Der Skandal (German Edition)
zwischen ihr und Pete hin und her.
Ein Donner lässt alle drei zusammenzucken.
»Hey! Diesen Winter erwischt es uns ganz schön!«, sagt Fred kopfschüttelnd.
»Nimm du das Zimmer«, sagt Pete zu ihr, »ich fahr in den Ort zurück. Vielleicht gibt es da noch was.«
»Das können Sie vergessen«, sagt Fred. »Das Motor Inn hat wegen Renovierung geschlossen. Das American Inn hat nach Weihnachten dichtgemacht. Dann gibt’s nur noch das Jack’s Hut , aber die haben nur fünf Zimmer. Außerdem ist es bis dahin noch vier Meilen weiter. Aber ich kann gern mal anrufen.« Er greift zum Hörer.
Währenddessen versucht Christina noch einmal, zu Hause anzurufen. Diesmal hat sie endlich Empfang, wenn auch nur schlechten, aber das genügt, um ihrer Mutter mitzuteilen, dass sie oben bei Ashland übernachten muss. Bevor ihre Mutter wieder Vorwürfe loswerden kann, bittet sie sie, bei Jay zu bleiben.
Fred hat aufgelegt. »Schlechte Karten. Jack’s Hut ist auch voll.«
Es donnert wieder, diesmal bedrohlich laut.
»Schön«, sagt Christina, um dem Ganzen ein Ende zu machen. »Stehen wenigstens zwei Betten im Zimmer?«
»Na klar! Ein Queensize und ein Einzelbett. Brauchen Sie Hilfe mit dem Gepäck?« Christina wirft ihm einen genervten Blick zu und schultert ihre Handtasche.
Das Zimmer ist nicht gerade geschmackvoll eingerichtet. Aber es ist sauber – und vor allem gut geheizt. Sie wirft ihre Handtasche aufs Einzelbett. Ein Blitz zuckt hinter den zugezogenen Gardinen, der Donner knallt, sodass Christina zusammenfährt. Pete, der hinter ihr steht, hält sie fest.
»Sorry.« Er lässt ihre Schultern sofort wieder los.
»Kann ich ins Bad?«, fragt sie schnell.
»Klar«, murmelt er, »ich bin draußen … Sie haben eine Bar …«
Als sie die Badezimmertür hinter sich abschließt und sich auszieht, spürt sie einen Augenblick lang wieder seine Hände auf ihren Schultern. Schnell dreht sie die heiße Dusche auf.
Am Badezimmerfenster wehen Schneeschleier vorbei, es braust und donnert. Irgendwo schlägt Metall an Metall, ein loses Drahtseil vielleicht.
Sie hat keine frischen Sachen dabei, nur eine Reisezahnbürste und ein bisschen Gesichtscreme. Sie zieht also alles wieder an und öffnet die Tür.
»Pete?«
Sie atmet auf, er ist nicht da. So kann sie sich wenigstens schon mal ins Bett legen. Es fühlt sich kalt und klamm an.
Sie schaltet den Fernseher ein. Nur Geflimmer. Sie versucht weiterzuzappen, aber auch das funktioniert nicht, denn in der Fernbedienung fehlen die Batterien. Schließlich gibt sie auf.
Eigentlich müsste sie todmüde sein nach der Fahrt und den anstrengenden und aufreibenden Tagen, aber sie kann sich nicht entspannen. Sie hat das Gefühl, dass sie keine Minute länger in diesem Zimmer bleiben kann. Hastig nimmt sie ihre Handtasche und geht hinaus.
Pete sitzt an der Bar und telefoniert. Als er Christina sieht, beendet er das Gespräch. »Ich wollte gerade was trinken. Leistest du mir Gesellschaft?«
Sie zieht sich einen Barhocker heran. Vielleicht kann sie ihn ja jetzt zum Reden bringen.
Fred hat eine Flasche Whisky hingestellt, Pete gießt ihnen ein, und nach einiger Zeit fragt er:
»Warum ist das damals eigentlich schiefgegangen zwischen uns?«
Christina lässt die Eiswürfel in ihrem Glas kreisen. »Du hast Sandra kennengelernt.«
»Manchmal macht man einfach Dummheiten.«
»Sandra ist also eine Dummheit?«
Er trinkt einen großen Schluck. Nach einer ganze Weile sagt er: »Du kennst das nicht, oder? Du hast Träume, aber du kannst sie nicht leben, weil dir die Scheißkohle fehlt.«
»Oh, ich hab ’ne Menge Träume, die ich nicht bezahlen kann. Ein Apartment in Florida zum Beispiel.«
»Es geht mir nicht um ein Scheißapartment in Florida, Chris! Es geht mir um die Welt!«
Christina sieht ihm direkt in die Augen. »Du glaubst, du musst die Welt retten?«
»Ja! Ja, verdammt, ja! Jeder ist verpflichtet, seinen Beitrag zu leisten! Wir tragen Verantwortung für diese Welt, jeder von uns!« Seine Augen sind gerötet und glänzen.
»Und warum arbeitest du dann für die Redmill Mine? «
Er gießt sich nach. »Ach Chris, ich hab gehofft, wir könnten das Berufliche mal ausblenden.«
»Okay, worüber möchtest du dann reden? Über Sandra vielleicht?« Die Spitze konnte sie sich nicht verkneifen.
Ein Blitz zuckt, und er dreht sich zum Fenster.
»Wir können nur hoffen, dass dieser verrückte Schneesturm morgen aufhört. Stell dir vor, wir werden eingeschneit!« Er lacht, dann sagt er ernst:
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