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Der Simulator

Der Simulator

Titel: Der Simulator Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marco Lalli
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es in dieser Simulation nicht.
    Wir gingen zusammen zu den Fahrstühlen. »Wenn Sie Frau Hauser kennen, sollten Sie mir sagen, was mit ihr los war. Nur so können wir solche Zwischenfälle in Zukunft vermeiden. «
    »Sie hat sich mir in der Beichte anvertraut.«
    »Löwitsch, reden Sie schon! In zwanzig Sekunden muss ich hier weg sein.«
    »Sie wusste Bescheid.«
    »Sie wusste Bescheid? Sie meinen...« Meine Hand beschrieb einen weiten Kreis.
    »Ja, Sie wusste natürlich nicht alles, aber was Sie wusste, hat gereicht. Nicht jeder...«
    Ich unterbrach ihn. »Haben Sie es ihr gesagt?«
    »Nein, Sie hat es selbst herausgefunden.«
    Ich glaubte ihm kein Wort, aber es wurde höchste Zeit für mich. Die Aufzugstür hatte sich bereits geöffnet. »Darüber reden wir noch, Löwitsch, darauf können Sie sich verlassen.«
    Er verneigte sich spöttisch. »Ganz wie Sie wünschen, Meister.«
    Ohne Gruß stieg ich ein. Die schwere Glastür schloss sich, und der Aufzug setzte sich in Bewegung. Das Letzte, was ich sah, war ein Mann, der in kurzer Entfernung die Lobby überquerte. Ich erkannte ihn sofort. Es war Bogdan Draganski.

7 . Kapitel
    Die Benutzung eines biologischen Interface der Stufe 1 ist mit einer enormen psychischen Belastung verbunden. Jedes Mal, wenn ich zurückkam, dauerte es einige Minuten, bis ich den Transferschock halbwegs überwunden hatte. Erst nach gut zehn Minuten wagte ich es, mich aufzusetzen. Stefan Kurz wartete geduldig, bis ich wieder halbwegs zu mir gekommen war.
    »Verdammt, Stefan, es muss doch einen einfacheren Weg geben, da runter und wieder zurück zu kommen.« Ich schüttelte noch ganz benommen den Kopf. »In jeder Spielhölle bleiben die Freaks zehn oder zwölf Stunden online. Und wir müssen nach fünfzehn Minuten zurück.«
    »Das können Sie nicht vergleichen, Chef. Die haben Stufe 3, manchmal nur Stufe 4. Ein billiger Abklatsch.«
    »Ich weiß, aber der neue iCube soll eine vergleichbare Intensität wie unser Interface haben und für zwei Stunden zugelassen sein«.
    »Gerüchte, Chef, Gerüchte. Warten wir die offizielle Vorstellung ab. Ich glaube das erst, wenn ich den Kasten mit meinen eigenen Augen sehe.«
    Auch unsere Leute arbeiteten an einer Verlängerung der Transferzeiten. Doch es ging nur langsam voran. Ohne einen deutlichen Fortschritt konnten wir Avatare nicht im größeren Umfang einsetzen.
    Hatte ich bis vor wenigen Minuten vorgehabt, so bald wie möglich nach Hause zu fahren, hatte mich Bogdans Erscheinen in der Lobby des Green Hyatts davon abgebracht. So erschöpft ich mich fühlte, die Sache konnte ich jetzt unmöglich auf sich beruhen lassen.
    Ich folgte Kurz in den Kontrollraum und nickte dem anderen Techniker zu.
    »Stefan«, ich legte ihm eine Hand auf die Schulter, »ich habe unten jemanden gesehen. Von weitem zwar nur, aber ich könnte schwören, dass ich den Mann kenne.«
    »Das ist durchaus möglich. Wir haben einige Doubles programmiert. Wie hieß er denn?«
    »Bogdan. Bogdan Draganski.«
    »Haben Sie mich nicht vor kurzem nach ihm gefragt?«
    Er war schon dabei, den Namen einzutippen, als ich ihn zurückhielt. »Unter diesem Namen finden wir ihn nicht. Das habe ich bereits selbst versucht. Es gibt keinen Bogdan Draganski, weder hier noch dort.«
    Stefan Kurz biss sich auf die Unterlippe. »Aktiv oder passiv?«
    Daran hatte ich noch gar nicht gedacht. Wir hatten über zehntausend aktive Einheiten, aber ein Vielfaches davon an passiven. Wenn er zu den Komparsen gehörte, würden wir ihn niemals finden.
    »Aktiv«, sagte ich deshalb. »Mein Gefühl sagt mir, dass er eine RE ist.«
    »Okay, also ein Mann. Wie alt?«
    »Achtunddreißig.«
    »Sagen wir, zwischen fünfunddreißig und fünfundvierzig.«
    »Nein, Stefan, genau achtunddreißig.«
    Er sah mich an und hob die Augenbrauen, dann nickte er. »Okay, ein Mann, achtunddreißig Jahre alt. Noch etwas?«
    »Er hat eine Glatze.«
    Er schüttelte den Kopf. »Haare haben wir nicht im Suchalgorithmus. Größe, Gewicht?«
    »Normal, würde ich sagen. Sportlich, athletisch, was weiß ich! Das muss reichen, Stefan. Machen Sie schon!«
    »Hundertsiebzehn Treffer.«
    Ungeduldig schob ich ihn beiseite. Der Bildschirm füllte sich mit winzigen Thumbnails. Trotz ihrer beachtlichen Anzahl sprang mir Bogdans Gesicht sofort ins Auge. Ich tippte drauf, um seine Akte aufzurufen. Dragan Simunic, las ich, BÜM3742, Beruf Polizist.
    »Ein BÜM als Polizist«, erheiterte sich Stefan Kurz, »das passt ja mal.«
    Angehörige des Milieus der

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