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Der Sklave von Midkemia

Der Sklave von Midkemia

Titel: Der Sklave von Midkemia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond E. Feist
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zusammenzuckenden Befehlshaber. »Wir werden genau zur richtigen Zeit angreifen.« Er lehnte sich gegen den Felsen, völlig entspannt, als wären die Geräusche von Kampf und Tod Musik in seinen Ohren.
    Der Befehlshaber der Minwanabi bewahrte nur durch äußerste Willenskraft Ruhe. Falls ihn der Anblick ihrer Verbündeten beunruhigte, die da in einem blutigen Gemetzel geopfert wurden, sagte er es jedenfalls nicht. Mit steifer Korrektheit und Gehorsamkeit seinem Herrn gegenüber beobachtete er, ohne mit der Wimper zu zucken, wie die Wüstenkrieger zurückgetrieben wurden, immer weiter, während sie ihre Kameraden in vernichtender Anzahl als blutende Bündel im Sand zurücklassen mußten. Die Soldaten der Xacatecas waren gründlich, wirkungsvoll und ohne Gnade. Sie waren jahrelang auf einem hinterwäldlerischen Posten mit unerträglichem Klima festgehalten und in über tausend Überfällen von den Nomaden gepiesackt worden. Jetzt hielten ihre Schwerter blutige Ernte, bis die überlebenden Wüstenbanditen sich verzweifelt zur Flucht wandten.
    Aus der Entfernung wirkte der Lord der Xacatecas so klein wie eine Puppe, als er auf dem Feld seine Klinge hob; sein Kommandeur befahl der Kompanie, sich aufzustellen und die Verfolgung aufzunehmen. Um der Ehre des Kaiserreiches willen und in der Hoffnung, daß die Unruhen an der Grenze endlich beendet sein würden, stellten sich seine Krieger neu auf und drangen weiter vor.
    Tasaio kniff die Augen leicht zusammen; er schätzte die Entfernung ab. Als würden die Streitkräfte der Xacatecas eine unsichtbare Linie überschreiten, die nur er sehen konnte, wandte er sich an seinen schwitzenden Offizier: »Jetzt, Chaktiri. Jetzt gebt das Zeichen zum Angriff.« Seine Stimme klang noch immer so ruhig wie zuvor.

    Lujan blickte von seinem Hügel aus auf die Trockenpfanne und nickte. »Sie haben sie in die Flucht geschlagen. Seht nur.« Er fuhr mit der Hand leicht durch die Luft, als die Wüstenbanditen in wilder Panik auseinanderstoben. »Die Xacatecas werden sich neu formieren und sie verfolgen, ohne die Hilfe der Cho-ja zu benötigen.«
    Mara blickte auf; sie saß in ihrer Sänfte, die auf einer Hügelkuppe auf dem Boden stand. Sie schob den Gazestoff beiseite, der ihr Gesicht vor dem wehenden Staub schützte. »Ihr klingt enttäuscht.«
    Lujan zuckte mit den Schultern. »Welcher frisch ernannte Kommandeur wäre zufrieden, wenn er faul daneben sitzt, während eine Schlacht tobt?« Er sah sie schelmisch an. »Die Ehre meiner Lady ist auch meine Ehre. Ich akzeptiere die Weisheit ihrer Entscheidung.«
    Mara lächelte. »Nett gesagt. Und eine verzeihliche Lüge. Ich verspreche Euch so viele Schlachten, wie Ihr wollt, wenn wir aus dieser Wüste herauskommen und es noch einen Natami gibt, zu dem wir zurückkehren können.«
    Als wären ihre Worte ein Omen, zerriß ein Hornsignal die Luft. Weit unten im Tal, auf der anderen Seite der Trockenpfanne, wo die Kompanien der Xacatecas die Stammeskrieger verfolgten, schob sich eine dunkle Flut über die Dünen. Lujan wirbelte herum; jeglicher Humor war aus seinem Gesicht gewichen, und seine Hand fuhr an seinen Schwertgriff.
    Auch Mara wandte sich um, und der Gazestoff rutschte von der schnellen Bewegung zur Seite. Sie sah die Stammesbanner und unzählige Reihen von Gestalten in seltsamen Rüstungen und Wüstenkleidern, die sich den Truppen der Xacatecas von zwei Seiten näherten; die beiden Streitkräfte würden sich treffen und ihnen den Rückweg in die Hügel versperren, wo Maras Kompanien warteten. Schnell zählte sie mit einem dank Keyokes Schulung geschärften Blick die Phalanxreihen. Sie erkannte sofort, daß Lord Chipino eins zu zwei unterlegen war. Schlimmer noch – ihr Herz pochte wild bei dieser Erkenntnis –, dies waren keine Wüstenkrieger. Die über die Dünen vorrückende Armee bestand ausschließlich aus großen Männern; nicht eine einzige kleine Gestalt war unter ihnen. Und das konnte nur eines bedeuten: Sie waren nicht aus diesem Land, sondern Betrüger, Feinde aus dem Kaiserreich, die in diesem Krieg ihr Haus auslöschen wollten, trotz ihres barbarischen Aussehens.
    »Minwanabi!« schrie sie auf. »Das ist es also, was Desio vorhat!« Sie blickte ihren Kommandeur mit weit aufgerissenen Augen an und versuchte die Angst, die sie wie ein Messer zu durchbohren drohte, zu verbergen. »Lujan, sammelt unsere Männer. Wir müssen diese neue Armee von hinten angreifen, sonst wird Lord Chipino mit all seinen Xacatecas auf dem Feld

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