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Der Sklave von Midkemia

Der Sklave von Midkemia

Titel: Der Sklave von Midkemia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond E. Feist
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mythischen Bestien verzierte Geländer wirkte abgegriffen. Das Gebäude vermittelte den Eindruck, als wäre es einst eine gemauerte Festung gewesen, denn das Erdgeschoß war aus Stein, während die drei oberen Stockwerke aus Holz und Stoffwänden bestanden. Kevin erstarrte in blankem Staunen, da das Gebäude sich so vollkommen von allen anderen unterschied, die er bisher auf dieser Seite des Spalts gesehen hatte. Wenn es auch winzig war im Vergleich zum Herrenhaus der Acoma, war Maras Stadthaus doch immer noch so groß wie ein Gasthaus im Königreich. Der geschickte Umgang mit massiven Holzstämmen und Steinen hatte einen Wohnsitz hervorgebracht, der offen und luftig wirkte.
    Mit Blumentöpfen versehene Balkone wiesen zum inneren Garten mit seinen Fischteichen und dem Springbrunnen, Ein knorriger Gärtner schwang seine Harke vor zwei Sklaven, die Moos vom Steinweg kratzten. »Daran könnte man sich gewöhnen«, murmelte Kevin vor sich hin.
    Ein leichter Stoß von hinten erinnerte ihn an seine Position. Er drehte sich um und blickte in das gereizte Gesicht Nacoyas. Sie hielt einen Gehstock fest umklammert, wie zur Betonung, daß sie es ernst meinte. »Deine Herrin verlangt nach ihrem Bad, Barbar.«
    Zu spät bemerkte Kevin, daß sich das Erdgeschoß geleert hatte und die Bediensteten bereits die Treppen hinaufhasteten. Arakasi schien nicht unter ihnen zu sein.
    Wieder erhielt Kevin einen Stoß, diesmal an einer unangenehmeren Stelle. »In Ordnung, kleine Großmutter. Ich gehe.« Mit einem frechen Grinsen im Gesicht eilte er davon.
    Mara war bereits in ihren Gemächern, und mehrere fremde Zofen waren damit beschäftigt, sie zu entkleiden. Zwei andere Diener, keiner davon Arakasi, gossen dampfendes Wasser aus großen Keramikkesseln in eine hölzerne Wanne. Als Mara nackt vor ihm stand, während die Zofe ihre Haare hochsteckte, trat Kevin vor und testete die Wassertemperatur, um für ihr Wohlbefinden zu sorgen. Auf sein Nicken hin verschwanden die Diener.
    Mara entließ die Zofen, stieg die Stufe empor und kletterte anmutig in die Wanne. Entspannt lehnte sie sich in der beruhigenden Wärme zurück und schloß die Augen, während Kevin begann, duftenden Seifenschaum auf ihren Wangen zu verteilen. »Das fühlt sich wunderbar an«, meinte sie weich.
    Doch der sorgenvolle Ausdruck auf ihrem Gesicht war nicht verschwunden.
    »Was hat Arakasi gesagt?« fragte Kevin, während er sie sanft massierte und ihr Gesicht vom Straßenstaub reinigte. Er legte seine Hände sanft auf ihre Schultern, als sie sich beugte, um die Seifenlauge abzuspülen. Sie war immer noch angespannt.
    Mara seufzte und blies kleine Tröpfchen von ihrer Nase. »Für diesen Nachmittag ist ein Treffen der Clans einberufen worden, doch jemand hat dafür gesorgt, daß diese Nachricht mich beinahe nicht erreicht hätte. Ich bin sicher, irgendwann heute abend wird ein Bote vom Herrenhaus zurückkommen und uns voller Bedauern von der Angelegenheit in Kenntnis setzen.«
    Kevin nahm die Seife wieder auf und fuhr fort, sie zu waschen. Seine Finger kneteten ihren Nacken, doch an ihrer Reaktion war nicht zu erkennen, daß sie es genoß. Kevin vermutete, daß sie an Jiro von den Anasati dachte, der sie vor einiger Zeit im Herrenhaus aufgesucht und davor gewarnt hatte, daß einige Gruppen im Clan Hadama den plötzlichen Aufstieg der Acoma als Bedrohung empfanden. Der Vertrag mit Tsubar hatte bereits bestehende Neidgefühle neu entfacht. Und kurz vor ihrer Abreise zur Heiligen Stadt hatten Arakasis Spione auch noch berichtet, daß Jiro dem Lord der Minwanabi einen Besuch abgestattet hatte.
    Der Versuch, sie am Erhalt der Nachricht zu hindern, hatte möglicherweise mit beiden Ereignissen zu tun – die politischen Manöver auf Kelewan waren endlos und voller tödlicher Gefahren. Doch Kevin war nicht willens, zu lange bei den Intrigen der Tsurani zu verweilen, und so drückte er Mara sanft nach vorn und begann ihren Rücken zu waschen. »Mylady, das Problem vorenthaltener Nachrichten und die Clan-Rivalitäten werden auch nach dem Bad noch existieren. Ihr wollt Euren Verwandten doch nicht mit Straßendreck auf der Nase gegenübertreten?« fragte er mit gespielter Förmlichkeit.
    Sie mußte laut lachen. »Du Ekel. Ich bin sicher nicht schmutziger als du. Schließlich bist du den ganzen Weg zu Fuß gegangen.«
    Spielerisch fuhr Kevin mit dem Finger über seine Wange und betrachtete ihn eingehend. »Hmm. Ja, ich scheine jetzt dunkler zu sein als vor der Reise.«
    Die weiche Seife

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