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Der silberne Traum - Die Chroniken der Nebelkriege ; 4

Der silberne Traum - Die Chroniken der Nebelkriege ; 4

Titel: Der silberne Traum - Die Chroniken der Nebelkriege ; 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ravensburger
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Großen Hunger. Mutter könnte singen.«
    »Auch das habe ich nicht zu entscheiden«, grollte Eisenhand. »Wir warten die Befehle ab!«
    Fi zog sich endgültig nach oben, rollte sich auf den fauligen Planken ab und fasste das Ruderhaus ins Auge, in dem sich die Mechanik des Schiffsruders befand und aus dem die Achse mit dem Steuerrad ragte. Sie überprüfte noch einmal, ob das leuchtende Fläschchen mit dem Elixier gut verhüllt war, dann griff sie zum Messer und robbte auf dem Bauch auf das Ruderhaus zu. Doch die Frontklappe des schweren Kastens war mit einem rostigen Schloss versperrt. Fi versuchte den Rost mit dem Messer abzukratzen, als vom Bug des Schiffes abermals das Läuten der Schiffsglocke ertönte. Der singende Klang fuhr ihr durch Mark und Bein. Kaum war er verhallt, brüllte Mort Eisenhand auch schon los. »Alles antreten!«
    Von überall her war das Klappern und Schaben von Knochen zu hören. Fi ließ von dem Schloss ab und riskierte einen Blick auf das Hauptdeck. Angewidert sah sie dabei zu, wie sich unter ihr etwa vierzig Untote mit grinsenden Totenköpfen und hohlen Blicken sammelten. Von grünlich leuchtendem Nebel umhüllt, bauten sich die schwankenden Gestalten in vier Reihen vor dem Kapitän auf.
    Fi konnte den Piraten zum ersten Mal näher in Augenschein nehmen. Er hielt den Griff eines großen Säbels gepackt und unter seiner Kapitänsjacke lugten Knochen hervor. Doch im Vergleich zu seiner Mannschaft war Eisenhands Körper deutlich weniger verwest. Unter einem dunklen Kopftuch hing ihm strähniges Haar über die Schultern und aus dem aufgedunsenen Gesicht stachen harte, fast lebendig wirkende Augen hervor. Aber anstatt seine Mannschaft zu mustern, war sein Blick in die Nacht gerichtet. Auch die Sirene, die nicht weit von ihm entfernt auf ihrem Fischschwanz hockte, starrte geifernd in die Dunkelheit.
    Fi folgte ihren Blicken und sah, wie sich vor dem Mond eine finstere Gestalt mit großen Schwingen abzeichnete. Erschrocken keuchte sie auf. Das war eine Gargyle! Schon die geflügelte Silhouette ließ Fi zittern, denn sie wusste, das nichts Morgoyas Schattenzucht aufhalten konnte. Diese Kreaturen waren wie lebende Felsen. Pfeile prallten wirkungslos an ihnen ab und selbst Elfenzauber zerschellten wie Glas. Nur das Sonnenlicht ließ eine Gargyle erstarren. Doch die Sonne schien schon lange nicht mehr über Albion. Nebel und Schatten erstickten nicht nur das Tageslicht auf der großen Insel, sondern nach und nach auch die Hoffnung all jener, die bis heute Morgoyas Schreckensherrschaft zu trotzen versuchten.
    Fi versteckte sich hastig hinter dem Ruderhäuschen, denn das Rauschen der mächtigen Flügel war bereits zwischen den Masten zu hören. Kurz darauf landete ein schwerer Körper mit einem Knirschen auf dem Deck des Schiffs, als würden Felsen aneinanderreiben.
    »Mein Fürst!«, begrüßte Eisenhand den Neuankömmling. »Ich bin hier, wie es mir befohlen wurde.«
    »Natürlich bist du das«, röhrte eine dunkle Stimme. »Ich hoffe, du und deine Männer, ihr seid bereit?«
    »Selbstverständlich! Verfügt über uns, wie Ihr es wünscht.«
    Fi versuchte ihren rasenden Herzschlag zu beruhigen, während sie von Neugier getrieben vorsichtig über die Kante zum Hauptdeck hinabspähte. Die missgestaltete Kreatur, die mindestens so groß wie die Sirene war, besaß riesige Fledermausschwingen und einen spitz zulaufenden Schwanz, der unruhig hin- und herpendelte. Mit dem kantigen Raubtierschädel und einem Körper, der im Mondlicht wie polierter Basalt glänzte, wirkte sie wie eine lebende Statue. Anstelle von Ohren besaß die Gargyle knorpelige Auswüchse und an der Stirn prangten zwei unterarmgroße Hörner. Fi begriff sofort, wer da unten stand: Kruul, der Gargylenfürst! Er galt als rechte Hand der Nebelkönigin und wo er auftauchte, regierte nichts als Schrecken.
    Kruuls gelbe Raubtieraugen musterten Eisenhand und seine Mannschaft gebieterisch und Fi beschlich das unangenehme Gefühl, dass sie dem Gargylenfürsten nicht zum ersten Mal begegnete.
    Jetzt richtete er den Blick auf die Sirene. »Hast du den Auftrag Ihrer Majestät Morgoyas von Albion ausgeführt?«, röhrte seine Stimme durch die Nacht.
    »Ja, mein Gebieter«, züngelte die Sirene und verneigte sich kriecherisch. »Mutter hat dem Prinzlein eine Falle gestellt. Das Prinzlein liegt eingewickelt in ihrem Zuhause.«
    Bei allen Schicksalsmächten, die Sirene sprach von Nikk!
    »Sehr gut!« Kruul fletschte die Reißzähne und lachte

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