Der Sieger von Sotschi: Ein olympischer Roman (German Edition)

aus, an anderen blieb es bei ein paarmal höflich in die Hände klatschen. Wieder am Tisch meinte Fabian, vermutlich hätte er gerade seine Sportlerkarriere zu Grabe getragen, aber Schweigen wollte er nicht mehr. Patrik gab zu, dass er bis eben nicht kapiert habe, dass Schwulsein nicht nur ein Laster sei wie Rauchen. Er habe sich nicht optimal benommen, aber wäre inzwischen doch dankbar, wenn er die nächste Saison zusammen mit einem Glarner Jahrhunderttalent fahren könnte. Justin sah in Patriks Versöhnungsangebot auch ein starkes Zeichen der Hoffnung. Im Westen flog man heutzutage als offen Schwuler nicht mehr aus der Mannschaft, aber auf dem internationalen Parkett und bei den Sponsoren würde sich nur langsam etwas zum Besseren wenden, wenn überhaupt. Vielleicht würden nach Fabians Rede wenigstens ein paar der höchsten Funktionäre des Sports erkennen, dass es bei Homosexualität nicht um eine Schwäche, sondern um die Menschenwürde ging. Es wäre schön, wenn es in vier Jahren in Südkorea für schwule und lesbische Olympioniken deutlich entspannter zugehen würde. Sicher war sich Justin dessen nicht. Noch spielten bei der Vergabe von Olympischen Spielen, Fußballweltmeisterschaften und anderen Titelwettkämpfen die Menschenrechte und der Respekt vor LGBTIQ-Menschen als mitentscheidendes Kriterium keine Rolle. Aber er wollte zumindest die Hoffnung nicht aufgeben, dass sich das eines Tages ändern würde.