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Der Sklave von Midkemia

Der Sklave von Midkemia

Titel: Der Sklave von Midkemia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond E. Feist
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wurde er bewußtlos. Der Soldat richtete ihn mit starken Händen auf, und der Diener spritzte Wasser auf Handgelenke und Gesicht. Staub und Blut flössen an ihm herunter und enthüllten noch mehr Striemen und den üblen Geruch von verbranntem Fleisch.
    »Bei den Göttern«, sagte der Soldat. »Wer war das?«
    Der Mann war inzwischen wieder zu sich gekommen und versuchte, ungeachtet seines Zustands, auf die Beine zu kommen. »Ich muß gehen«, murmelte er, obwohl es offensichtlich war, daß er nicht mehr sehr weit kommen würde.
    Lujan befahl zwei Kriegern, den Mann hochzuheben und an ein Feuer zu tragen. Sie legten ihn auf eine Decke, und im Feuerschein wurde jetzt das ganze Ausmaß dessen sichtbar, was man ihm angetan hatte. Es gab wohl keine Stelle an seinem Körper, die von der Folter verschont geblieben war. Die häßlichen Verletzungen sprachen eine deutliche Sprache. Zerfressenes Fleisch kündete von der Verwendung ätzender Tinkturen; die Hand, die in dem Hemdfetzen gesteckt hatte, war nur noch eine Masse aus schwarzen Brandwunden und ohne Fingernägel; und überall dort, wo empfindliche Nervenstränge verliefen, war die Haut voller Blutergüsse. Wer immer diesen Mann so gequält hatte, mußte ein Künstler der Schmerzen und Qualen sein, denn wenn der Unglückliche auch nicht gestorben war, so hatte er doch ganz sicher mehrere Male während der Folter um Aufnahme in die Hallen Turakamus gebeten.
    Lujan sprach sanft und voller Mitgefühl. »Wer bist du?«
    Der Mann versuchte sich zu konzentrieren. »… muß sie warnen …«, brachte er mühsam mit einer vor Schmerzen fiebrigen Stimme hervor.
    »Warnen?« fragte Lujan.
    »Muß meine Lady warnen …«
    Lujan kniete nieder und beugte sich näher zu dem Mann, dessen Stimme schwächer wurde. »Wer ist deine Lady?«
    Der Mann wehrte sich matt gegen den Griff des Soldaten, dann sank er kraftlos in sich zusammen. »Lady Mara.«
    Lujan blickte die Soldaten um sich herum an. »Kennt jemand diesen Mann?« fragte er rasch.
    Ein Krieger aus der alten Garnison der Acoma, der jeden Diener von Angesicht kannte, schüttelte verneinend den Kopf.
    Lujan bedeutete den Soldaten, sich ein Stückchen zu entfernen, und beugte sich zum Ohr des Mannes hinab. »Akasi-Blumen …«, flüsterte er leise.
    Der Mann kämpfte sich hoch und starrte Lujan aus glänzenden, fiebrigen Augen an. »… im Hof meiner Lady«, murmelte er. »Die schärfsten Dornen …«
    »… schützen die süßesten Blüten«, beendete Lujan.
    »Götter, Ihr gehört zu den Acoma«, sagte der Mann erleichtert. Einen Augenblick schien es, als würde er Schande auf sich laden und weinen.
    Lu]an stützte seine Hände auf die Knie. Seine Augen wichen nicht einen Augenblick von dem gequälten Gesicht des Mannes, als er nach dem Heiler rief, der die Wunden versorgen sollte. »Du bist einer der Spione meiner Lady«, folgerte er mit sanfter Stimme.
    Der Mann brachte ein kaum wahrnehmbares Nicken zustande. »Bis vor wenigen Tagen. Ich …« Er hielt inne, zuckte zusammen und schien sich nur mit großer Anstrengung gegen eine Ohnmacht wehren zu können. »Ich bin Kami. Ich habe im Haushalt der Minwanabi gedient. Ich trug das Essen zu Desios Tisch und erfüllte seine Wünsche. Viel von …« Seine Stimme versagte.
    »Langsam. Erzähl es uns ganz langsam. Wir haben die ganze Nacht Zeit«, beruhigte Lujan ihn so sanft wie möglich.
    Der verletzte Diener schüttelte abwehrend den Kopf, dann wurde er erneut bewußtlos.
    »Fächert ihm Luft zu, und sagt dem Heiler, er soll ein Stärkungsmittel mitbringen, um ihn wach zu machen«, zischte Lujan. Ein Krieger eilte davon, während der andere, der den Mann gehalten hatte, ihm vorsichtig eine Decke unter den Kopf schob. Wenige Augenblicke später kam der Heiler und öffnete seinen Kasten mit Medizin und Bandagen. Schnell bereitete er eine streng riechende Medizin zu und hielt sie dem bewußtlosen Mann unter die Nase. Er erwachte mit einem Grunzen und warf die Arme wild hin und her.
    Lujan fing seinen gequälten Blick auf. »Erzähl es mir. Du bist entdeckt worden.«
    »Irgendwie.« Der Mann blinzelte, als wäre er in unangenehmen Erinnerungen gefangen. »Der Erste Berater Incomo fand heraus, daß ich ein Spion der Acoma bin.«
    Lujan schwieg. Außer dem Supai kannten nur vier Personen im Haushalt der Acoma – Mara, Nacoya, Keyoke und er selbst – die Parole, die einen Spion der Acoma identifizieren konnte. Sie wurde in unregelmäßigen Abständen geändert, doch man konnte die

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