Der Skandal (German Edition)
Ihrer Wohnung!«
»Ich kann Ihnen nicht helfen!«
»Wer hat meinen Bruder umgebracht?« Christina schreit ins Telefon.
»Frenette und seine Leute! Polycorp hat noch andere Minenrechte! Da hängen Millionen dran! Außerdem kassiert Polycorp staatliche Subventionen! Pete wollte das Gutachten nicht so verfassen … Gehen Sie zu Frenette!«
»Sandra! Glauben Sie, dass Sie so leicht davonkommen? Sie hauen einfach ab? Verdammt, rücken Sie wenigstens dieses Gutachten raus!« Christina brüllt ins Telefon, aber es klickt.
Sie rennt die Treppen hinunter und stürzt zu ihrem Auto. Die ganze Gegend scheint ihr wie ausgestorben, das war ihr vorhin gar nicht aufgefallen. Sie checkt die verschiedenen Möglichkeiten: Muller anrufen, Aaron anrufen, Pete anrufen. Dann entscheidet sie sich doch für etwas anderes.
Sandra braucht Unterstützung, sie kann die Sache nicht allein durchziehen. Wahrscheinlich wird sie sich an Whitner wenden.
Christina fährt zu Whitner zurück. An einer roten Ampel ruft sie Aaron an, sie muss ihn einweihen …
»Chris, wo bist du? Ich hab gerade was über die Akte Kondracki herausgefunden!«, kommt er ihr zuvor.
»Ich denke, es gibt keine«, sagt sie, doch Aaron redet weiter: »Pass auf: Ich hab mir die Liste der Spurensicherung angesehen. Es wurden zweihundertdreiundfünfzig Akten aus Tims Büro sichergestellt und in unserem Archiv eingelagert. Zweihundert drei undfünfzig. Ich hab nachgezählt: In der Box waren zweihundert zwei undfünfzig.«
»Du hast dich verzählt.«
»Drei Mal?«
»Also hat jemand Sandra Kondrackis Akte aus unserem Archiv verschwinden lassen …«
»Nicht jemand, Brewer war dort. Ich hab die Aussage der Aushilfe.«
»Brewer … Was verdammt hat Brewer mit der ganzen Sache zu tun?«
»Christina, wo bist du überhaupt?«
Die Ampel wird grün. »Ich hab keine Zeit, Aaron.« Sie legt auf, sie muss es ihm später erklären. Was hat Brewer damit zu tun?
Sie fährt viel schneller als erlaubt. Diesmal findet sie keine Parklücke vor der 131, ein Bagger blockiert die Einfahrt. Ihr bleibt nichts anderes übrig, als in die offene Tiefgarage zu fahren. Wenigstens gibt es genügend freie Plätze in Deck eins, gleich gegenüber von den Aufzügen und Treppenaufgängen. Die Neonlampen flackern, manche springen erst gar nicht an. Christina steigt aus, stößt die graue Eisentür zum Treppenhaus auf und läuft in die dritte Etage hoch.
Die Eingangstür zu Whitners Büro steht einen Spaltbreit offen.
Warum ist sie nicht geschlossen, fragt sie sich, dann entdeckt sie, dass der Teppich sich wellt und die Tür blockiert.
Christina entsichert ihre Heckler & Koch und drückt die Tür auf. Whitner sitzt in seinem Schreibtischsessel, er sieht zum Fenster hinaus.
»Mr. Whitner?«
Er reagiert nicht.
Spätestens jetzt weiß sie, dass irgendetwas nicht stimmt. Die Schreibtischschubladen sind aufgerissen. Papiere, Zettel, Briefumschläge, Stifte liegen auf dem Teppich. Sie macht einen Schritt auf den Sessel zu, jetzt kann sie Whitner richtig sehen. Den Knebel in seinem Mund, die aufgerissenen Augen, das Loch im Hinterkopf.
Rasch sieht sie sich um. Sie ist sicher, dass der Mörder auch in Whitners Computer gestöbert hat.
Unten in der Lobby befiehlt sie dem Portier, die Polizei zu rufen, dann rennt sie weiter zum Treppenhaus, die Stufen hinunter zum Parkdeck eins. Die Neonleuchten flackern, die Röhre über dem Bereich, wo ihr Wagen steht, springt nicht an.
Instinktiv spürt sie die drohende Gefahr, sie ist sich sicher, dass sie von jemandem beobachtet wird. Ihre Hand tastet zur Pistole unter ihrer Achsel, sie dreht sich um.
»Pete?«
Er weicht erschrocken zurück.
»Ich erklär dir alles … aber wir müssen verschwinden, wenn die Polizei …«
»Ich bin die Polizei! Warum bist du hier?«
»Chris! Bitte! Wir müssen hier weg!«
Sie richtet die Pistole auf ihn.
»Nein, Chris … Das kannst du nicht machen!«
»Ich bin suspendiert. Ich muss mich nicht mehr an Regeln halten.« Blitzschnell presst sie ihm die Hand an den Hals und drückt ihn an einen Wagen.
»Du bist verrückt geworden!«, stößt er hervor. »Hast du vergessen, was zwischen uns war?«
»Was meinst du? Deinen Verrat vor acht Jahren oder das kurze Intermezzo in Ashland?« Sie nimmt die Hand weg, und er fasst sich entsetzt an den Hals.
»Also, was ist mit dem Gutachten?«
»Mit dem Gutachten?« Seine Stimme zittert. »Was soll damit sein?« Sein Lächeln wird schief, er lässt die Schultern fallen, als wäre alles
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