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Der Skandal (German Edition)

Der Skandal (German Edition)

Titel: Der Skandal (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fran Ray
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regelmäßig bei den Elternabenden angelegt, und sie hat es sich mit einigen Lehrern verscherzt. Bis Adam irgendwann meinte, die paar Jahre gehen auch noch rum.
    Findest du das richtig, hatte sie ihn gefragt, dass unser Sohn zu einem angepassten Jasager erzogen wird?
    Was willst du?, hatte er gekontert. Einen Rebellen aus Alex machen?
    Er soll seine Persönlichkeit entwickeln und sich selbst treu bleiben, hatte sie entgegnet.
    Da hatte Adam sie so merkwürdig angesehen und gefragt, und damit kommt man weiter?
    Sie ist der Überzeugung, dass sie aufrecht durchs Leben geht. Auch wenn sie manchmal taktieren muss, abwägen. Und je höher die Ziele sind, desto mehr und genauer muss sie taktieren und abwägen.
    Endlich sieht sie auf. »Also, Brewer, wo stehen wir im Fall Andersson?«
    Sein Lächeln wirkt gezwungen. »Ich hätte Ihnen heute Nachmittag um drei bei der …«
    »Was haben Sie herausgefunden, Brewer?« Sie fällt ihm ins Wort, denn Brewer gehört zu den Typen, die man auf ihren Platz verweisen muss. Seine Karriere verlief ähnlich wie ihre. Und Milosz macht vielleicht doch noch ein paar Jahre länger. Bis dahin kann noch einiges passieren. Sie weiß, dass sie auf der Hut sein muss. Es ist wie im Guerillakrieg. Überall lauern Feinde.
    »Wir sind noch nicht sehr weit«, sagt er zögerlich. »Tim Andersson stand seit zwei Monaten unter besonderem Schutz. Er hat jede Woche diese Sendung Ask Your Shrink gemacht, in der Studiogäste ihre Probleme schildern und …«
    Eine Handbewegung reicht aus, um ihn zu unterbrechen. Das weiß sie. Die Sendung ist ihr bekannt.
    »Die Produktionsfirma hat ihm einen Personenschutz finanziert. Angeblich bekam er anonyme Anrufe und Drohbriefe.«
    »Es wurde keine Anzeige erstattet?«
    »Nein, man wollte wohl nicht zu viel Aufhebens machen.«
    »Aber immerhin so viel, dass man einen Wachmann bezahlt hat«, bemerkt sie. Wie viele Verbrechen könnten verhindert werden, wenn mehr Menschen die Polizei als Helfer begreifen würden und nicht als Gegner.
    »Der Produzent fürchtete womöglich, dass die Polizei sich in die Sendung einmischen könnte.«
    Sie winkt ab. »Was noch?«
    »Die Nachbarn haben nichts bemerkt.«
    »Was ist mit diesem Pizzalieferanten?«
    »Da gibt es wohl ein kleines Problem. Er ist verschwunden. Er ist heute nicht zum Dienst erschienen. Er geht auch nicht ans Telefon, und dort, wo er angeblich wohnt, kennt ihn niemand.«
    Muller ahnt die Antwort.
    »Luis Enrique Orozco. Aus Mexiko.«
    »Illegal?«
    Er nickt.
    Das auch noch. »Weiter?«
    »Keller und Winehouse durchleuchten die Studiogäste der letzten vier Monate. Die Spurensicherung hat noch nichts gefunden, was uns weiterhilft, aber das sollte bis heute um drei …«
    »Und die Waffe?«
    »Eine Ruger. Nicht in unserer Datei.«
    »Dann haben wir also nichts in der Hand, richtig?«
    Brewer rutscht auf dem Stuhl hin und her und rückt seine Krawatte zurecht. »Wir fangen gerade erst an, an der Oberfläche zu kratzen, Captain. Es ist noch nicht mal vierundzwanzig Stunden her …« Plötzlich hat er sich wieder gefangen. »Aber da wäre noch was …« Er zögert kurz. »Andersson war heute hier.«
    Na bitte, alles läuft wie geschmiert, sie muss noch nicht einmal mal Fragen stellen. Sie kann ihm vielmehr sogar das Gefühl vermitteln, dass er gut aufgepasst hat – und dass er weiter aufpassen soll.
    Sie runzelt die Stirn.
    »Ja, ich meine …«, redet er weiter, »sie wurde doch beurlaubt, und ich denke, sie sollte nicht hier sein.«
    »Warum werde ich erst jetzt darüber informiert? Was wollte sie?«, fragt sie.
    »Wissen, wie weit wir sind bei den Ermittlungen«, sagt er prompt.
    »Das würden Sie an ihrer Stelle doch auch wollen, oder nicht?«
    Dazu sagt er nichts.
    »Ich muss Ihnen nicht sagen, dass uns Presse und Öffentlichkeit im Nacken sitzen.« Sie wirft ihm die Zeitung über den Tisch. »Seite drei.«
    Rache an Polizistin? , lautet die Schlagzeile. Darunter ein Artikel über die Festnahme des Mörders von Charlene Brickerton. Christina Anderssons Einsatz wird besonders hervorgehoben.
    »Ich weiß nicht, wer diese Informationen an die Presse gegeben hat«, erklärt Brewer.
    Sie mag es überhaupt nicht, wenn einzelne Cops glauben, sich müssten sich profilieren. »Es entsteht jedenfalls der Eindruck«, fährt sie fort, »dass die Polizei in Milwaukee keine Verbrecher mehr festnehmen kann, ohne mit Vergeltungsmaßnahmen rechnen zu müssen.«
    Er schlägt die Zeitung wieder zu. »Wir gehen genauso vor wie immer«,

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