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Der Sklave von Midkemia

Der Sklave von Midkemia

Titel: Der Sklave von Midkemia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond E. Feist
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Bedingungen vertraut gemacht, unter denen ihre Wachen und Patrouillen ihren Dienst verrichteten, und so verlangte sie von ihnen nicht, sich in der Mittagszeit zu lang unter freier Sonne aufzuhalten, und sie beklagte sich auch nicht, wenn es widersprüchliche Berichte gab, weil Hitzewellen die Sicht beeinträchtigt hatten. Obwohl sie immer noch die Verwaltung der Finanzen der Kriegskunst vorzog, hatte sie es sich zur Angewohnheit gemacht, die wichtigen Punkte kriegerischer Strategie und Versorgung zu studieren. Sie verstand von dem Dilemma, in dem sie alle steckten, ebensoviel wie ihre Offiziere, doch auch ihrer einzigartigen Wahrnehmungsfähigkeit gelang es nicht, die Absichten oder Beweggründe der Wüstenbanditen zu ergründen.
    Die Berichte, die sie von den in der Wüste patrouillierenden Kompanien erhielten, waren wenig geeignet, ihre Probleme an der Grenze zu verringern. Sie hatten ein kleines Versorgungslager entdeckt und zerstört, gleichzeitig ein Nest jener Nomaden ausgehoben, die es bewachten. Zwei weitere Monate vergingen mit fruchtloser Suche, dann noch einer, in dem sie immer neuen falschen Spuren folgten. Die Gho-ja sandten ihnen Nachricht von einer ausgetrockneten Oase und den Überresten eines Lagers, das in offensichtlicher Hast abgebrochen worden war. Die Patrouille, die die geflohenen Nomaden verfolgte und versuchte sie einzuholen, verausgabte sich in einem nutzlosen Marsch. Zwei der Soldaten, die zurückgeblieben waren und das Gelände genauer untersuchten, verletzten sich, als sie in eine Fallgrube stürzten. Eine Entzündung raffte den einen dahin; der andere wurde mit der Sänfte zurückgeschickt. Er würde niemals mehr gehen können und bat um den ehrenvollen Tod durch die Klinge. Mara gewährte ihm die Bitte, doch sie mußte an sich halten, um nicht Chochocan wegen der Verschwendung dieses guten Mannes zu verfluchen.
    Wieder verstrich eine Jahreszeit ohne besondere Vorkommnisse, und das viele Grübeln machte die Lady der Acoma zunehmend nervöser.
    »Wir müssen mehr Soldaten ausschicken«, schnauzte sie Kevin an, während sie ihre Haare mit süßen Ölen kämmte. Wasser zum Baden zu benutzen wäre Verschwendung gewesen, doch irgendwie mußte sie den Staub ja entfernen.
    Der Midkemier hielt inne, dann wandte er sich herausfordernd dem abgerissenen Schnürsenkel seiner Sandale zu. Die Diskussion hatte sich in der letzten Zeit wiederholt, und jedesmal hatte er darauf bestanden, daß der Feind genau das von ihnen wünschte, nämlich daß sie in großer Anzahl von den Bergen heruntermarschierten. Es war alles gesagt. Doch die einzige Tatsache, die seinen Worten Glaubwürdigkeit verliehen hätte, blieb ein unausgesprochenes Geheimnis. Einen sonnendurchglühten Monat nach dem anderen enthielt Kevin sich jeden Kommentars, der seine frühere militärische Erfahrung enthüllt hätte. Das Eingeständnis, daß er auf dem Schlachtfeld auf Midkemia befehlshabender Offizier gewesen war, wäre der Bitte gleichgekommen, zum Tode verurteilt zu werden.
    Doch auch wenn Mara nichts von seiner Vergangenheit ahnte, nahm sie seine Meinung nicht auf die leichte Schulter. Obwohl sie die ungestümere der beiden mit den Grenzunruhen betrauten Herrscher war, war es schließlich Lord Chipino, der die Notwendigkeit einer aggressiveren Taktik ins Spiel brachte.
    Er kam kurz nach der Dämmerung in ihr Zelt. Es hing noch der Geruch nach Kohlenfeuer und gerösteten Chal-Nüssen an ihm, die er mit seinem Befehlshaber geteilt hatte. »Ich habe eine Nachricht von den Kompanien in der Wüste«, begann er ohne Umschweife. »Sie konnten einen Nomadenhändler festnehmen, und ich denke, wir haben eine Spur. Zumindest wissen wir, wo große Karawanen von der anderen Seite der Wüste Kornsäcke lassen.«
    Mara schnippte mit den Fingern, und Diener kümmerten sich um neuen, heißen Tesh. »Mein Cho-ja sagt das gleiche, doch er meint außerdem, daß der Sand nach Schritten riecht.« Inzwischen zweifelte niemand mehr daran, daß die insektenähnlichen Wesen anhand des Öls, mit dem die Nomaden ihre Ledersandalen einrieben, ihre Schritte im Sand riechen konnten. »Die Karawanen sind nicht der Versuch, uns in die Irre zu führen.«
    Sie deutete auf ihr Sandmodell, das seit mittlerweile zwei ermüdenden Jahren die vordere Kammer ihres Kommando-Zeltes beherrschte. Im Laufe der Unternehmung waren Berge eingeebnet und an einer Seite neu errichtet worden, um Platz für die weiten, hügeligen Täler und Wüstendünen zu schaffen, die jenseits der

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