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Der silberne Buddha

Der silberne Buddha

Titel: Der silberne Buddha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Ecke
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geheime Stimme in seinem Inneren diesen Sir Ernest als ein „naives Veilchen“ bezeichnete.
    „Mister Clifton hat mir erzählt, daß Ihnen eine chinesische Turteltaube entflogen oder abhanden gekommen ist und daß Sie das getroffen hat. Na ja, der Zufall wollte es, daß einem Freund von mir in diesen Tagen ein solcher Vogel zugeflogen ist. Also bin ich hin und habe ihn davon überzeugt, daß es anständig von ihm wäre, wenn er das Vöglein zu Ihnen zurückbringen würde.“
    „Aha...“ Caven quälte sich ein anerkennendes Lächeln ab. „Warum ist Ihr Freund denn nicht selbst gekommen?“
    „Sie meinen wegen Finderlohn und so?“ fragte Penny, der wohl überzeugt war, daß man soviel Naivität bestrafen müsse — und wenn es mit einem „Finderlohn“ sei.
    „Zum Beispiel!“ pflichtete Caven bei.
    „Ach“, erklärte Penny und ließ durch eine traurige Grimasse zu seinen vielen Falten noch ein paar hinzukommen, „der Ärmste ist bettlägerig. Aber was den Finderlohn anbetrifft, so kann ich ihm den ja hinbringen.“
    „Das ist eine gute Idee!“ Caven, der plötzlich Gefallen an der kleinen Komödie fand, griff nach dem Telefon.
    „Und damit alles seine Ordnung hat, lassen wir die kleine Formalität von der Polizei bestätigen.“
    „Polizei??“ Penny Nichols spürte einen heftigen Stich genau an der Stelle, wo bei ihm das Schreckzentrum saß — in den Beinen.
    „Ach was“, rief er, schon an der Tür, „ich glaub’ doch, daß meinem Freund ein Finderlohn peinlich wäre...“
    So lange und so schnelle Schritte hatte er schon lange nicht mehr gemacht...

Zu spät gekommen.

    „Ich bin gegen 11 Uhr wieder da!“ hatte Perry Clifton zu Hank Murphy, seinem Vertreter, gesagt. Jetzt war es bereits 13 Uhr 30 vorbei. Er ließ sich auf seinen Schreibtischstuhl fallen und starrte nachdenklich auf die zwei handgeschriebenen Zettel vor sich, ohne sie jedoch zu entziffern. Noch waren seine Gedanken woanders.
    Von Fu Li Song aus war er direkt noch einmal ins Hart-ford-Haus gefahren, um Sir Ernest vom Ergebnis seiner Unterredung mit dem Seidenhändler zu unterrichten.
    So sehr Caven erleichtert darüber war, daß Fu Li Song nicht die Absicht hatte, ihm die Pistole auf die Brust zu setzen, so beunruhigt gab er sich wegen des Untertauchens von Wang Yin. Außerdem erfuhr Perry Clifton bei diesem kurzen Gespräch noch, daß Penny Nichols unter dem Namen Smith die chinesische Turteltaube zurückgebracht hatte und daß drei Minuten nach dessen eiligem Verschwinden Inspektor O’Kelly erschienen war.
    Doch was Clifton im Augenblick wesentlich stärker beschäftigte als alle Informationen, war die Tatsache, daß er verfolgt worden war. Irgendwo zwischen dem Hartford-Haus und Johnson & Johnson war ihm ein alter, dunkler, ziemlich ramponierter Austin aufgefallen, ein Wagen, der auch hinter ihm blieb, als er eine etwas ungewöhnliche Abkürzung nahm. Nach zwanzig Minuten gab es für ihn keine Zweifel mehr: Man war hinter ihm her. Aus irgendeinem Grund fuhr der Austin jedoch nie so dicht auf, daß Clifton den Fahrer erkennen konnte. Ja, er hätte nicht einmal sagen können, ob es sich am Steuer um einen Mann oder um eine Frau handelte. Als er einmal — es war in der Draycott Avenue — an einer Omnibushaltestelle stoppte, ausstieg und dem Austin ungeniert entgegenging, riskierte der Fahrer (oder die Fahrerin!) seinen Hals, indem er blitzschnell mitten auf der belebten Draycott Avenue wendete und davonfuhr.
    Perry Clifton war so in diese Rückblende vertieft, daß er erschrocken zusammenzuckte, als es hart klopfte und die Tür geöffnet wurde.
    „Da ist er ja... Bist du schon lange da?“
    „Bin gerade gekommen, Hank!“
    „Deiner Miene nach zu schließen hattest du nicht viel Freude. Was sagst du zu der Sache in der Tiefgarage?“
    Perry Clifton sah Hank Murphy verständnislos an. „Tiefgarage?“
    Der grinste, deutete auf Cliftons Schreibtisch und meinte: „Du hast wohl noch keinen Blick auf meine Mitteilungen verschwendet, was?“
    „Stimmt. Entschuldige, Hank!“ Perry nahm die Zettel hoch und überflog sie. „Wann war O’Kelly hier?“
    „Ich habe nicht geschrieben, daß er hier war, sondern nur, daß er nach dir gefragt hat. Und zwar am Telefon. Es könnte etwa vor zwei Stunden gewesen sein. Ich soll dir ausrichten, daß er sich wieder meldet!“
    Den Text des zweiten Zettels las Perry Clifton laut: „Sir Adam ist außer sich! Man hat ihm in der Tiefgarage seine Flying Lady 5 gestohlen.“
    „Ach, du liebe

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