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Der silberne Traum - Die Chroniken der Nebelkriege ; 4

Der silberne Traum - Die Chroniken der Nebelkriege ; 4

Titel: Der silberne Traum - Die Chroniken der Nebelkriege ; 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ravensburger
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dort wurde sie Zeuge, wie einer der Klabauter unter ihr mit einem der wandelnden Skelette die Klingen kreuzte. Fi sah sich hektisch nach der Gargyle um und flehte alle Schicksalsmächte an, dass ihr Plan aufgehen möge. Einer von ihnen musste die Lyren rufen. Unbedingt!
    Fi versuchte sich an das Lied zu erinnern, dass Nikk ihr beigebracht hatte. Obwohl ihr das Herz vor Aufregung bis zum Hals schlug, schaffte sie es, sich auf die Melodie zu konzentrieren. Dabei erschien es ihr angesichts der verzweifelten Lage der Kämpfenden absolut unwirklich, gerade jetzt zu singen. Doch ihr Ruf wurde erhört. Neben dem Balkon schwirrte eine der kleinen Blütenfeen heran. »Bitte, du musst mich zu den Himmelsposaunen bringen!«
    Berchtis’ wundersame Riesenschwäne konnten vielleicht nicht an allen Küsten zugleich sein. Aber wenn einige von ihnen hier in Jada’Maar sesshaft waren, waren sie Bewohner dieser Stadt. Und dann vermochte sie der Zauberklang der Himmelsposaunen vielleicht zu erreichen. Die Blütenfee zirpte etwas und jagte an einem der jetzt nur noch schwach leuchtenden Kürbisse vorbei in die Nacht. Da Fi die Möwenkönigin nirgends entdecken konnte, sah sie nur einen Weg, dem wundersamen Geschöpf zu folgen. Sie fasste die langen Ranken zwischen den Bäumen ins Auge und sprang. Zielsicher fanden ihre Hände den Pflanzenstrang und sie rauschte in hohem Bogen in den Wald hinein. Sie landete auf einem Ast, griff nach einer weiteren Ranke und schwang sich weiter zu einem Baumhaus. Die kleine Blütenfee fest im Blick, hetzte sie eine der Hängebrücken entlang, suchte und fand eine weitere Ranke und sprang abermals durch die Luft. Fi wusste nicht, wie lange sie schon unterwegs war, doch endlich lag die Lichtung mit dem umgestürzten Lebensbaum vor ihr. Die Himmelsposaunen auf dem riesigen Baumstumpf wurden schwach vom Mondlicht beleuchtet. Die Elfe setzte zu einem letzten Sprung an und ließ sich auf den moosigen Boden fallen. Sie überschlug sich mehrfach, kam wieder auf die Beine und rannte weiter. Endlich tauchten die Wurzelstufen vor Fi auf, die hinauf zur Plattform mit den Riesenpilzen führten. Sie kämpfte sich nach oben, als sie zwischen den Bäumen ein grässliches Kreischen vernahm. Die Gargyle! Oh nein! Das Ungeheuer hatte sie bis hierher verfolgt. Jetzt musste sie schnell handeln. Fi sammelte all ihre Kräfte, nahm die letzten Stufen und blieb vor den gewaltigen Himmelsposaunen stehen. Die drei wundersamen Pilze liefen unten in einer geschwungenen Röhre mit einem schnabelartigen Mundstück aus, was Fi an den Hals eines Reihers erinnerte.
    Jenseits der Lichtung splitterten die Äste und unter rasselndem Gebrüll und mit weit ausgebreiteten Fledermausschwingen jagte die Gargyle auf sie zu. Fi schoss einen Pfeil auf sie ab, doch das schmauchende Geschoss prallte abermals an dem steinernen Leib ab und warf das Monster nur unmerklich aus der Flugbahn. Fi schloss in Erwartung ihres nahen Todes die Augen, als sie ein heftiger Windstoß ins Wanken brachte. Ein krachender Laut war zu hören, als würde ein Felsbrocken aus großer Höhe auf eine Klippe prallen. Es folgte ohrenbetäubendes Gebrüll.
    Fi öffnete die Augen und starrte fassungslos auf die Szene, die sich zwischen den Wurzeln des Baumstumpfs abspielte. Zwei Gargylen wälzten sich ineinander verkeilt am Boden und schlugen mit ihren sichelförmigen Krallen unerbittlich aufeinander ein. Wer auch immer die andere Gargyle war, sie schaffte es, sich hinter ihre Gegnerin zu drängen und ihr mit einem mächtigen Ruck die rechte Schwinge abzureißen. Schmerzerfüllt bäumte sich das Monster auf, verstummte kurz darauf und kippte reglos vornüber. Die unbekannte Gargyle hatte ihr die langen Reißzähne in den Hals getrieben. Mit einem triumphierenden Röhren warf sie den Kopf in den Nacken, während ihr spitz zulaufender Schwanz erregt hin- und herpendelte. Das tote Monster unter ihr schien unvermittelt zu schrumpfen, doch Fi blieb keine Zeit, die Szene weiter zu beobachten, da sich die siegreiche Gargyle jetzt ihr zuwandte. Mit einem gewaltigen Satz sprang sie zu Fi auf den Baumstumpf. Sie überragte Fi fast um eine halbe Körperlänge. Wie alle Gargylen hatte sie gelbe Raubtieraugen und kleine Hörner an der Stirn. Ihr Maul war mit schwarzem Blut besudelt und Fi wich bis zu den Himmelsposaunen zurück. Zitternd richtete sie den Bogen auf die steinerne Fratze der Kreatur.
    »Lass das, Spitzohr!« Die Gargyle bleckte unbeeindruckt die Reißzähne. »Denkst du, ich

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