Radpanzer, der die Lichthupe nervös betätigte.
    „Ja, Wolfi? – Sag’s nochmals! – Ja, sind die deppert? Und was sagt der Saubi dazu? – Wenigstens ist der noch bei Verstand.“
    Fabian fühlte seinen Puls in der Halsschlagader hämmern. Das klang nach noch mehr Problemen. Der Streifenwagen hielt nun auf gleicher Höhe wie der Radpanzer. Dessen Beifahrer im Kampfanzug stieg aus. Genau kannte sich Fabian mit den Rangabzeichen in Russland nicht aus, aber er glaubte trotzdem, einen Oberstleutnant zu erkennen. Der Offizier deutete energisch dem Fahrer des Streifenwagens an, die Scheibe herunterzulassen. Dieser wurde aber gleich von den Motorrad-Journalisten bedrängt, die aufgeschlossen hatten. Fabian blickte seinen Sitznachbarn fragend an. „Was hat Sinowatz gesagt?“
    „Die Vollpfosten von der Dopingkontrolle haben Wolfi und Saubi befohlen, wir müssten in sieben Minuten zum Test erscheinen oder die Medaillen seien weg!“, schimpfte Jörg. Fabian blickte kurz zurück. Neben den Motorrädern hatten auch zwei Personenwagen aufgeschlossen, aus denen Leute mit Kamera und Mikrofon herbeieilten. Fabian musste unbedingt aus diesem Wagen heraus, während die Polizisten durch den hohen Offizier abgelenkt waren. Die zweite Goldmedaille wollte er sich keinesfalls von irgendwelchen russischen Sondereinheiten wegnehmen lassen. Würde sie ihm aberkannt, würde er zu Hause nicht mehr als Doppelolympiasieger gelten, sondern als der größte Lööli der alpinen Renngeschichte. Die Tür des Streifenwagens war durch eine Art Kindersicherung verschlossen. Doch auf Fabians Zeichen hin öffnete ein Fotojournalist von außen die Tür. Fabian schlüpfte aus dem Wagen hinaus und auch Jörg ließ sich nicht extra bitten. Der hohe Offizier blickte mit versteinerter Miene auf die Flucht.
    „Unsere Medaillen sind futsch, wenn wir nicht in sechs Minuten bei der Dopingkontrolle erscheinen!“, erklärte Fabian knapp der Presse. Am Ende des Journalistenstaus konnte er Alois Garchinger mit seiner Kamerafrau erkennen, die gerade aus ihrem Auto ausstiegen, und dahinter schloss gerade ein Geländewagen mit Romani am Steuer auf und eine Fernsehkamera filmte von der Rückbank aus. Er rannte ohne zu zögern am Journalistenkonvoi vorbei auf Romani zu. Hinter ihm hörte er, wie das

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