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Der Skandal (German Edition)

Der Skandal (German Edition)

Titel: Der Skandal (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fran Ray
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ist ein Hitzkopf – trotzdem ist er Chief of Police geworden.
    »Im Moment noch nicht, Sir, wir sind dabei«, antwortet sie. »Am Abend vor seinem Tod hat Springsteen seiner Freundin gesagt, er würde Ochs unter Druck setzen. Ein paar Stunden später ist er tot. Erschossen. Und in seiner Wohnung liegt ein Toter. Genauer gesagt, der Chauffeur des Gouverneurs von Wisconsin.«
    »Moment, Moment!« Milosz hebt die Hände, als müsste er etwas abwehren. Die Wahrheit, denkt Muller, die Wahrheit in ihrer ganzen Wucht. »Der Chauffeur von Gouverneur Ochs?«
    »Korrekt, Sir.«
    Milosz bleibt abrupt vor ihr stehen. Er kann das alles gar nicht fassen, und sie kann es ihm noch nicht einmal verübeln.
    »Und wer hat den Chauffeur getötet?«, bellt er sie an, als könnte sie etwas dafür. »Dieser Journalist etwa? Wie hieß er noch?«
    »Springsteen, Sir. Es sieht eher so aus, als wäre Springsteen schon früher ermordet worden. Aber wir ermitteln, Sir.«
    Die Stille, die sich ausbreitet, hat etwas Explosives, Muller spürt es körperlich. Und dann platzt es auch schon aus Milosz heraus:
    »Der Chauffeur des Gouverneurs … Muller! Das kann nicht wahr sein! Sie sitzen einer Intrige auf, einem Komplott! Wir können den Gouverneur nicht einfach in diese Sache hineinziehen! Das müsste Ihnen doch klar sein!« Seine Schläfen pochen, sein Gesicht ist rot angelaufen, seine Lippen beben, und in den Mundwinkeln erkennt Muller Speichelbläschen. Sie selbst ist ganz ruhig – ruhig und sicher. Siegessicher.
    »Wir werden den Gouverneur nur um eine Aussage bitten.« Sie steht auf, bevor er das Gespräch für beendet erklären kann. »Er war am fraglichen Abend in einem Konzert, das war um elf zu Ende. Sein Fahrer hat ihn dorthin gebracht, und der hat ihn auch wieder weggefahren. Wo er danach gewesen ist, wissen wir noch nicht.«
    Ein Anruf reißt Milosz aus seiner Erstarrung. Es muss etwas Ernstes sein, die Falten auf seiner Stirn werden tiefer, und er wirft hin und wieder einen schnellen Blick zu ihr herüber. Nachdem er aufgelegt hat, sieht er sie wütend an.
    »Jetzt haben wir genau das, wovor ich Sie gewarnt habe, Captain.«
    »Sir?«
    »Sie erinnern sich, was ich Ihnen von Detective Scott erzählt habe.«
    »Ich habe Detective Andersson suspendiert, wenn Sie das meinen. Sie hat Dienstmarke und Waffe abgegeben und kümmert sich um ihren Sohn.«
    Muller überlegt, ob ihr etwas entgangen ist, aber da sagt er schon angriffslustig: »Der Portier des Hauses, in dem dieser Whitner ermordet wurde, hat Detective Andersson identifiziert! Sie hat sich Überwachungsbänder angesehen und Whitner vor den Aufzügen angesprochen!«
    Muller könnte ihre Leute verfluchen. Warum hat man ihr das nicht gesagt? Und warum tut Andersson so etwas?
    »Wie ich sehe, Captain, ist diese Information neu für Sie.« Er kostet seinen Triumph aus, Muller findet das abstoßend. »Lieutenant Brewer hat die Sache noch einmal überprüft«, sagt Milosz und beugt herausfordernd den Kopf nach vorne. »Das Merkwürdige nämlich ist, dass Ihre Detectives dem Portier offenbar nicht die richtigen Fragen gestellt haben. Deshalb hat er Ihnen auch nichts von Detective Andersson gesagt. Nur Lieutenant Brewer ist es zu verdanken, dass die Sache jetzt ans Licht gekommen ist. Das dazu. Ich nehme an, Sie verstehen, weshalb ich über diese interne Untersuchung nicht sehr glücklich bin.« Milosz kneift die Augen zusammen. »Und wenn Detective Andersson diesen Springfield …«
    »Springsteen, Sir.«
    »… wenn Andersson diesen Springsteen und den Chauffeur getötet hat?« Milosz fängt an zu schwitzen und lässt sich ächzend in seinen Sessel fallen. »Schaffen Sie Andersson her! Auf der Stelle! Ich muss Ihnen ja wohl nicht sagen, Muller, dass wir keine Rücksicht nehmen, auch wenn es sich um einen Detective handelt – im Gegenteil!« Er hebt die Stimme. »Sie ist offenbar bewaffnet, und sie ist darauf trainiert, eine Waffe auch zu benutzen. Und so wie die Sache aussieht, ist sie des Mordes an Brad Whitner verdächtig – wer weiß, womöglich hat sie auch den Chauffeur von Gouverneur Ochs erschossen! Finden Sie sie, sofort!«
    Das kann Muller nicht unwidersprochen hinnehmen. »Entschuldigen Sie, Sir, aber … Andersson ist immer noch einer unserer Detectives. Und ich kann nicht zulassen, dass Sie sie zum Abschuss freigeben. Noch dazu ohne irgendwelche Beweise. Ich kann nicht glauben, dass Detective Andersson einen Mord begangen hat, Sir.«
    »Ach nein?« Er funkelt sie an.

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