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Der Skandal (German Edition)

Der Skandal (German Edition)

Titel: Der Skandal (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fran Ray
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den Knien.
    »Das macht nichts. Ich kann Ihnen die Stelle in der Bibel nachher zeigen«, sagt Harpole. »Also, der Feuerpfuhl hat nach meinen Messungen eine Größe von zwanzig Kubikkilometern.«
    Jetzt ist Mr. Springsteen sprachlos!
    »Sie meinen also wirklich, dass unter dieser Teerschicht ein riesiger See …«
    »Mann, Sie müssen es doch gefühlt haben! Da sind zwei Meter Luft, und darunter brodelt der Feuerpfuhl!«.
    Springsteen glaubt ihm immer noch nicht, das erkennt Harpole. Geduldig fängt er an zu erklären: »In den dreißig Jahren, in denen hier Neodym gefördert worden ist, hat man alle Abfallprodukte, Säuren, Laugen und sonstige Gifte in einen künstlichen See fließen lassen. Der war offen, wie ein normaler See, verstehen Sie? Schon mal vom See der Seltenen Erden gehört?« Der liegt bei Baotou in der Mongolei. Das ist ein See, der nur aus Abfallprodukten besteht: Laugen, Säuren und radioaktive Substanzen. Und das ist nicht der einzige See. In China gibt es viele davon. Hier hat es auch so einen gegeben. Jahrzehntelang hat man das ganze Gift da reingeleitet. Und warum? Ganz einfach: Man hat nicht gewusst, wohin mit dem Zeug. Und hat das Problem den späteren Generationen hinterlassen. Doch dann kam Gerede auf, angeblich häuften sich die Fälle von Leukämie in der Gegend. Und Umweltschützer haben herausgefunden, dass der See einen porösen Untergrund hat. Also sind die Gifte, die radioaktiven Stoffe, irgendwo im Untergrund versickert – und haben das Grundwasser kontaminiert. Die Mine musste schließen. Und natürlich musste auch der Giftsee verschwinden. Aber wohin? Da ist den Verantwortlichen der alte unterirdische Erzstollen eingefallen. Bevor man Neodym abgebaut hat, hat man dort gutes altes Erz gefördert.« Harpole macht eine Pause. »Können Sie mir folgen?«
    »Ja, ja, sicher!« Springsteen denkt kurz nach. »Und dann hat man gedacht, in diesem Stollen bleibt die Brühe drin.«
    Harpole nickt. »Aber dann kam das Erdbeben. Es muss Risse erzeugt haben, und der Giftsee ist in eine andere Schicht gesickert, und alles ist in diesen Hohlraum hier geflossen.«
    Der Journalist sieht nachdenklich aus. »Ein ganz schön großer Tümpel.«
    »Die Hölle ist groß.« Harpole macht eine weit ausholende Bewegung mit dem Arm. »Der Hohlraum ist nur durch eine dünne Gesteinswand vom Lake Superior getrennt. Wenn die reißt, dann … ergießt sich das Gift in den See. Sie wissen doch sicher, dass der Lake Superior der weltgrößte Süßwassersee ist. Stellen Sie sich vor: Es dauert hundertdreiundsiebzig Jahre, bis ein Wassertropfen von oben in Duluth den See durchquert bis zum Abfluss in Sault Ste. Marie. So lange bleibt auch das Gift im See.« Harpole lässt seinen Blick zum Himmel wandern.
    Springsteen nimmt den Gedanken auf. »Es fließt weiter, den Mississippi runter und … und verseucht das Trinkwasser von Millionen von Menschen! Richtig?«
    Harpole nickt nur.
    »Und woher … ich meine, woher wissen Sie das alles? Haben Sie geheime Messungen durchgeführt?«
    »Ich …«, fängt Harpole zögerlich an, so viel wollte er gar nicht preisgeben, aber DIE STIMME hat ihm befohlen, zu sprechen, und so sagt er: »Es gibt offenbar Zweifel an der Korrektheit des Gutachtens zur Wiedereröffnung der Mine.«
    »Wie bitte? Und wer behauptet so was? Reden Sie schon, Harpole!«
    »Langsam, langsam!« Harpole hebt beschwichtigend die Hände. »Aber Sie müssen erst mit jemandem reden, bevor Sie das alles schreiben, ja?«
    »Mit wem? Jetzt rücken Sie schon den Namen raus, und ja, ich verspreche es!« Springsteen hebt seine dick behandschuhte Hand.
    »Whitner, Brad Whitner.«
    »Dieser Umweltfreak?«
    Harpole nickt.
    »Warum mit dem? Warum haben Sie das nicht schon längst an die Behörden weitergegeben? Die hätten die Mine doch sofort schließen lassen!«
    Harpole seufzt. »Mr. Springsteen, das hier ist ein Projekt von nationalem Interesse. Mit dem Gift werden wir schon fertig, denken die Verantwortlichen. Opfern wir ein bisschen Sauberkeit vom Lake Superior und nehmen wir ein paar Krebskranke mehr in Kauf, aber wir bieten China die Stirn …«
    »Das ist doch …« Springsteen schüttelt den Kopf. »Da gärt also das Böse unter der Oberfläche, und keiner sagt was?«
    »Sie haben’s erfasst.« Harpole nickt. »Kommen Sie, ich zeig Ihnen noch was.«
    Harpole geht zum Schuppen neben dem Bürocontainer, Springsteen folgt ihm. Die getigerte Katze springt von der Tonne, als er den Schlüssel ins Vorhängeschloss

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