Der silberne Buddha
beeindruckt den Kopf. „Du bist ja der reinste Eulenspiegel. Hast du das von Perry?“ Der protestierte.
„Wie kannst du so was Ehrenrühriges fragen?! Solcherart Geschäfte lerne ich höchstens von Dicki. Und wo der sie herbringt, das weiß sicher nicht einmal sein Großvater.“
Perry klopfte leise auf den Tisch. „Raus mit der Sprache. Wie lautet die Aufgabe!?“
Dicki Miller setzte sich in Positur und sprach langsam und deutlich (genau wie der hinterhältige Mister Eatbak!) die geheimnisvolle Aufgabe:
„Wieviel Prozent ist die Hälfte von einer Hälfte?“
„So ein Ulk“, Julie kicherte und griff nach dem einen Bleistiftstummel, machte, wie manche in der Schule beim Diktat, eine hohle Hand über ihren Zettel und verewigte mit energischen Strichen ihr Ergebnis. Dann drehte sie das Papier um und schob es Dicki zu, der ihr atemlos zugesehen hatte. Auch Perrys Hand war gleich nach der Aufgabenstellung in Richtung Stift gezuckt, doch dann hielt er kurz inne, lächelte erkennend und führte seine Schreibarbeit in aller Ruhe zu Ende.
Dicki grapschte über den Tisch und brachte Cliftons Zettel an sich. Er sah auch ihn an, lange, denn das erhöhte die Spannung, und schließlich wandte er sich Julie Young zu.
„Vielen Dank für das Eis, Miß Julie!“
„Was soll das heißen, Dicki?“ fragte Julie mißtrauisch.
„Sie müssen mein Eis bezahlen!“
„Aber ich habe doch ,fünfundzwanzig Prozent’ hingeschrieben!“ Sie protestierte mit blitzenden Augen.
„Das war eben dein Fehler, Julie. Hättest du fünfzig Prozent geschrieben, wärst du auch mit fünfzig Prozent vom Eispreis weggekommen. Aber soooo...“
„Moment, Moment“, rief sie temperamentvoll, „also...“
„Etwas leiser!“ empfahl Perry lächelnd.
„... also die Aufgabe lautete: Wieviel Prozent ist die Hälfte von einer Hälfte!“ So leicht ließ sie sich schließlich nicht reinlegen. Wahrscheinlich war das sogar ein Komplott gegen sie.
„Stimmt!“ sagte Perry.
„Stimmt!“ sagte auch Dicki.
„Na also, die Hälfte von einer Hälfte ist fünfzig, und davon die Hälfte ist fünfundzwanzig... Das heißt“...Sie stockte, sah betroffen von Dicki zu Perry und wieder zurück. „So was Dummes...“ gestand Julie zerknirscht, „die Hälfte ist ja immer fünfzig Prozent.“ Aber schon wieder war jenes übermütige Funkeln in ihren Augen. Voller Begeisterung sagte sie: „Das wird Mister Hollburn nicht nur ein Eis kosten.“
Perry Clifton kam nicht mehr dazu, Zweifel anzumelden, denn in diesem Augenblick erklang aus dem Lokallautsprecher die gedämpfte Aufforderung, daß sich ein Mister Perry Clifton, sollte er sich im Lokal befinden, in die Telefonzelle neben der Garderobe begeben möchte.
„Das ist gemein!“ flüsterte Julie, während sich Perry möglichst unauffällig erhob...
„Hallo?“
„Sind Sie es, Mister Clifton?“
„Ja, Inspektor. Was ist passiert? Sie wollen doch hoffentlich nicht absagen?“
O’Kellys Stimme klang auffällig ernst: „Ich nehme an, Sie sind nicht allein im Peking !“
„Nein, ich bin nicht allein.“
„Wäre es trotzdem möglich, daß Sie sich sofort auf den Weg zu mir machten?“
Perry Clifton versuchte seine Betroffenheit zu überspielen. Eines schien ihm sicher: Irgend etwas Unvorhergesehenes mußte geschehen sein.
„Selbstverständlich, wenn Sie Wert auf meine Anwesenheit legen.“ Er fragte nicht nach dem Wie und Warum, dafür jedoch: „Wohin soll ich kommen?“
„Ich erwarte Sie in der Unfallstation des Lengthorn-Hospitals!“
„Das ist doch in der Nähe der An hinter Stratford!“ stellte Perry Clifton fest. „Ich fahre sofort los!“
„Das ist nicht nötig. Gehen Sie bitte vor das Lokal. Jeden Augenblick wird Sie ein Streifenwagen abholen, ich habe bereits alles veranlaßt. Mit der Sirene sind Sie schneller hier.“
Das Gespräch war zu Ende, und Perry Clifton konnte nicht umhin: Er war von Inspektor O’Kelly beeindruckt.
Betont gemächlich schlenderte er zu seinem Tisch zurück und setzte sich. Zwei Augenpaare musterten ihn. Eines besorgt, das andere neugierig.
Unauffällig zog Clifton Julies schmale Handtasche heran, öffnete sie und schob eine 2o-Pfund-Note und seinen Autoschlüssel hinein. Dabei sagte er, ohne die Stimme zu heben: „Es ist leider etwas passiert, und ich muß weg. Ich habe dir Geld und Autoschlüssel in die Tasche getan. Bitte, Julie, fahr Dicki nachher nach Hause. Den Wagen hole ich morgen früh bei dir ab.“
Julie gab sich Mühe, ihre Angst
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