Der Sklave von Midkemia
Seite einnahm, den sonst Keyoke innehatte, und Nacoya sich mühsam beherrschte, nicht mit gerecktem Hals über die Schulter ihrer Herrin hinweg mitzulesen.
Das Dokument war nicht lang. Kevin, der größte von ihnen, konnte sehen, daß die Sätze nur kurz waren. Dennoch machte Mara eine längere Pause, bevor sie ihr Gesicht hob und sprach.
»Ich danke Euch. Ihr könnt gehen«, sagte sie zu dem Boten. »Meine Diener werden Euch eine Erfrischung reichen und dafür sorgen, daß Ihr ausruhen könnt, während meine Schreiber das Antwortschreiben fertigstellen.«
Der Kaiserliche Bote verbeugte sich und ging; das Klappern seiner nagelbesetzten Sandalen klang laut durch die Halle. Sobald er hinter der Tür verschwunden war, ließ Mara sich auf das erstbeste Kissen fallen.
»Tasaio zeigt endlich, was er vorhat«, sagte sie mit hohler und dünner Stimme.
Nacoya nahm die Schriftrolle und las die Zeilen, während ihr Gesicht immer mißmutiger wurde. »Dieser Teufel!« rief sie schließlich aus, als sie fertig war.
»Hübsche Lady«, warf Lujan ein, »was wünscht der Kaiser?«
Nacoya antwortete an ihrer Stelle, und ihre alte Stimme klang eisig: »Befehl vom Hohen Rat. Wir müssen in aller Eile unsere Armeen ausschicken, um den Lord der Xacatecas in seinem Krieg gegen die Wüstenbanditen von Dustari zu unterstützen. Lady Mara muß höchstpersönlich erscheinen, zusammen mit einem Truppenaufgebot von vier Kompanien. Aufbruch ist in zwei Monaten.«
Lujans Augenbrauen wanderten in die Höhe. »Schon drei Kompanien wären zuviel«, sagte er; seine Hand fummelte am Griff seines Schwertes herum. »Wir werden die Gunst der Cho-ja erkaufen müssen.« Sein Blick richtete sich jetzt auf Kevin. »Und du hast recht mit deinen verdammten barbarischen Ideen. Wir können Keyoke jetzt nicht den Luxus gestatten zu sterben. Sonst lassen wir den Landsitz ohne einen einzigen erfahrenen Offizier zurück.«
»Genau das wird Desio beabsichtigen. Wir müssen seine Pläne durchkreuzen.« Mara wandte den Kopf. Ihre Augen sprühten schwarze Funken, und ihre Wangen glühten, als sie immer noch schockiert ihre Befehle gab. »Lujan, Ihr werdet hiermit zum Kommandeur befördert. Geht zusammen mit Kevin zu Keyoke. Sagt ihm, ich möchte ihn zum Ersten Kriegsberater ernennen, allerdings nur mit seiner Zustimmung.« Erinnerungen oder unterdrückte Tränen ließen ihre Stimme schwächer klingen, als sie hinzufügte: »Er wird denken, daß andere Krieger ihn auslachen könnten, weil er eine Krücke trägt, doch ich werde dafür sorgen, daß sein Name geehrt wird. Erinnere ihn an Pape, der mit großem Stolz das schwarze Band der Verdammten trug.«
Lujan verneigte sich; auch seine Haltung drückte Sorge und Kummer aus. »Ich bezweifle, daß Keyoke uns in einer solch gefährlichen Zeit verlassen würde, Mylady. Doch möglicherweise entscheiden die Götter über seinen Willen hinweg. Die Wunde in seinem Bauch gehört nicht zu denen, von denen sich ein Mensch leicht erholt.«
Mara biß sich gequält auf die Lippe. »Dann werde ich mit seiner Einwilligung Läufer und Boten ausschicken, die im ganzen Kaiserreich nach einem Priesterheiler Hantukamas suchen sollen.«
»Ein solcher Priester verlangt viel für eine Heilung«, warf Nacoya ein. »Ihr werdet ein großes Heiligtum für Hantukama errichten lassen müssen.«
Mara verlor beinahe die Geduld. »Dann kümmere dich mit Jican darum, die restliche Seide aus den Bergen zu holen und auf den Markt von Jamar zu schaffen! Wir brauchen Keyoke lebendig, sonst ist alles verloren. Wir können es uns nicht leisten, den Lord der Xacatecas zu beleidigen.« Selbst für Kevin mußte sie diese Aussage nicht weiter ausführen. Das Bündnisversprechen des Lords der Xacatecas hatte viele Feinde zurückgehalten; einer so mächtigen und einflußreichen Familie irgendeinen Grund für Feindseligkeiten zu liefern würde für die Acoma den Untergang bedeuten, so verwickelt wie sie in die Blutfehde mit den Minwanabi waren. »Die Güter dürfen keiner Bedrohung ausgesetzt werden«, schloß Mara.
»Dustari ist eine Falle«, sagte Nacoya und sprach damit etwas aus, das alle außer Kevin bereits wußten. »Tasaio wird dasein, und er hat jeden Zug von Euch oder den vier Kompanien bereits im voraus eingeplant. Ihr folgt dem Weg Lord Sezus; zusammen mit den Männern, die mit Euch gehen, werdet Ihr verraten und zum Tod auf fremdem Boden verdammt.«
»Noch ein Grund mehr, weshalb Keyoke sich um den Schutz dieser Ländereien für Ayaki
Weitere Kostenlose Bücher