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Der Skandal (German Edition)

Der Skandal (German Edition)

Titel: Der Skandal (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fran Ray
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in etwas hinein …«
    »Zu spät, Pete.« Irgendwie hat sie gehofft, dass sie sich geirrt hat und Pete die Sache aufklären könnte. Sie dreht sich um und will gehen, doch Pete packt sie am Handgelenk und zerrt sie zu sich. Sein Gesicht ist jetzt ganz nah, und sie sieht die Wut in seinen Augen.
    »Du willst Rache, und es ist dir egal, was du damit kaputtmachst! Aber ich werde nicht zulassen, dass du unser Leben zerstörst!«
    »Lass mich los, Pete! Und fass mich nie wieder an!« Diese Sekunde, in der sie sich noch einmal so nah sind, wird sie niemals vergessen. Diesen Mann hat sie einmal geliebt, er ist Jays Vater und wird es immer bleiben, ob ihr das passt oder nicht. Wortlos macht sie sich frei und geht.
    »Chris!«, hört sie ihn rufen. »Du bist total durchgeknallt! Damals schon! Deshalb hab ich dich verlassen! Hörst du? Weil du jedes Augenmaß verlierst! Deshalb!«
    Ein letztes Mal, sie ist schon an der Tür, dreht sie sich zu ihm um. »Ich hab dir eine Datei von Springsteen geschickt, da steht alles drin.«
    Zurück im Auto, als sie den Zündschlüssel ins Schloss steckt, steigen ihr Tränen in die Augen. Sie wischt sie mit dem Ärmel ab. Etwas ist endgültig vorbei, das spürt sie, auch wenn es in Ashland ganz anders ausgesehen hat, etwas ist zerrissen.

9
    Rob und Ed stehen am Rand eines großen Schneefeldes in der Nähe der Messmer High School. Rob wirkt in seinem dunklen Mantel wie ein düsteres Gebirge. Ed trinkt einen Schluck Kaffee und zieht ihn zwischen den Zähnen durch. Vor ihnen liegt, unter einer dicken Schneeschicht versteckt, ein großes asphaltiertes Areal, das an den Parkplatz vor den Sportanlagen der Schule stößt. Hier wollte sich ein Speditionsunternehmen niederlassen, doch es hat Konkurs angemeldet, und das Grundstück ist an die Bank gegangen. Das war im letzten Frühjahr, seitdem ist nichts passiert. Auf der großen Schneefläche liegen nur ein paar Betonrohre. Und zu diesen Rohren ist GePeEs, geschrieben GPS, wie der Besitzer des Deutschen Schäferhundes Rob erklärt hat, gelaufen, und dann hat er ihn entdeckt: den Toten im Rohr.
    Obwohl dem Toten mit dem Gesichtsverband und der Kugel im Kopf ein Ausweis fehlte, konnte er schnell als Phil Springsteen identifiziert werden. Denn nur eine halbe Stunde vorher hatte Muller Rob und Ed in die Wohnung eines gewissen Phil Springsteen geschickt, um einen Tatort zu sichern.
    Dass sie den Bewohner so schnell finden würden, haben sie nicht erwartet, und erst recht nicht, dass er tot ist. »Phil Springsteen, neununddreißig, geboren in Ann Arbour, Michigan«, liest Ed auf seinem Handy, als er und Rob wieder im Wagen sitzen. »Es heißt, er ist nach Strich und Faden verprügelt worden – dabei hat er schon ’nen Nasenverband gehabt.« Ed ruft in verschiedenen Krankenhäusern an, während Rob sich auf den dichter gewordenen Verkehr konzentriert. Die Leute müssen zur Arbeit, Kinder werden in die Schule gebracht, und dann gibt es noch die vielen Lieferwagen und Lkws, die die Spuren verstopfen, sodass sich Schlangen vor den Ampeln bilden.
    Es dauert eine halbe Stunde, bis Ed endlich die gesuchte Information hat, da ist Rob schon fast vor dem Präsidium in der West State Street angekommen.
    »Er war im St. Mary’s. In seiner Akte steht: Patient berichtet, er wäre in leicht angetrunkenem Zustand die Treppe hinuntergefallen.«
    Rob schnaubt verächtlich. »Na klar.«
    »Wir brauchen seine Auftraggeber, für wen hat er gearbeitet, was hat er recherchiert.« Ed stöhnt auf.
    »Vielleicht hat er sich einfach nur die falsche Mieze ausgesucht.«
    Beide wissen, dass er das bestimmt nicht getan hat.
    Im Büro machen sie sich daran, etwas über Phil Springsteen herauszubekommen: Wächst als Einzelkind eines Lehrerehepaars auf. Schreibt für die Schülerzeitung und dann für die Studentenzeitung – immer mit rebellischem Ton, was seinen Eltern nicht gefallen haben wird – und dann für den Ann Arbor Chronicle . Artikel über die Eröffnung eines Zoogeschäfts oder die Einweihung von irgendwas. Bis sein Name plötzlich unter Enthüllungsartikeln des Sentinel in Milwaukee auftaucht. Zum Beispiel: Wieso der Betreiber eines gut gehenden Restaurants mit deutscher Küche, auf einmal beschließt, seinen Laden dichtzumachen. Weil er seit Jahren die Steuer beschissen hat. Und nicht nur die, das macht ja sowieso jeder in der Branche, sondern weil er an seine Stammkunden außer Sauerkraut und Würstchen auch noch Kokain verkauft hat. Und in der Gerüchteküche tuschelt

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