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Der silberne Buddha

Der silberne Buddha

Titel: Der silberne Buddha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Ecke
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Sorgen erwiesen sich als unbegründet.
    Als Perry Clifton um den letzten Treppenabsatz bog, stockte er. Strahlend wie ein Totogewinner stand Dicki zwölf Stufen über ihm. Ausgehbereit! Zu seinem neuen dunkelblauen Samtanzug trug er ein blütenweißes Hemd und darauf eine ebenfalls dunkelblaue Fliege.
    „Donnerwetter, Dicki“, staunte Perry Clifton. „So elegant habe ich dich ja noch nie gesehen. Wo willst du denn hin?“
    Einen Augenblick lang blitzte es in Dickis Augen erschrocken und zugleich mißtrauisch auf. Der Gedanke, es könnte etwas dazwischengekommen sein, oder, was noch schlimmer gewesen wäre, Perry Clifton hätte seine Einladung vergessen, nahm ihm die Luft. Doch dann sah er seinen Freund lächeln, und die Verkrampfung löste sich.
    „Jetzt haben Sie mir aber einen Schrecken eingejagt!“
    Perry Clifton war inzwischen bei Dicki angelangt.
    „Entschuldige, Dicki“, sagte er. „Es sollte nur ein Scherz sein!“ Er packte ihn und drehte ihn einmal rund um seine eigene Achse.
    „Alle Achtung. Sitzt wie angegossen. Man könnte direkt meinen, du seist in den Buckingham Palast eingeladen.“
    „Hoffentlich bekleckere ich mich beim Essen!“ flüsterte Dicki.
    Perry Clifton schaute alles andere als geistreich drein. „Und warum, zum Teufel, möchtest du dich bekleckern?“
    „Großvater hat mal gesagt: Ein neuer Anzug bringt nur dann Glück, wenn man ihn beim ersten Tragen bekleckert!“
    Perry zog lachend seinen Wohnungsschlüssel aus der Tasche und versicherte: „Du solltest in diesem Fall deinem Großvater mal nicht glauben. Sicher hat er das nicht ernst gemeint.“
    Als Clifton die Tür aufschloß, steckte Mrs. Miller ihren Kopf aus der Nachbarwohnung. „Na, Perry, wie gefällt Ihnen Ihr heutiger Abendbegleiter?“ fragte sie mit stolzerfüllter Stimme.
    „Ich bin hingerissen. Leider hat das den Nachteil, daß ich mich nun ebenfalls in den allerbesten Anzug stürzen muß... Also, Dicki, ich, klingle bei euch, wenn ich fertig bin...“ Perry Clifton nickte auch Mrs. Miller kurz zu und verschwand dann in seiner Wohnung — sehr zum Leidwesen Dickis, der so gern gewußt hätte, was in dem Brief des Chinesen stand...
    Perry Clifton ließ sich in die Couchecke fallen, die sonst Dicki während seiner Anwesenheit mit Beschlag belegte, und drehte den Umschlag hin und her, wog ihn in der Hand und roch sogar daran. Ein weißer, fester Umschlag, der weder den Namen des Absenders noch den eines Empfängers aufwies.
    Er schlitzte ihn mit dem Autoschlüssel auf.
    „Lieber Mister Clifton“, begann das Schreiben, und Perry wurde von Zeile zu Zeile mehr gefesselt. Er las den handgeschriebenen Brief dreimal und fühlte, wie in ihm Grimm, ja Zorn aufstiegen.
    Ein Blick zur Uhr...
    Sieben...
    Mit einem raschen Griff zog er aus der linken Innentasche einen Zettel. Er wählte die erste Telefonnummer zuerst. Nach dem sechsten Freizeichen legte er auf und wählte die zweite Nummer.
    Hatte er sich verwählt — das Besetztzeichen hallte durch den Hörer.
    Noch einmal! Diesmal meldete sich die Polizeizentrale Kensington sofort.
    „Guten Abend, hier spricht Clifton. Ist Inspektor O’Kelly im Haus?“
    „Ich glaube ja. Moment, ich verbinde!“
    Es ging blitzschnell. Eingespielte Perfektion.
    „O’Kelly!“ Kühl und sachlich klang die Stimme des Inspektors.
    „Und hier spricht Clifton!“
    „Also doch. Ich war mir nicht sicher, ob ich mich verhört hatte.“ Das Kühl-Sachliche war einer gewissen Vertraulichkeit gewichen. „Sie wollen mir sicher von Ihrer Chinapost berichten.“
    „Erraten! Ich bewundere Ihre prophetische Begabung, Inspektor.“
    „Aber nicht doch“, wehrte O’Kelly ab, „das ist nur die Routine des kleinen Kriminalisten-Einmaleins’. War es eine Drohung, trachtet man Ihnen vielleicht gar nach dem kostbaren Leben?“
    „Ich möchte Ihnen den Brief gern vorlesen!“
    „Dann tun Sie es!“
    „Lassen Sie mich vorher bitte etwas fragen: Was ist mit Gordon Drake?“
    „Ich muß leider zugeben, daß nichts ist. Er ist wie vom Erdboden verschwunden, wenn Sie mir diese abgenutzte Redewendung erlauben. Kein Spitzel weiß was über ihn. Das heißt, heute meldete sich ein angeblicher Informant und wollte mit mir verbunden werden. Entweder hat er im letzten Augenblick kalte Füße bekommen, oder es steckte etwas anderes dahinter. Die einzige verbindliche Aussage, die uns vorliegt, besagt, daß Drake zuletzt in einem großen BMW gesehen wurde. Kennzeichen unbekannt. Entweder hat Ihnen Ihr Mister

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