Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der silberne Buddha

Der silberne Buddha

Titel: Der silberne Buddha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Ecke
Vom Netzwerk:
bearbeite ich vier Fälle auf einmal.“
    „Und das bei nur einem Gehalt!“
    „So ist es.“ Der Inspektor seufzte. „Aber es sollte ein Trost für Sie sein, daß Sie mich Tag und Nacht erreichen können, wenn es sein muß. Also verlieren Sie meine Telefonnummer nicht!“
    „Aus meiner linken Innentasche wurde noch nie etwas gestohlen. Lassen Sie es mich wissen, wenn Sie Drake erwischt haben?“
    „Versprochen!“ nickte Mike O’Kelly.
    Sie schieden in der beiderseitigen Gewißheit, miteinander gut auskommen zu können.

Die undichte Stelle

    17 Uhr.
    Auf dem Tisch stand, halb gefüllt, ein aufgeklappter Schweinslederkoffer mittleren Ausmaßes. Ein zweiter — größer und bereits prall gefüllt — lag auf der Couch.
    „Hm“, brummte der Mann, dessen nachdenkliche Blicke zwischen dem offenen Koffer und dem ebenfalls offenen Schrank hin und her gingen. „Entweder muß ich die beiden dunklen Anzüge hierlassen, oder ich muß noch einen dritten Koffer mitnehmen.“ Eine schwierige Entscheidung, der er allerdings im Augenblick enthoben wurde, denn es klopfte an der Tür seiner vornehmen Zweizimmer-Wohnung. Die Art des Klopfens ließ darauf schließen, daß es sich um die Witwe Baker handelte, die in der Wohnung über ihm wohnte und die Eigentümerin des Vierfamilienhauses war.
    „Hallo, Mister Shorting“, flötete sie (sie flötete immer, wenn sie mit ihrem eleganten Mieter sprach, der so gar kein Auge für sie hatte, dabei war sie erst 47 Jahre und doch eine gute Partie mit ihrem schuldenfreien Haus), „Sie haben mir zwar gesagt, daß Sie verreisen, Mister Shorting, aber nicht, für wie lange!“
    „Oh, sollte ich das vergessen haben?“ Der Mann im maßgeschneiderten, dunkelbraunen Einreiher stellte sich dumm.
    „Mister Shorting“, flötete Mrs. Baker weiter, „ich frage ja nicht aus Neugier. Es ist nur wegen der Fernsehantenne.“
    „Fernsehantenne?“
    „Ja, nächste Woche wird doch eine neue Gemeinschaftsantenne montiert. Und dazu müßten die Mechaniker ja auch“ — ein rasches entschuldigendes Lächeln — „in Ihre Wohnung.“
    „Nun, wenn es weiter nichts ist, ich lasse Ihnen ganz einfach meinen Schlüssel da, Missis Baker.“
    Sie schien zufrieden. Obwohl... wie lange er wegbleiben würde, hatte er wieder nicht gesagt. Ja, nicht einmal sein Reiseziel kannte sie. Wo mochte ein lediger, freiberuflicher Brunnenbauingenieur Ferien machen?
    Sie war schon auf der fünften Stufe nach oben, als sie seine freundliche Stimme hörte: „Missis Baker...“
    Sie fuhr herum. „Ja, Mister Shorting?“
    „Ich werde Ihnen aus Brighton die schönste Ansichtskarte schicken, die ich auftreiben kann.“
    Marilyn Baker strahlte. „Das ist nett, wirklich, ich freue mich jetzt schon... Hoffentlich haben Sie schönes Wetter!“ Und beschwingt eilte sie über die restlichen Stufen davon, während ihr Lieblingsmieter zu seinen Koffern und dem damit verbundenen Einpackproblem zurückkehrte.
    Nach einer weiteren halben Stunde war auch das gelöst. Seufzend ließ er sich in einen Sessel fallen und schenkte sich einen Cognak ein. Doch noch bevor er das Glas an den Mund setzen konnte, klingelte es. Es war eigentlich mehr ein leises, melodisches Klirren. Er hatte sich diese Anlage, an die man bis zu zwanzig kleine Lautsprecher anschließen konnte, vor Jahresfrist von einem Trip nach Belgien mitgebracht. Er selbst montierte sich Lautsprecher in die Küche, das Badezimmer, den Balkon, die Diele, das Wohn- und das Schlafzimmer.
    Es klirrte bereits zum zweiten Mal.
    Die erste Reaktion, die der Mann im maßgeschneiderten Anzug empfand, war das intensive Gefühl von Ärger.
    „Was wollen Sie?“ herrschte er den Besucher mit leiser Stimme an.
    „Mister Drake“...weiter kam der kleine Chinese nicht, denn Gordon Drake, alias Malcolm Shorting, hatte ihn blitz-sdmell gepackt und in die Wohnung gezogen und gleichzeitig die Tür mit einem Fußtritt ins Schloß geworfen.
    „Verdammter Idiot!“ zischte er Tschiang Fu an. Eine Tonart, die ihm eigentlich überhaupt nicht lag. Er zerrte den Chinesen ins Wohnzimmer und beförderte ihn mit einem wuchtigen Stoß in einen Sessel. „Sie sehen, daß ich hier unter dem Namen Malcolm Shorting wohne, aber Sie quatschen mich mit Drake an.“ Er tippte sich wütend gegen die Stirn.
    „Sie sind hier oben wohl völlig leer, was?“
    Tschiang Fu hockte zusammengesunken im Sessel und schien voller Gleichmut und Fatalismus auf eine Tracht Prügel zu warten. Als nichts dergleichen passierte,

Weitere Kostenlose Bücher