Der Skandal (German Edition)
eingeschlossen ist.
»Ich hätte ja gern diesen verdammten Hai gehabt!« Er lacht. »Aber das hier ist die fucking giftigste Schlange der Welt. Eine …« Er greift sich an den Kopf. »Fuck! Melvin!«
Ein anderer seiner Bodyguards, ein genauso massiger dunkler Typ in schwarzem Trainingsanzug, erscheint in der Flügeltür zum Wohnzimmer, wobei es sich – das weiß Christina vom letzten Mal – nicht um ein Zimmer handelt, sondern um einen Saal.
»Ja?«
»Wie heißt diese verfluchte Schlange noch mal?«
»Oxyuranus microlepidotus«, antwortet der Typ wie aus der Pistole geschossen und ohne eine Miene zu verziehen. »Australien.«
»Danke«, sagt Big Dee und wendet sich ihr wieder zu. »Melvin ist ein echtes Genie. Solche Leute sind Gold wert.«
Christina hat genug von Schlangen, Autos und Genies. »Big Dee, willst du mir nicht endlich verraten, weshalb ich hier bin?«
Wortlos geht er ins Wohnzimmer, notgedrungen folgt sie ihm.
»Setz dich.« Er zeigt auf die ausladende weiße Sitzlandschaft, die um einen Tisch angeordnet ist, auf dem eine überdimensionale silberne Schale mit einem silbernen Glöckchen steht. Sicher auch ein Kunstobjekt, denkt Christina, und lässt sich auf die Ledercouch sinken. Big Dee nimmt ihr gegenüber Platz, schlägt die Beine übereinander und legt die Arme auf die Lehne, als wollte er es sich so richtig bequem machen. Christina muss sich zurückhalten, sie weiß, wenn sie Big Dee drängt, dann lässt er sie erst recht zappeln.
»Wie findest du meine neue Lampe?«, fragt er.
Über dem Couchtisch hängt ein schwerer Kristallleuchter.
»Hat mich dreihunderttausend Dollar gekostet!« Er lacht besonders gern bei Dingen, die mit Geld zu tun haben. Und bei ihm hat fast alles mit Geld zu tun.
»Hast du mich eingeladen, damit ich deine Lampe bewundere?«
»Haha, dafür mag ich dich, Christina!«
Jetzt weiß sie auch, wofür das silberne Glöckchen ist. Er nimmt es hoch, klingelt, und wenige Augenblicke später trägt Melvin ein Tablett mit einem silbernem Teeservice herein und stellt es auf dem Couchtisch ab.
»Gratuliere«, sagt Big Dee schließlich, »dass du dieses Arschloch gefasst hast.«
Sie wartet, während er sich reichlich Sahne und Zucker in den Tee schüttet. Dann nippt er an der Tasse wie eine englische Lady. Wie war das noch mit deiner Authentizität?, denkt sie dabei, unterlässt aber eine Bemerkung, sonst zieht sich das hier noch länger hin.
»Aber«, redet er weiter und setzt die Tasse extra leise auf der Untertasse ab, »warum stellen deine Leute in meinem Viertel immer noch alles auf den Kopf?«
»In deinem Viertel? Ich denke, du hast nichts mehr damit zu tun?«
»Ich verdiene nichts mehr damit, ich kümmere mich aber um die Leute, das weißt du doch.« Sein Lächeln hat etwas von schmelzender Schokolade. Und das weiß er. Damit ködert er fast alle.
»Ich besorge ihnen Jobs … und sage ihnen, sie sollen damit aufhören.« Mit abgespreizten Fingern greift er wieder zur Tasse, die in seiner fleischigen Hand noch zerbrechlicher wirkt.
»Und?«
»Und? Wenn sie mit der Scheiße aufhören, brauchen sie Zeit – und keine Bullen, die ihnen bis aufs Klo nachspionieren und kontrollieren, was sie scheißen.«
»Was hab ich damit zu tun, Big Dee?«
»Du glaubst doch, dass Raymond sich an dir gerächt hat, oder?«
Sie wird hellhörig. »Hast du was gehört? Weißt du, dass er es war?«
»Noch nicht …« Er beugt sich vor mit seinem massigen Oberkörper. »Ich kümmere mich drum, und dafür hört ihr auf, in meinem Viertel rumzustochern.«
»Du willst einen … einen Deal?« Klar, es geht immer um einen Deal. Nichts gibt’s umsonst.
»Ich will dir helfen, den Kerl zu finden. Aber wir machen es auf meine Art.«
»Du hast deine Zeit mit mir verschwendet, Big Dee, ich kann keinen Deal mit dir machen. Da musst du dich an eine höhere Stelle wenden.«
Sie will aufstehen, doch er sagt entschieden: »Nein, ich rede nur mit dir, okay, nicht mit einem von da oben.«
»Solltest du aber.«
Plötzlich hört sein Lächeln auf. »Du willst doch das Schwein, oder?«
»Ja …«
»Mein Angebot steht.«
»Big Dee, so einfach ist das nicht. Ich hab Vorgesetzte – und die haben mich beurlaubt. Das heißt, ich bin noch nicht mal bei den Ermittlungen dabei!« Sie schüttelt den Kopf und steht auf. »Die Sache läuft so nicht.«
Er mustert sie. »Christina, ich bin aus der ganzen Scheiße nur rausgekommen, weil ich mich über was Entscheidendes hinweggesetzt habe. Und weißt
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