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Der Sklave von Midkemia

Der Sklave von Midkemia

Titel: Der Sklave von Midkemia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond E. Feist
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kümmern muß«, schloß Mara. Doch jetzt war auch das letzte bißchen Farbe aus ihrem Gesicht gewichen.

    Der Kaiserliche Bote brach mit Maras schriftlicher Einwilligung in die Forderungen des Hohen Rates auf. Danach eilten die Makler des Haushalts und ihre Berater davon, um eine lange Liste von Vorbereitungen in die Wege zu leiten. Lujan befahl den Offizieren, eine Bestandsaufnahme zu machen, dann gingen er und Kevin zu Keyoke – keiner von ihnen mit Begeisterung.
    Jican erschien, als sie gerade gingen; er war soeben von einem Läufer von den Needra-Weiden geholt worden.
    »Ich brauche eine vollständige Auflistung des Vermögens der Acoma«, forderte Mara, bevor der kleine Mann sich von seiner Verbeugung erhoben hatte. »Ich muß wissen, wie viele Centis wir in bar haben, wieviel mehr wir leihen können. Wie viele Waffen können unsere Waffenhersteller in zwei Monaten zusammenbringen, und wie viele können wir erwerben?«
    Jican wölbte die Augenbrauen. »Lady, hattet Ihr nicht bereits entschieden, die neuen Waffen auf die Märkte zu schicken? Wir werden den Erlös brauchen, um den Verlust der Seide auszugleichen.«
    Mara runzelte die Stirn und unterdrückte den Impuls zu einer scharfen Antwort. »Jican, das war gestern. Heute müssen wir vier Kompanien ausstatten, um dem Lord der Xacatecas in Dustari zu Hilfe zu kommen.« Der Hadonra war ein Meister im Umgang mit Zahlen. »Ihr werdet also mit den Cho-ja verhandeln, um mehr Krieger zu erhalten«, vermutete er und runzelte die Stirn. »Wir werden einige erstklassige Zuchttiere aus den Needra-Herden verkaufen müssen.«
    »Kümmert Euch darum«, sagte Mara sofort. »Ich gehe zu Ayaki. Wenn Ihr mit der Buchführung fertig seid, kommt mit Euren Unterlagen ins Kinderzimmer.«
    »Wie Ihr wünscht, Lady«, sagte Jican und machte ein unglückliches Gesicht. Kriege waren der immer wiederkehrende Ruin eines Vermögens, und daß Mara durch die Intrigen ihrer gefährlichen Feinde gezwungen war, an einer Schlacht teilzunehmen, erschreckte ihn. Schon viele große Häuser waren in der Vergangenheit auf diese Weise untergegangen; und die Erinnerung an den schrecklichen Verrat an Lord Sezu und an seinen Tod war noch zu frisch, als daß die Bediensteten der Acoma nicht das drohende Unheil gespürt hätten. Die Nachricht verbreitete sich unter ihnen wie ein Lauffeuer, und in dem Haushalt, der vor Aktivitäten nur so wimmelte, herrschte bedrücktes Schweigen.
    Mara verbrachte eine Stunde mit ihrem Sohn, und selbst die war viel zu kurz. Er würde bald fünf werden und hatte eine Neigung zu Wutausbrüchen, gegen die keine seiner eigentlich fähigen Zofen ankam. Jetzt lag er auf dem Bauch, hatte die Füße in die Luft gestreckt und spielte mit seinen Soldaten, schob die Offiziere mit den Federbüschen hin und her und gab mit seiner hellen Kinderstimme Befehle. Mara betrachtete ihn, und ihr Herz zog sich zusammen, während sie versuchte, sich das kleine Gesicht unter den dunklen Locken einzuprägen. Sie rang die kalten Hände und fragte sich, ob sie wohl erleben würde, wie ihr Kind zum Mann heranreifte. Den Gedanken, daß er dies möglicherweise nicht erleben würde, verdrängte sie. Sie selbst war viel zu jung in den Besitz der Macht gekommen und wünschte sich sehnlichst, daß ihr Sohn langsam erwachsen werden konnte, daß er lernen und sich auf die vor ihm liegende Zeit als Herrscher vorbereiten konnte. Sie mußte überleben und aus der Wüste zurückkehren und dafür sorgen, daß sich alles genau so entwickelte.
    Die Zeit, bis Jican mit den Zahlen zurückkehrte, nutzte sie für lange, verzweifelte Gebete zu Chochocan. Zu ihren Füßen vernichtete Ayaki eine Kompanie von Minwanabi-Soldaten nach der anderen, während seine Mutter sich den Kopf über Lösungen zu unmöglichen Gleichungen zerbrach.
    Jican erschien und reichte ihr die Tafeln; trotz Maras hastigem Befehl waren die Zahlenspalten von tadelloser Ordnung. Der Hadonra sah sie aus tief in ihren Höhlen liegenden, müden Augen an, nachdem er sich verbeugt hatte. »Lady, ich habe Euren Befehl befolgt. Hier sind drei Kalkulationen bezüglich Eurer verfügbaren finanziellen Möglichkeiten. Die eine beruht darauf, daß die restliche Seide sicher auf den Markt gelangt. Die anderen beiden beinhalten, was Ihr ohne größere Umstände ausgeben und was Ihr einfordern könnt, mit unterschiedlichen, einzeln aufgelisteten Folgen. Wollt Ihr so vorgehen, wie auf der letzten Tafel beschrieben, müßt Ihr achtgeben. Es wird vier Jahre dauern,

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