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Der silberne Buddha

Der silberne Buddha

Titel: Der silberne Buddha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Ecke
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auf sich zukommen sah. Sein geübtes Auge überflog in Sekundenschnelle die Erscheinung des Besuchers und schätzte sie ab. Aus dem zerknitterten Gesicht schloß er, daß es sich um einen über Sechzigjährigen handelte. Dagegen war für ihn der Einkaufsbeutel aus Plastik, auf dem neben einem Papageienkopf der Schriftzug Taggertys Vogelhaus zu lesen war, ausschlaggebend dafür, daß es sich um einen Passanten handelte, der nur aus Zufall ins Hartford-Haus geraten war. „Vielleicht will er nur nach der Toilette fragen?“ durchfuhr es York, und seine Miene verfinsterte sich. Nichts war ihm mehr zuwider als Leute, die Interesse an irgendeiner Sache heuchelten und in Wirklichkeit nur nach einer Toilette suchten. Ja, dazu würde auch der etwas nervöse, fast ängstliche Blick passen, mit dem die Augen des Alten durch die Halle huschten.
    York machte einen energischen Schritt auf den Mann zu.
    Er räusperte sich.
    „He“, fragte das zerknitterte Gesicht, „wo finde ich meinen alten Freund Sir Ernest Caven?“
    Alec York stockte der Atem. Nein, überrascht war er nicht. Erschrocken, ja, regelrecht erschrocken. Und da er sicher war, daß Sir Ernest niemals Freundschaft zu einem Mann pflegen würde, der wie ein... wie ein... na ja, eben so einfach gekleidet herumlief, mußte der alte Mann vor ihm in einer Art Kostüm stecken. Hatten die reichen, im Überfluß lebenden Leute mitunter nicht die kauzigsten Einfälle? Und er hatte ihn für einen ganz gewöhnlichen Pinkelbecken-Schnorrer gehalten. Alec York machte eine kurze, stramme Verbeugung und brachte dann seinen rechten Zeigefinger in die entsprechende Richtung.
    „Diese Tür dort, Sir, ist sein Büro! Darf ich Sie vielleicht anmelden?“
    Obwohl es Penny Nichols nach allem anderen als nach Fröhlichkeit und Übermut ums Herz war, schüttelte er den Kopf und flüsterte mit einem verschmitzten Augenzwinkern: „Will die alte Haut überraschen, kapiert?“
    „Natürlich, Sir!“ flüsterte York zurück und machte eine noch strammere Verbeugung.
    Penny tippte sich an den Mützenrand und wandte sich der bezeichneten Tür zu.
    Er holte tief Luft, bevor er klopfte.
    Sir Ernest sah irritiert auf den alten Mann, der die Tür mit solcher Behutsamkeit hinter sich zuzog, als sei sie aus dünnem Glas. Sicher hatte er sich in der Tür geirrt. Caven, um ein freundliches, nachsichtiges Lächeln bemüht, rückte seine Brille zurecht und wartete darauf, daß der Mann mit dem verwitterten Gesicht sagen würde: Entschuldigen Sie bitte, Sir, ich muß mich in der Tür geirrt haben.
    Penny Nichols betrachtete den Mann hinter dem Schreibtisch. Hm, vornehm war der schon, ein echter Gentleman, klar, war ja auch ein „Sir“ und ein Direktor dazu. Doch mußte er ihn, Penny, deshalb ansehen wie einen Maulwurf mit Flügeln? Zugegeben, er war nur ein Dieb, aber das wußte der Vornehme ja nicht. „Ob ich mal mit dem Fuß aufstampfe?“ überlegte Penny, doch dann fiel ihm ein, daß er von Glück sagen konnte, wenn er ungerupft wieder aus dem Haus kam. Also lächelte er ebenfalls.
    Sir Ernest räusperte sich und ergriff die Initiative. „Wo wollten Sie denn gern hin?“ fragte er behutsam.
    „Na, hierhin!“ Penny Nichols bekräftigte diese Auskunft mit einem energischen Kopfnicken.
    „Aber... aber hier bin ich!“ Ernest Caven war richtig verwirrt. Ob das vielleicht gar ein...
    „Dann bin ich ja richtig! Das heißt, wenn Sie Sir Ernest Caven sind!“
    „Natürlich bin ich das!“ Caven schluckte erregt. Und er preßte sich furchtsam gegen die nicht nachgebende Lehne seines Schreibtischsessels, als er den alten Mann auf sich zukommen sah.
    Penny stellte seine Plastiktüte mitten auf Cavens Schreibtisch und entnahm ihr unter Seufzen und undeutlichem Gemurmel einen viereckigen Karton, der über und über mit Löchern versehen war.
    „Mein Freund Perry Clifton hat gesagt, ich solle zu Ihnen gehen!“
    Ernest Caven, der wohl einige Atemzüge lang befürchtet hatte, sein ungebetener Besucher stelle ihm eine Bombe auf den Schreibtisch, fühlte bei der Nennung des Namens unbeschreibliche Erleichterung. Ja, er schalt sich selbst einen Hasenfuß. Aber war das ein Wunder bei den Ereignissen?
    „So so, Mister Clifton schickt Sie also, Mister... Mister…“
    „Smith!“ Es war der einzige Name, der Penny so schnell einfiel.
    „Mister Smith... Sie sind also ein Freund von Mister Clifton. Vielleicht gar selbst ein Detektiv?“
    „Das nicht gerade“, gab Penny wahrheitsgetreu zu, während eine

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