Der Sklave von Midkemia
Herrn nur in einer Angelegenheit um Unterstützung bitten werde, die allein für die Acoma von Wichtigkeit ist. Ich verspreche weiterhin, keine Stimme zu fordern, die einen Schatten auf die Ehre des Hauses Keda werfen könnte. Auch wird es keine Forderung um militärische Hilfe sein oder nach einem Angriff auf eine dritte Partei oder irgendeine Handlung, die das Eigentum und die Reichtümer des Hauses Keda in Gefahr bringt. Ich suche lediglich nach einer Sicherheit, um alle zukünftigen Versuche auszuschalten, mich im Hohen Rat zu benachteiligen. Sicherlich erinnert Ihr Euch an die Schwierigkeiten, die der kaiserliche Befehl, in die Wüste zu marschieren, für mein Haus bedeutete?«
Hantigo wischte sich den Schweiß von den Schläfen; nur zögernd gestand er zu, daß sie recht hatte. Die Machenschaften der Minwanabi hatten den Acoma sicherlich für drei Jahre Unannehmlichkeiten bereitet; allein der Einstieg in das Seidengeschäft war durch diese eine Handlung beinahe zunichte gemacht worden. Doch wenn der Erste Berater auch Sympathie für die Acoma empfand, konnte er Mara ein solches Zugeständnis nicht ohne die Erlaubnis seines Herrn machen; die Übertragung einer Stimme im Hohen Rat gehörte nicht zu den Versprechen, die ein Botschafter geben konnte. Mit Bedauern sagte Hantigo: »Selbst mit diesen Zusicherungen zweifle ich daran, daß mein Herr Eure Bedingungen akzeptieren wird.« Es war von einiger Bedeutung, daß der Mann aufgehört hatte, ihre Vorschläge als etwas Unmögliches abzutun. Siegessicher und in dem Wissen, daß Andero von den Keda ein Mann unerschütterlicher Integrität war, schloß Mara die Unterredung, »Dann eilt Ihr am besten zu Eurem Herrn und setzt ihn von meinem Angebot in Kenntnis. Wir werden mit Interesse auf seine Entscheidung warten. Sagt ihm, daß wir in einer Woche zu den Feierlichkeiten nach Kentosani aufbrechen. Laßt ihn wissen, daß ich hier oder in der Heiligen Stadt bereit bin« – jetzt lächelte sie ihn bewußt an –, »seine Antwort entgegenzunehmen.«
Der Erste Berater der Keda stand auf und verbeugte sich. Geschickt verbarg er seine Enttäuschung und verließ würdevoll mit seinen Schreibern und Maklern die Halle.
Mara forderte Jican auf, dem Ersten Berater bei der Abreise behilflich zu sein. Dann ließ sie eine wohlüberlegte Pause verstreichen und winkte Arakasi zu sich. »Glaubt Ihr, daß wir im Rat auf die Stimme der Keda zählen können?«
Der Supai sah zur Tür, und sein Blick hatte etwas von der Schärfe eines Mördervogels. »Ich vermute, daß der Lord nachgeben wird, doch Ihr werdet ihm einige Sicherheiten bieten müssen. Die Position als Clanlord ist ihm sicher, und er wird nichts unternehmen, was gegen sein Haus oder die Interessen der Kanazawai verstößt. Vor allem wird er sich nicht in irgendeinen Konflikt mit den Minwanabi hineinziehen lassen.«
Lujan war bereits dabei, auf die Tür zuzugehen und sich um drängende Aufgaben zu kümmern, als er noch einmal innehielt. »Andererseits sind viele Verwandte der Keda in der Partei des Blauen Rades, auch wenn die Keda selbst offiziell dem Jadeauge angehören. Wenn sie wirklich so tief ins Spiel des Rates verwickelt sind, wie dies vermuten läßt, schadet es möglicherweise nicht einmal so sehr, wenn wir Desio einen weiteren Grund liefern, sie zu hassen.«
Ein schwaches Lächeln war alles, was diese Bemerkung bei Mara auslöste. Erschöpft von dem anstrengenden Nachmittag, zog sie die schmerzenden Haarnadeln heraus. »Wir haben getan, was wir konnten, ohne eine Beleidigung zu riskieren.« Sie drehte eine Nadel in ihren Händen herum und betrachtete das helle Aufblitzen der glänzenden Perle. »Ich genieße es nicht, einen Clanlord in den Hintern zu zwicken, doch ich brauche jede Unterstützung, die ich bekommen kann, um mich den Minwanabi im Hohen Rat entgegenzustellen. Unser Haus kann sich eine Wiederholung von Tsubar nicht leisten. Schließlich hätte es beinahe in einem Desaster geendet.«
Mara winkte einer Dienerin, ihr den Kopfschmuck abzunehmen. Dunkle Locken fielen auf ihren Rücken und brachten Erleichterung. »Wo stehen wir also jetzt?«
Nacoya runzelte die Stirn und forderte dann mit schnippenden Fingern eine Zofe auf, ihrer Herrin die Haare zu richten. »Wenn wirklich jedes der Versprechen, die Ihr für Euch gewonnen habt, gehalten wird, könnt Ihr Euch auf ein Drittel der Stimmen im Hohen Rat verlassen.«
Keyoke wägte die Möglichkeiten ab, wie er es früher auf dem Schlachtfeld getan hatte.
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