Der Sklave von Midkemia
hinabrinnen ließ. Das süße Getränk verscheuchte den Geschmack von Wüstensand in seinem Mund und milderte seinen Groll ein wenig. »Isashani schrieb mir, daß Hokanu von den Shinzawai sie besucht hat.«
Mara wölbte die Augenbrauen. »Sollte sich Eure Frau zufällig als Kupplerin betätigen?«
Der Lord der Xacatecas lachte. »Ununterbrochen. Doch in diesem Fall im Einverständnis mit Hokanus leidenschaftlichem Interesse, wie es scheint. Der junge Shinzawai vermißt Euch. Er erkundigte sich mehr als einmal nach Euch.«
»Und Isasham zählt mit?« fragte Mara. Dann, als Chipino resigniert nickte, fügte sie hinzu: »Was führte Hokanu nach Ontoset? Es hegt eigentlich ein bißchen weit entfernt von den Gütern seines Vaters.«
»Genau das betonte auch Isasham«, meinte Chipino. »Sie erklärte, daß der junge Mann gekommen sei, um Gewürze zu erwerben, die er ebensogut in Jamar erhalten hätte.«
Was bedeutete, daß er hauptsächlich dorthin gegangen war, um direkt von Lady Isashani Neuigkeiten über Dustari zu erfahren. Mara wußte nicht recht, wie sie darauf reagieren sollte, sie war sich nicht sicher, ob Hokanus offenes Interesse an ihr nicht nur den letzten Zug seines Vaters im Großen Spiel verbergen sollte.
Ihre Überlegungen wurden von der Ankunft des wachhabenden Offiziers gestört, der Berichte von den Kundschaftern brachte. Er verneigte sich ehrerbietig. Mara erlaubte ihm, vor ihrem Gast zu sprechen, und befreite sich somit von der Pflicht, später einen Boten zum Lager der Xacatecas senden zu müssen.
»Es gibt nichts Neues zu berichten, Mylady«, erklärte der Mann, den Helm mit dem Federbusch unter einen Arm geklemmt. »Ein Mann wurde in einer Felsspalte verletzt, und zwei weitere wurden in einem Hinterhalt getötet. Die Verwundeten werden im Lager auf der südlichen Hochebene versorgt. Die anderen fünf Gruppen fanden nichts heraus.«
Ihre Verluste hatten sich also wieder einmal vergrößert, ohne daß etwas dabei herausgekommen wäre. Verärgert über die vielen nutzlos verstreichenden Tage ohne jeden Hinweis darauf, daß sich die zermürbende Situation ändern würde, war Mara mit ihrer Geduld am Ende. Die Nomaden spielten mit ihnen – hier hatte Kevin recht. Doch sich hinzusetzen und tatenlos abzuwarten war unmöglich. Mara entließ ihren müden Offizier, dann schaute sie dem Lord der Xacatecas direkt in die dunklen, sardonischen Augen. »Die Acoma stellen eine Kompanie bereit, die zu einer Attacke jenseits der Vorgebirge aufbricht. Mein Truppenführer Migachti wird sie befehligen, und eine halbe Patrouille Cho-ja wird an dem Unternehmen teilnehmen und als Boten dienen.«
Lord Chipino neigte den Kopf. Er setzte seine Tasse auf dem niedrigen Tisch ab, mitten zwischen die mit Steinen beschwerten Karten, Tafeln und Kreidestücke, und griff nach seinem von der Sonne gebleichten Helm. »Auf die Ehre unserer Häuser und den Untergang unserer Feinde«, erklärte er. »Ich werde ebenfalls eine Kompanie bereitstellen und ein Geschenk, um Euch für die Cho-ja zu entschädigen, deren Fähigkeiten ich mit meinen eigenen Reihen niemals ausgleichen könnte. Das Haus Zirentari bedroht unsere nördlichen Grenzen, und so konnte der Stock auf unserem Land keine Krieger stellen.« Mara verschwieg die Tatsache, daß sie mit ihrer Cho-ja-Kömgin darum gefeilscht hatte, neue Krieger auszubrüten; man enthüllte selbst Freunden gegenüber nichts, was nicht notwendig war, denn im Großen Spiel waren die Verbündeten von heute nur zu leicht die Feinde von morgen. Sie erhob sich aus Höflichkeit und verneigte sich vor dem Ranghöheren, obwohl zwischen ihr und dem Lord nicht immer die Form gewahrt wurde, wenn sie allein waren. »Ich benötige kein Geschenk.«
Lord Chipino betrachtete sie eingehend. Er blinzelte in das Licht, das durch die Lochmuster der Leuchter in den Raum fiel. »Ihr habt unrecht«, sagte er mit einer Weichheit, als würde er eine Tochter verbessern. »Eine Frau wie Ihr, in der Schönheit ihrer Jugend, sollte niemals ohne Geschenke in einer Wüste verkümmern müssen.«
Mara errötete. Sie fand keine Worte, um ihre Befangenheit zu überspielen, und so nahm Lord Chipino dem Augenblick die Peinlichkeit. »Isashani mußte Hokanu versprechen, daß Euer Charme in diesem trostlosen, barbarischen Land nicht zu kurz kommt.« Die Lady der Acoma lachte frei heraus, eine Erleichterung nach den zwei Jahren in der Einsamkeit, die sie wie eine Gefangenschaft empfand. »Ihr und Hokanu seid beide
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