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Der silberne Traum - Die Chroniken der Nebelkriege ; 4

Der silberne Traum - Die Chroniken der Nebelkriege ; 4

Titel: Der silberne Traum - Die Chroniken der Nebelkriege ; 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ravensburger
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dröhnend. »Ihre dunkle Majestät ist zufrieden mit dir. Sie erlaubt dir, ihn zu fressen. Lass keine Spuren zurück.«
    »Danke, mein Fürst. Mutter sagt Danke.« In den irren Blick der Sirene mischte sich ein gieriges Funkeln.
    »Und nun zu dir, Eisenhand«, wandte sich der Gargylenfürst wieder dem Piraten zu. »Dir ist hoffentlich klar, dass die Nebelkönigin hohe Erwartungen in dich setzt.«
    »Ich werde Ihre dunkle Majestät nicht enttäuschen«, antwortete der Pirat.
    »Das will ich hoffen«, röhrte Kruul. »Denn wir brauchen die Schätze so rasch wie möglich. Versagst du, wirst du mitsamt deiner Mannschaft auf den Meeresboden zurückgeschickt. Dort könnt ihr dann dabei zusehen, wie eure Körper in alle Ewigkeit verrotten.«
    »Das wird nicht passieren, mein Fürst!«, knurrte Eisenhand.
    »Gut. Ich habe hier ein Geschenk von Morgoya, das dich bei deinem Vorhaben unterstützen wird.« Kruul öffnete die Krallenhand und ließ vor Eisenhand einen eingewickelten Gegenstand auf die Planken fallen, der metallisch schepperte. Der Kapitän starrte Kruul überrascht an, bückte sich mit knackenden Knochen und wickelte das Geschenk aus. Zum Vorschein kam ein Armpanzer aus purem Mondeisen. Das magische Metall war überaus kostbar und Fi wusste, dass mondeiserne Gegenstände dieser Größe mehr als rar waren.
    »Was ist das?«, fragte Eisenhand gespannt.
    »Schnall dir den Panzerarm um«, forderte ihn der Gargylenfürst auf. »Er wurde einst von Zyklopen aus den Dschinnenreichen geschmiedet. Du wirst spüren, dass er dir ungeahnte Kräfte verleiht und damit deinem Namen alle Ehre machen.«
    Der Pirat schlüpfte mit der Linken in den Panzerarm und schloss die mondeisernen Schnallen. In seinen toten Augen blitzte ein bösartiges Funkeln auf. »Oh ja«, zischte er. »Ich kann es tatsächlich spüren!«
    Eisenhand schloss die gepanzerte Faust und reckte den Mondeisenarm triumphierend dem Hauptmast entgegen. Über ihnen am Himmel rumpelte es und Fi sah atemlos dabei zu, wie sich dunkle Wolken vor den Mond schoben. Einzig das grünliche Glosen, das nach wie vor von dem Geisterschiff ausging, hüllte ihn und seine Begleiter noch in ein wenig Licht. Das Grollen am Nachthimmel verstärkte sich und ein heftiger Wind kam auf. Schon im nächsten Augenblick zuckte ein greller Blitz über das Schiff hinweg. Es donnerte und ein jäher Platzregen setzte ein.
    »Har, har, har!« Eisenhands Gelächter röhrte gegen das Gewitter an. »Richtet Ihrer Majestät Morgoya aus, dass sie sich auf mich verlassen kann. Sie bekommt, wonach sie verlangt!«
    Unaufhörlich gingen Blitze nieder, die sich krachend über dem Meer entluden. Fi konnte im flackernden Schein sogar erkennen, wie sich die Sirene über die Lippen leckte.
    »Bitte, mein Gebieter«, rief das Scheusal gegen den Donner an. »Mutter möchte dabei sein. Mutter will kämpfen. Mutter will fressen.«
    »Nein, du bleibst hier und bewachst Albions Küste«, grollte Kruul. »Wir müssen verhindern, dass noch mehr Flüchtlinge das Festland erreichen.«
    »Mutter ist fleißig. Mutter hat gerade erst einen Schmuggler und sein Schiff in ihr Zuhause gelockt.«
    »Hatte er eine Elfe an Bord?«, fragte Kruul mit lauernder Stimme.
    Fi wurde blass.
    »Nein, mein Fürst. Mutter hat nur Menschlein eingefangen. Menschlein und einen Seekobold.«
    Eisenhand wirbelte mit wildem Blick zu der Sirene herum, die tropfnass vor dem Gargylenfürsten hockte und den Piraten nicht weiter beachtete.
    »Friss sie meinetwegen, aber halte weiterhin deine Augen offen.« Kruul entfaltete seine monströsen Schwingen. »Enttäuscht mich nicht.« Mit kräftigen Flügelschlägen erhob er sich in die sturmgepeitschte Nacht und stieg zur Wolkendecke empor. Ein letztes Mal enthüllte ein Blitz seine Silhouette, dann war er verschwunden.
    Fis Herz hämmerte in der Brust. Jetzt oder nie. Verzweifelt hackte sie mit ihrer Klinge auf das Schloss des Ruderhäuschens ein, doch es ließ sich nicht öffnen.
    »Was hast du da gerade gesagt?«, ertönte Eisenhands Stimme auf dem Deck. »Du hast einen Klabauter gefangen?«
    »Er ist klein. Gar nicht schmackhaft«, erwiderte die Sirene leutselig.
    »Das ist mir egal«, brüllte der untote Kapitän. »Bevor ich von der Insel ablege, zeigst du mir den Kerl.«
    Fi schlug noch immer auf das Metall ein, doch das schwere Schloss gab einfach nicht nach. Kurz blickte sie wieder hinunter aufs Hauptdeck – und erstarrte. Die Sirene glotzte geradewegs zu ihr hinauf.
    »Ein blinder Passagier«,

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