Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der silberne Traum - Die Chroniken der Nebelkriege ; 4

Der silberne Traum - Die Chroniken der Nebelkriege ; 4

Titel: Der silberne Traum - Die Chroniken der Nebelkriege ; 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ravensburger
Vom Netzwerk:
habe dein armseliges Leben umsonst gerettet? Lass die Himmelsposaunen erklingen, sonst werdet ihr alle sterben.«
    Fi war wie erstarrt. Sie wagte es nicht, sich vom Fleck zu rühren. Die Gargyle beugte sich lauernd vor und war jetzt nur noch eine Handbreit von der Pfeilspitze entfernt. »Oder ziehst du es vor, versklavt zu werden?« Das Ungeheuer stieß ein spöttisches Rasseln aus. »So wie der Rest deines schwächlichen Volkes.«
    Das musste eine Falle sein. Fi brach in Schweiß aus. Andererseits hatte sie noch nie davon gehört, dass sich Gargylen gegenseitig bekämpften. Das Monstrum vor ihr schnaubte verärgert und richtete sich wieder auf. »Jetzt mach schon! Nur ein Elf kann diese Pilzröhren erklingen lassen!«
    Fi starrte die seltsame Gargyle noch immer ungläubig an und ließ den Bogen erschöpft sinken. Rasch wandte sie sich dem Mundstück der Himmelsposaunen zu und blies hinein. Ein langer, getragener Ruf ertönte, ließ ihren Körper erschauern und erfüllte die Nacht mit einem tiefen dunklen Klang. Fi löste sich atemlos von dem Elfeninstrument und drehte sich wieder zu dem Ungeheuer um.
    Die Gargyle nickte zufrieden. »Ich hoffe, du kannst besser kämpfen als der Rest deiner Art.«
    Fi riss sofort den Bogen hoch, doch die Gargyle packte ihren Arm und fuhr schmerzhaft die Krallen aus. »Dummes Elfchen, du solltest Freund und Feind auseinanderhalten können.«
    »Wer bist du?«, keuchte Fi.
    »Lass dir das von Thadäus erklären«, schnaubte die Gargyle. »Du bringst mich jetzt zu ihm!«
    Wie bitte? Das Ungeheuer war mit dem Däumling bekannt? Bevor Fi wusste, wie ihr geschah, packte die Gargyle sie an der Taille und schwang sich mit ihr zum Himmel auf. Fi schrie, doch die Gargyle lies nicht los. Stattdessen flog sie mit ihr zurück zur Hafenlagune, wo noch immer erbittert gekämpft wurde. Vom Geisterschiff stieg schwarzer Rauch auf und unentwegt zuckten grelle Blitze vom Himmel, die auf eine bestimmte Stelle unterhalb des Leuchtturms zielten. Die drei Köpfe der Hydra an der Plattform des Turms brüllten, doch der massige Schlangenleib rührte sich nicht von der Stelle.
    »Da hinten«, rief Fi. »Dort beim Damm, wo die Blitze einschlagen. Ich glaube, da ist der Magister!«
    »Was verursacht diese Blitze?«, knirschte die Gargyle. »Ein Zauberer?«
    »Nein, das ist Eisenhand mit einem Panzerarm aus Mondeisen!«
    »Eisenhand?« Der Kopf der Gargyle ruckte in Richtung des Geisterschiffes. Dort stand der untote Kapitän lachend an der vermoderten Reling und ballte die gepanzerte Linke zur Faust, während sich der Bug des brennenden Schiffes allmählich wieder zum Hafenausgang ausrichtete. Ein hässliches Knarren rollte über das Wasser und das Geisterschiff versank in den Fluten.
    »Koggs und Bilger haben es geschafft!«, rief Fi erfreut. »Das Geisterschiff geht unter!«
    »Und warum lacht dieser Elende dann so hämisch?«, fauchte die Gargyle. Sie stürzte ohne Vorwarnung in die Tiefe, ließ Fi auf das Heckkastell des Schiffes von Koggs Windjammer fallen und jagte dicht über dem Wasser auf den Fliegenden Albioner zu. Fi krachte auf die Planken und schlug gegen das Ruder. Ächzend erhob sie sich wieder, hob ihren Bogen auf und humpelte zur Reling.
    Gegenüber auf dem sinkenden Geisterschiff warf sich die Gargyle auf den sichtlich überraschten Piratenkapitän. Das Blitzlichtgewitter über ihnen brach ab und es zischte, als das Meerwasser die Brandherde überspülte. Auch Eisenhands Wutgebrüll war deutlich zu hören. Fi konnte immer noch nicht fassen, dass die seltsame Gargyle Wort gehalten hatte.
    Fi spannte gerade den Bogen, um wieder in das Kampfgeschehen einzugreifen, als sie über sich das Rauschen mächtiger Flügel vernahm. Unter majestätischem Vogelgeschrei stießen zwei gewaltige weiße Schwäne durch die Wolkendecke und jagten auf den Leuchtturm zu. Die Lyren! Fi hätte vor Erleichterung schreien mögen.
    Schon prallten an der Leuchtturmspitze die Urgewalten aufeinander. Die Lyren hackten zornig mit den Flügeln schlagend auf die Hydra ein, doch die drei Seeschlangenköpfe setzten sich erbittert zur Wehr. Brüllend traktierten sie die Riesenschwäne mit heißem Brodem und verbissen sich in deren Federkleid. Doch die Hydra konnte sich nicht an der Turmspitze halten. Gleich an zwei Stellen ihres aufgerollten Leibes brach das Feenlicht hervor, dessen silberner Schein sich in langen Lichtlanzen über Damm und Anlegestellen ergoss. Fi sah, wie zwei der Skelette in das mondhelle Licht gerieten und

Weitere Kostenlose Bücher