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Der silberne Sinn

Titel: Der silberne Sinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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der Professor die Argumente des Bellman-Patriarchen an und sagte hierauf: »Dadurch ändert sich alles, Mr Bellman. Freuen Sie sich darauf, Ihre Enkeltochter heute Abend in die Arme zu schließen. Auf Wiederhören und gute Nacht.« Er drückte die Unterbrechungstaste und gab Yeremi das Telefon zurück.
    Leary sprang aus seinem Sitz hoch. »Was soll das heißen, Professor? Jerry steht nach wie vor unter Verdacht, mit dem Dieb der Quipus unter einer Decke zu stecken. Sie können doch nicht…«
    »Still!«, zischte McFarell. Der Ton seiner Stimme ließ den Psychologen förmlich gefrieren. »Wir hängen vielleicht am Geldtropf Ihres Arbeitgebers, aber das macht uns nicht zu seinen Leibeigenen. Wenn das Ansehen der Fakultät durch die Machenschaften Ihres Chefs beschädigt wird, verstehe ich keinen Spaß. Ich werde ihn persönlich aufsuchen und diese Angelegenheit auf den Tisch bringen. Bis nicht alles geklärt ist, was es zu klären gibt, bleibt Jerry auf freiem Fuß. Haben wir uns verstanden?«
    McFarells Frage war nicht wirklich auf Widerspruch angelegt. Leary schien das zu spüren und nickte.
    Der Dekan wandte sich Yeremi zu. »Das wäre vorerst alles, Jerry. Ihren Computer schalte ich schon aus. Gehen Sie nur nach Hause. Kommen Sie gut ins neue Jahr.«
     
     
    Yeremi musste sich immer wieder mäßigen und sich zu einem normalen Tempo zwingen, während sie an der Ostfassade des U. C. Berkeley Art Museum entlang die College Avenue hinabging. An der Ecke Durant Avenue stand ein Streifenwagen der Campuspolizei mit laufendem Blaulicht. Jetzt nur keine Aufmerksamkeit erregen! Durch ihren Kopf flirrten tausend blitzende Gedanken wie Aluminiumkonfetti im Sonnenlicht. Immer wieder waren silberne Schnipsel darunter, die sie an Saraf erinnerten. Wo war er? Unauffällig blickte sie sich nach allen Seiten um. Vom Silbermann fehlte jede Spur.
    McFarell hatte nicht erkennen lassen, ob jemand verhaftet oder – Yeremi schauderte bei dem Gedanken – verletzt worden war. Auf ihre Anrufe reagierte Saraf nicht. Stattdessen erklärte ihr eine weibliche Stimme mit Engelsgeduld, der Teilnehmer sei im Augenblick nicht erreichbar. Aber wo ist er? Darauf wusste auch die freundliche Dame am Telefon keine Antwort.
    Ein junger Polizist stand auf dem Gehweg, lässig gegen die Motorhaube seines Streifenwagens gelehnt. Als Yeremi sich ihm näherte, tippte er mit der Hand an seine Mütze. Die Blondine nickte ihm lächelnd zu und lief weiter – um gleich darauf, täuschend spontan, stehen zu bleiben und sich umzudrehen.
    »Guten Abend, Officer. Weiß man inzwischen, was den Brand ausgelöst hat? Der ganze Campus spricht davon.«
    »Und ich dachte, alle seien längst zu Hause und bereiteten sich auf den Silvesterabend vor.«
    »Nicht alle. Sie wissen ja, wie das ist. Forscher! Die finden nie ein Ende.« Sie schenkte dem Polizisten ein bezauberndes Lächeln. Wahre und berechnende Einfühlung sind wie die dunkle und die helle Seite des Mondes, Jerry. Lerne, sie zu unterscheiden! Sarafs Mahnung klang in ihrer Erinnerung wie eine Anklage, weil sie die funktionale Empathie gerade wie eine Wahrheitsdroge für ihre Zwecke einsetzte und sich ziemlich schlecht dabei fühlte.
    Der junge Polizist empfand Dankbarkeit für die Abwechselung. Yeremi war genau sein Typ. Er lächelte zurück, nickte und scherzte: »Und ob ich das kenne! Erlebe es tagtäglich. Wenn es nachts in den Labors rumort, wissen wir nie, ob nur irgendein zerstreuter Professor ohne Anmeldung sich dort gerade den Nobelpreis verdient oder ein Dieb sein Unwesen treibt. Heute Abend war’s jedenfalls keiner von der ersten Sorte.«
    »Wollen Sie damit sagen, Einbrecher hätten…?« Yeremis Mund blieb offen stehen, ihre braunen Augen waren weit aufgerissen.
    Der junge Mann erkannte die einmalige Chance, sich wichtig zu machen. »Wir wissen noch nicht, wie viele es waren. Einen hatten wir gestellt, ehe er sich absetzen konnte…«
    »Dann sitzt der Brandstifter jetzt hinter Gittern? Das geschieht ihm recht!« Yeremi hielt den Atem an.
    »Leider nicht. Er ist den Kollegen entkommen.«
    »Das gibt’s doch nicht! Wie konnte denn das passieren?«
    »Ich war selbst nicht dabei. Schade! Mir wäre dieser Schnitzer bestimmt nicht passiert.«
    »Kann ich mir auch nicht vorstellen«, schmeichelte Yeremi. »Wie haben’s Ihre Kameraden denn verbockt?«
    »Sind eingeschlafen.«
    »Wie bitte?«
    »Der Bursche ist drüben auf der anderen Seite aus dem Fenster gesprungen und getürmt.«
    »Bei der Bowditch

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