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Der Skandal (German Edition)

Der Skandal (German Edition)

Titel: Der Skandal (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fran Ray
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»Könnten Sie nicht endlich den Revolver wegnehmen?«
    »Erst wenn wir fertig sind.«
    Er schluckt. »Die beiden haben immer wieder gestritten. Sandra war mit den Nerven am Ende. Ihr einziger Halt war in dieser Zeit ihr Therapeut …«
    »Tim Andersson?«
    »Ja. Der, der ermordet wurde. Moment …« Whitner stutzt. Sie sieht, dass er allmählich begreift. »Sie sind seine … Frau?«
    »Seine Schwester.«
    Whitner ist schockiert. Jetzt hat er verstanden, dass sie keine Rücksicht nehmen wird.
    »Wie ging es weiter?«, drängt sie. Endlich, endlich hat sie eine Spur.
    »Sandra hat Panik bekommen nach dem Mord an ihrem Therapeuten«, redet Whitner hastig weiter. »Sie hat das ihrem Mann angelastet. Weil er Polycorp etwas erzählt hätte. Wir haben dann überlegt, dass es das Beste wäre, wenn sie erst mal verschwindet. Sandra hatte die Idee, eine Entführung vorzutäuschen, damit die Polizei anfängt, ihren Mann unter die Lupe zu nehmen, und dass dann die ganze Geschichte mit dem Gutachten rauskommt …«
    »Und Sie haben ihr dabei geholfen.«
    »Ich wollte es ihr ausreden, aber Sandra war außer sich.«
    »Und dann ist sie zu Ihnen gefahren, und Sie sind gemeinsam mit ihr …«
    »Ich hab meinen eigenen Wagen genommen, ja.«
    »Sie sind also mit zwei Autos zu dieser Hütte am See gefahren.«
    Er nickt wie ein Schüler, der vom Lehrer gerade getadelt worden ist. »Sie hat gemeint, es wäre glaubwürdiger, wenn man diesen Schlafsack hinlegt und ein paar Blutspuren hinterlässt.«
    »Wo ist sie jetzt?«
    »Das darf ich nicht sagen. Verstehen Sie, sie hat panische Angst! Angst vor den Leuten, die Ihren Bruder umgebracht haben!«
    Christina nimmt die Pistole herunter. »Die Polizeimaschinerie ist schon längst in Gang gesetzt.«
    Seine Lippen sind trocken, und er ist bleich unter seiner Bräune.
    »Wo ist das echte Gutachten?«, fragt sie, aber Whitner weicht ihrem Blick aus.
    »Ich muss Ihnen nicht sagen, Mr. Whitner, dass Sie sich mitschuldig gemacht haben, indem Sie Beweise zurückhalten und die Polizei auf eine falsche Spur führen …« Noch immer sagt er nichts. »Hat Sandra es?«
    Seine Antwort kommt kaum hörbar: »Sie hat die Datei kopiert …«
    »Wie nehmen Sie Kontakt auf zu Sandra?« Er starrt auf die Waffe. »Ich hab ihr ein Handy gegeben.«
    »Rufen Sie sie an. Sofort. Ich will mit ihr reden.«
    »Aber …«
    Sie hebt die Pistole wieder. »Sofort.« Nur wenig später hat er die Nummer gewählt und gibt Christina das Handy.
    Das Apartment liegt im fünften und damit im obersten Stock eines sanierten Gebäudes im heruntergekommenen Viertel Third Ward, direkt neben einem verfallenden Fabrikgebäude.
    Christina hat Sandra Kondracki tatsächlich dazu bringen können, einem Treffen zuzustimmen. Am Telefon wirkte sie sogar ein bisschen erleichtert.
    Als nach dem ersten Klingeln unten an der Tür niemand öffnet, denkt Christina im ersten Moment, dass etwas passiert ist. Doch bevor sie ein zweites Mal auf den Knopf drücken kann, summt der Öffner. Sie nimmt den Aufzug. Oben muss sie sich zwischen zwei Apartmenttüren entscheiden. Sie sieht, dass die eine einen Spaltbreit offen steht.
    Sie rechnet nach. Ihr Telefonat liegt ungefähr vierzig Minuten zurück. Sie entsichert ihre Pistole und drückt die Tür auf. Es ist still, viel zu still. Im Wohnzimmer des modern und unpersönlich eingerichteten Apartments liegen Kissen, so als hätte gerade noch jemand dort gesessen und sie sich in den Rücken gedrückt. Ein halb leerer Kaffeebecher steht auf dem Tisch.
    »Sandra?«
    Die Küche sieht benutzt aus, und in der Spüle steht schmutziges Geschirr.
    »Mrs. Kondracki?« Christina geht langsam weiter, die Wand als Deckung hinter sich. Im Schlafzimmer ist das Bett nicht gemacht, auf einem Stuhl liegen Kleidungsstücke. Nein, denkt Christina, sie will nicht ins Badezimmer. Die schrecklichen Bilder von Jay haben sie schon wieder in der Gewalt. Aber das hier ist etwas anderes, sagt sie sich. Das ist nicht meine Wohnung … Sie gibt der Tür einen Tritt, sodass sie gegen die Wand knallt.
    Die Wände sind rot. Aber es ist kein Blut. Es ist rote Wandfarbe.
    Sie hört, wie unten auf der Straße ein Motor gestartet wird. Sie stürzt zum Fenster und kann gerade noch einen blauen Wagen davonrasen sehen. Keine Chance, ihm zu folgen.
    »Was soll das, Sandra?«, flucht sie.
    Da klingelt ihr Handy.
    »Hören Sie, ich hab es mir anders überlegt«, sagt eine gehetzte, atemlose Frauenstimme.
    »Wo verflucht sind Sie, Sandra? Ich bin in

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