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Der Sklave von Midkemia

Der Sklave von Midkemia

Titel: Der Sklave von Midkemia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond E. Feist
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noch, du wirst uns alle in den Untergang führen, selbst meinen kleinen Sohn zu Hause.«
    Kevin atmete geräuschvoll aus. »Ich habe nicht unrecht, Mara.« Er begegnete ihrem Blick mit der gleichen Festigkeit.
    Mara rührte sich schließlich, wie unter einem Bann. »Es ist immer noch besser, wenn wir bei der Verteidigung von Lord Chipino sterben, als feige zurückzubleiben.«
    Neben ihr nickte Lujan grimmig.
    Verzweifelt rieb Kevin sich die oberflächliche Wunde am Handgelenk. »Es gibt vielleicht noch eine Möglichkeit, das Kind aus dem Brunnen zu holen.«
    »Brunnen?« Mara war verwundert. »Wo sollte es hier einen Brunnen geben?«
    »Ich meinte, den Spieß umzudrehen«, rief Kevin. Das Kampfgeschrei kam jetzt näher, da die Xacatecas Verluste hinnehmen mußten und die überlebenden Wüstenkrieger in kleinen Staubwolken über die weiter entfernten Dünen verschwanden. »Wenn ich recht habe, versteckt Tasaio hinter diesen Hügeln noch eine andere Heerschar. Er rechnet damit, daß wir hinaus auf die Trockenpfanne preschen – und seine Hilfstruppen warten in ihrem Versteck, um uns von hinten angreifen zu können. Dann werden sich die Kompanien, die jetzt die Xacatecas beschäftigt halten, in zwei Streitkräfte aufteilen.« Er veranschaulichte es mit seinen Händen. »Eine Kompanie wird Lord Chipino an seinem Platz halten, während die andere Eure Streitmacht angreift. Eure Kompanien werden schnell feststellen, daß sie eingekreist sind; sie würden vernichtet werden, wie später die Truppen der Xacatecas.«
    »Und was schlägst du vor?« drängte Lujan ungeduldig.
    Kevin wölbte die Augenbrauen. »Ich schlage vor, daß wir mit einer kleinen Kompanie Lord Chipino unterstützen. Den Rest unserer Truppen schicken wir das Tal zurück, durch das wir hergekommen sind. Dann senden wir eine schnell bewegliche Kompanie mit den Cho-ja aus, die die Hügel umzingeln, in denen sich Tasaios Truppen verstecken. Sie jagen sie auf das offene Gelände, über die Hügel und auf das Tal mit unseren Kompanien zu. Durch die höhere Position sind unsere angreifenden Truppen im Vorteil. Bei guter Zeitplanung könnten unsere Bogenschützen ein Drittel von ihnen beseitigen, bevor sie die mittleren Linien unserer Streitmacht erreichen. Wir werden einen Kampf im Tal haben, aber einen, den wir auch gewinnen können, da wir den Feind umzingelt haben. Wir könnten sie auf die Speere der Xacatecas zutreiben.«
    Lujan drehte das Schwert herum und wischte gekonnt die feinen Blutspuren von der Klinge. Abscheu klang in seiner Stimme mit, als er auf Kevins kühnen Plan antwortete: »Deine Ideen sind nicht besser als ein Traum. Nur die Cho-ja können sich schnell genug fortbewegen, um das zustande zu bringen, was du beschrieben hast. Doch eine Kompanie von ihnen wird nicht reichen, um diese Hügel zu umzingeln.«
    »Wir werden es versuchen müssen«, warf Mara ein. »Sonst werden wir in dieser Falle der Minwanabi gefangen und brechen unseren Schwur gegenüber dem Lord der Xacatecas.«
    »Nein«, verbesserte Kevin. Er blickte über das abfallende Gelände auf die reglos wartenden Cho-ja. Er fragte sich kurz, ob die Würde dieser Geschöpfe ein heikles Thema sein würde, dann schob er diesen Punkt als unentscheidbar beiseite. Mara und all ihre Anhänger würden vernichtet werden, wenn die Minwanabi ihren Angriff wie geplant ausführen konnten – ganz zu schweigen davon, daß er, Kevin von Zûn, unehrenhaft gehängt werden würde, wenn er irrte. Mit einem fatalistischen Seufzer, der beinahe an ein Lachen grenzte, holte der Midkemier tief Luft und teilte Mara und ihrem Kommandeur seine neueste Idee mit.

    Tasaio unterdrückte den beschämenden Wunsch, mit der Faust auf den Felsen zu schlagen. »Verflucht sei sie, warum befiehlt die Hure ihren Truppen nicht anzugreifen? Ihr Vater und ihr Bruder waren doch keine Feiglinge. Warum zögert sie?«

    Inzwischen zogen sich die Truppen der Xacatecas mit erhobenen Schilden auf der Trockenpfanne unter der unbarmherzigen Mittagssonne zu einer dichtgedrängten Verteidigungsformation zusammen. Sie waren festgenagelt und von feindlichen Kriegern umgeben, und sie konnten nichts tun, als die Reihen zu schließen und Verluste hinzunehmen, solange Mara nicht ihre Hilfstruppen sandte, um sie zu retten. Die gelb-purpurne Flagge mit dem Wappen erhob sich unbeugsam über dem Ring der Verteidiger und verschwand nur hin und wieder im aufgewirbelten Staub. Tasaio blinzelte über die Trockenpfanne; überall lagen die schlaffen,

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