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Der silberne Traum - Die Chroniken der Nebelkriege ; 4

Der silberne Traum - Die Chroniken der Nebelkriege ; 4

Titel: Der silberne Traum - Die Chroniken der Nebelkriege ; 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ravensburger
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aufgestiegen. Fi kletterte auf allen vieren die Schräge hinauf. Immer wieder geriet sie auf den regennassen Schindeln ins Rutschen, doch endlich erreichte sie den Dachgiebel. Vor ihr erstreckte sich das Dächermeer Hammaburgs. Doch wohin jetzt? Breitbeinig setzte sie sich auf den Giebel und zog sich an ihm entlang. Sie hoffte, auf eine weitere Dachluke zu stoßen, aber sie hatte kein Glück. Hinter ihr wurden Männerstimmen laut. Die Gardisten hatten sie bald eingeholt. Fi rutschte weiter, bis sie an der Dachkante angekommen war. Sie spähte in die Tiefe. Nur drei Schritte unter ihr befand sich ein Balkon mit einer Balustrade. Ohne weiter darüber nachzudenken, schwang sie sich über die Kante, hielt sich an der Dachtraufe fest und ließ sich fallen. Mit katzenhafter Gewandtheit kam sie auf dem nassen Balkon auf und hörte Rufe über sich. »Er ist gesprungen!«
    »Herrje, was tust du da?«, drang Eulertins Stimme schwach aus ihrer Weste.
    »Vertraut mir, Magister!« Fi lehnte sich über das Geländer und seufzte. Die Gasse lag noch mindestens sieben Schritte unter ihr. Wie an der Frontfassade waren an der Außenwand ein paar Nischen eingelassen, in denen Statuen aufgestellt waren. Das musste ausreichen. Fi kletterte über die Brüstung und fixierte die nächstgelegene Nische. Sie holte tief Luft, sprang und klammerte sich an den Arm der Skulptur. Allen Schicksalsmächten sei Dank war das Standbild gut befestigt und kippte nicht.
    Fi schwang sich an einer Fensterfront vorbei zur nächsten Nische. Von dort aus stieß sie sich zu einer der Irrlichtlaternen ab, glitt am Mast nach unten und landete sicher auf dem nassen Straßenpflaster. Auf dem Rathausplatz gellten Kommandos und schnelle Stiefelschritte näherten sich. Fi stürmte los. Keinen Augenblick zu spät, denn schon bog hinter ihr ein Trupp Stadtwachen in die Gasse ein.
    »Dort!«, brüllte einer der Männer und die Gardisten rannten ihr hinterher.
    Fi hetzte eine breite und von Pfützen übersäte Geschäftsstraße entlang. Sie war schneller, als sie sich zugetraut hätte. Es kam ihr fast so vor, als würde sie von einer unsichtbaren Kraft angeschoben. Instinktiv folgte sie dem Lauf eines Kanals. Und ohne so recht zu wissen warum, schlüpfte sie in eine dunkle Seitengasse neben einem Gewürzladen, bog an einer Kreuzung rechts ab und hetzte weiter durch die Nacht. Das Gebrüll ihrer Verfolger war längst verstummt. Dennoch gönnte sie sich keine Verschnaufpause. Sie rannte an Wohnhäusern und Läden vorbei und ihre Füße flogen nur so über das Pflaster. Irgendetwas stimmte nicht mit ihr. Überhaupt, der wievielte Straßenzug war das jetzt, an dem sie vorbeirannte? Schwer atmend blieb sie stehen. Vor ihr lag eine ebenso schmale wie holprige Gasse mit spitzgiebeligen Häusern, die nur spärlich beleuchtet war. Die oberen Stockwerke der windschiefen Gebäude standen so eng beieinander, dass sich die Bewohner ohne Probleme durch die Fenster die Hände reichen konnten. Doch die Häuser sahen nicht aus, als würden dort gewöhnliche Bürger leben. Die Dachgiebel hatten die Form von Drachenköpfen, Einhörnern oder Greifen und über den Hauseingängen baumelten Schilder, auf denen schemenhaft dickbauchige Flaschen, Pergamentrollen und Kristallkugeln zu erkennen waren. Erschrocken zuckte Fi zurück, denn im Eingang eines der Gebäude glaubte sie, zwei Stadtgardisten mit Hellebarden stehen zu sehen.
    »Rasch, komm her!«
    Fi wirbelte herum und starrte fassungslos auf den klobigen Gauklerwagen, der beleuchtet von einer trüben Lichtquelle in einem Innenhof rechts von ihr stand. Der hohe Kutschbock und die lachenden Fratzen an der Außenseite – bei allen Schicksalsmächten, sie kannte das Gefährt! Nur sein Besitzer war kaum wiederzuerkennen. Auf dem Kutschbock hockte eine zusammengesunkene Gestalt in einem halb verbrannten Narrenkostüm, deren Gesicht und Hände dick mit Bandagen umwickelt waren. Mit der Rechten hielt sie einen Stab mit Harlekinkopf umklammert.
    »Steig ein, wenn du nicht entdeckt werden willst«, stöhnte Tandarin. »Sonst war der Zauber, der dich hergeführt hat, völlig umsonst.«

Seltsame Allianzen
    I ch muss den Magier sprechen, den ihr in Rüstringen erwähnt habt. Diesen Magister Eulertin!« Tandarin schleppte sich zur Liege im Innenraum seines Wagens und ließ sich mit schmerzhaftem Stöhnen darauf nieder. »Ihr spracht doch davon, dass er sich in Hammaburg aufhält.«
    Fi starrte den Puppenmacher fassungslos an. Tandarin war grässlich

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