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Der Sklave von Midkemia

Der Sklave von Midkemia

Titel: Der Sklave von Midkemia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond E. Feist
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hingen, von denen wiederum die gebleichten Totenköpfe kleiner Kinder herabbaumelten.
    Der Priester umtanzte das Podest dreimal, dann traten vier Akolythen in roten Roben und mit Totenkopfmasken zu ihm. Ihr Erscheinen erzeugte Unruhe unter den versammelten Gästen. Viele in der Halle führten verstohlen Gesten aus, um Unglück abzuwehren, denn den Dienern des Todesgottes zu begegnen vermittelte im besten Fall Unbehagen. Die Pfeifen schrillten, und die Totenköpfe klapperten bei jedem Schritt, den der Priester machte. Sein Tanz wurde schneller, und die Akolythen setzten zu einer Reihe von Drehungen und Sprüngen an, die die Irrungen und Wirrungen des menschlichen Schicksals symbolisierten, die endgültige Macht des Todesgottes und die Bestrafung, die jenen Sterblichen zuteil wurde, die sein Mißfallen erregt hatten.
    Jetzt entstand ein Tuscheln in der Halle, als Desios Gäste sich flüsternd fragten, warum bei dieser Versammlung Rote Priester ein Blutritual beschworen. Normalerweise wurden die Priester Chochocans, des Guten Gottes, oder in seltenen Fällen auch die Priester Jurans des Gerechten gebeten, die Herrschaft eines neuen Lords zu segnen, doch die Gegenwart eines Todespriesters war ungewöhnlich und beunruhigend.
    Die Tänzer drehten sich ein letztes Mal und blieben dann stehen; die Pfeifen verstummten. Der Priester näherte sich geräuschlos und betrat das Podest. Er holte einen scharlachroten Dolch aus seinem Umhang, schnitt mit einem hohen, scharfen Aufschrei den linken Zopf ab und hängte ihn über die linke Lehne des Throns des neuen Lords. Dann berührte er mit der Stirn die Rückenlehne und schnitt den rechten Zopf ab. Der winzige Totenkopf am Ende berührte mit einem unheilverkündenden Klappern die Achat-Schnitzereien. Nachdem dieser Talisman an der rechten Lehne des großen Thrones befestigt worden war, gab es keinen Zweifel mehr an dem, was da vor sich ging. Die Priester des Roten Gottes schnitten ihre Haare nur ab, wenn ein großes Opfer für ihren göttlichen Herrn bevorstand. Desio von den Minwanabi wollte sein Haus zu gewalttätigen Unternehmungen verpflichten.
    Eine seltsame Stille breitete sich aus, als Desios Ehrengarde die Halle betrat. Der Tradition entsprechend, waren es zwölf Krieger, die von Kommandeur Irrilandi und dem Ersten Berater Incomo angeführt wurden. Zuletzt kam der neue Lord, strahlend in einem federbesetzten Umhang in schwarzgesäumtem Orange, das schwarze Haar zurückgebunden.
    Incomo erreichte das Podest, drehte sich um und sank rechts von seinem Herrn auf die Knie. Er verfolgte seinen Lord mit aufmerksamen Blicken, als der die Stufen zum Symbol seiner Macht emporstieg. Desio hielt sich gut, trotz der Hitze und des ungewohnten Gewichts der Rüstung unter seiner schönen Robe. Als Junge hatte Jingus Erbe jegliche Fähigkeiten in der Kriegskunst vermissen lassen. Seine kläglichen Versuche bei den Truppenübungen im Hof hatten ihm nur die stille Verachtung seiner Lehrer eingebracht. Als er alt genug für den aktiven Dienst gewesen war, hatte er an einigen wenigen Patrouillen in sichere Gebiete teilgenommen, doch als die befehlshabenden Offiziere sich höflich über seine Ungeschicklichkeit beklagt hatten, war der Junge glücklicherweise ein fester Bestandteil am Hof seines Vaters geworden. Desio hatte die schlimmsten Eigenschaften seines Vaters und Großvaters geerbt, dachte Incomo. Es würde einem Wunder gleichkommen, wenn die Minwanabi unter seiner Herrschaft erblühten, selbst dann, wenn die Acoma keine Bedrohung darstellten.
    Incomo ließ seinen Blick über die versammelte Menge schweifen und blieb an einer beeindruckenden Gestalt in der ersten Reihe hängen. Tasaio trug die Rüstung der Minwanabi wie ein geborener Krieger. Er war vielleicht das fähigste Familienmitglied der letzten drei Generationen. Gelangweilt von der Zeremonie, dachte Incomo darüber nach, wie es wohl sein mochte, unter einem klugen Herrscher wie Tasaio zu dienen. Dann verbannte der Erste Berater solch abstruse Gedanken. In wenigen Augenblicken würde er Desio in jeder Hinsicht die Treue schwören.
    Es gelang dem neuen Lord, sich ohne Mißgeschick auf den großen Stuhl zu setzen, und Incomo war dankbar dafür. Unbeholfenheit zu diesem Zeitpunkt wäre ein unheilverheißendes Omen dafür gewesen, daß die Minwanabi das Mißfallen der Götter erregt hatten. Schweiß trat auf seine Stirn, als er die althergebrachten Formalitäten verfolgte, bis Desio aufstand und zu sprechen begann. Die Stimme des

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