Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Skandal (German Edition)

Der Skandal (German Edition)

Titel: Der Skandal (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fran Ray
Vom Netzwerk:
& Henderson – Attorneys ; C.P.J.
    Christina wartet darauf, dass ihr ein Name bekannt vorkommt. Jill Myers von Lehmann Associates kennt sie aus dem Gericht. Sie ist Scheidungsanwältin, und Christina ist vor Jahren einmal von ihr im Zeugenstand vernommen worden. Damals war sie noch in der Drogenabteilung.
    Was hatte Sandra hier zu tun, warum findet sich die Adresse in ihrem GPS?
    In der nüchtern, aber edel wirkenden Lobby geht sie auf den Pförtner hinter einer langen Theke zu.
    »Mordkommission. Kennen Sie diese Frau?« Sie hält ihm ein Foto von Sandra Kondracki hin.
    Ohne besonders überrascht zu sein, betrachtet er das Foto. Trotz seiner dunklen Haut sieht er blass aus, als würde er schon seit Jahrzehnten nachts arbeiten. Seine Uniform ist viel zu groß und zu weit, seine Wangen sind eingefallen, und seine Augen sehen müde aus. Schließlich schüttelt er den Kopf und gibt ihr das Foto zurück.
    »Hatten Sie vor zwei Tagen Dienst?«
    »Ich habe seit zwei Wochen jeden Tag Dienst, zwei Kollegen sind krank.«
    Christina entdeckt einen Monitor hinter der Theke. »Wird die Lobby videoüberwacht?«
    »Ja, natürlich.«
    »Schön, dann würde ich gern die Bänder der letzten Tage sehen.«
    Er kratzt sich am Kopf. »Die werden meistens schnell gelöscht …«
    »Zeigen Sie mir, was Sie haben.«
    Er nickt beflissen, geht durch eine Tür hinter der Theke in ein Büro und öffnet eine weitere Tür. »Da hinten stehen die Kassetten.«
    Christina blickt auf ein riesiges Durcheinander aus Papieren und Kassetten. »Ist das Ihr Ernst? Wozu haben Sie überhaupt eine Videoüberwachung, wenn man nichts finden kann?«
    Verlegen zuckt er mit den Schultern.
    Auf einem kleinen Tischchen steht ein Videogerät. Christina legt die erstbeste Kassette ein. Gott sei Dank, wenigstens funktioniert es. Die Kassette ist von vor drei Tagen, das gibt ihr Hoffnung.
    »Sie heben die Kassetten also doch ein paar Tage auf, oder?«, ruft sie, worauf der Pförtner den Kopf zur Tür hereinsteckt und nickt. »Wollen Sie auch einen Kaffee?«
    »Wäre nicht schlecht.«
    »Mit Milch?«
    »Und Zucker.«
    Während Christina sich in dem Geflimmer die Augen müde sieht, wartet sie ungeduldig auf eine Nachricht wegen der Suche nach Sandra Kondracki. Wieso ist eigentlich Brewer gekommen und nicht Ed, Rob oder Gary, die auch Dienst haben?
    Warum Brewer?
    Sollte sie Muller Bescheid sagen?
    Die Filme zeigen fast immer dasselbe: Menschen kommen rein, gehen zu den Aufzügen, manche telefonieren erst, einige gehen zur Empfangstheke. Dann ist die Lobby wieder lange Zeit leer.
    Die Hand des Pförtners zittert, als er ihr den Becher Kaffee gibt.
    »Was ist eigentlich mit der Frau?«
    »Sie wird vermisst. Und sie ist offenbar hier gewesen.«
    »Ist sie tot?«
    »Vermisst«, wiederholt sie.
    Er nickt, als hätte er begriffen, dass sie nicht mehr sagen kann.
    »Wenn Sie noch etwas brauchen, sagen Sie Bescheid.«
    Als er wieder weg ist, sieht sie noch drei Kassetten durch, dabei trinkt sie den Kaffee, auch wenn er lauwarm und bitter ist, dann gibt sie auf.
    Vierzig Minuten später hat Christina in allen Büros des Gebäudes, in denen jemand geöffnet hat, Sandras Foto gezeigt. Ohne Erfolg. Sandra Kondracki ist weder Klientin einer der Anwaltskanzleien oder hat etwas zu tun mit dem Investmentbüro noch war sie Patientin von Dr. F. Amin. Auch im Ingenieurbüro kennt sie keiner.
    Zurück im Aufzug überlegt sie, wie sie weitermachen soll. Es können doch nicht alle Spuren im Sand verlaufen … Die Aufzugtüren öffnen sich, sie geht hinaus und läuft, ganz in Gedanken versunken, einem Mann in die Arme, der gerade in den Aufzug treten will. Sie murmelt eine Entschuldigung und geht an ihm vorbei. Dabei nimmt sie irgendetwas im Augenwinkel wahr. Bevor sie weiß, was es ist, dreht sie sich um. Er trägt einen Rucksack mit einem Emblem. Sheboygan Wildlife Areas.
    »Moment!« Sie zwängt sich zwischen den sich schließenden Türen hindurch zurück in den Aufzug. »Kommen Sie von einem Ausflug zurück?«, fragt sie den hochgewachsenen, schlanken Mann mit dem wettergegerbten, gebräunten Gesicht.
    Liegt etwas Argwöhnisches in seinem Blick?
    »Gewissermaßen, ja«, antwortet er und sieht weg.
    »Waren Sie zufällig beim Eisfischen?«
    »Nein.« Er drückt auf den Knopf für den dritten Stock, daneben kleben zwei Firmenschilder. Whitner Public Relations und Dr. F. Amin – Practitioner . Er sieht nicht so aus, als hätte er einen Termin beim Arzt. Bei Whitner hat keiner

Weitere Kostenlose Bücher