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Der Sklave von Midkemia

Der Sklave von Midkemia

Titel: Der Sklave von Midkemia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond E. Feist
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Großmütigkeit der Acoma wiederherzustellen, dadurch seine Dankbarkeit gewinnen und ihn zu einem bereitwilligen Verbündeten machen. Als Jidu den letzten Satz beendete, mischten sich Kevins anklagende Worte in ihre Gedanken, jene, die er bei ihrem letzten Treffen ausgesprochen hatte: »Sind alle Edlen so grausam?«
    Doch Mildtätigkeit war ein gefährliches Unterfangen, wenn es um Lord Jidu ging. In den Machenschaften des Großen Spiels konnten nur die unangreifbar Starken Gnade walten lassen; bei den Kleinen oder Schwachen galt es als Zeichen der Feigheit. Der Herrscher der Tuscalora mochte nachlässig in seinen Finanzangelegenheiten sein, doch er hatte starke Krieger und ein strategisches Talent auf dem Schlachtfeld. Bei seiner Schwäche für große Ausgaben war es nur zu leicht möglich, daß ein Feind seine Loyalität erkaufte, und eine solche Bedrohung an ihrer südlichen Grenze wollte Mara nicht riskieren. Als Vasall der Acoma konnte Jidu ohne ihr Einverständnis keine Bündnisse eingehen. Er legte die Ehre seines Hauses in Maras Hände – und ebenso in die von Maras Erben – , solange er lebte. Ihre Oberherrschaft bedeutete sogar, daß er sich nicht ohne ihre Erlaubnis in sein Schwert stürzen durfte.
    »Ihr verhandelt hart und gefährlich, Lady Mara«, warnte der Lord der Tuscalora. Sollte Mara die Tuscalora tatsächlich zu einer Schachfigur im Dienste der Acoma degradieren, würden sein Clan und die anderen Mitglieder der Partei der Gelben Schlange deutlich weniger geneigt sein, mit ihr zu verhandeln, da sie über einen von ihnen herrschte.
    »Das Große Spiel ist ein gefährliches Unternehmen«, erwiderte Mara. Ihre Worte waren keineswegs hohl, denn Arakasi hielt sie auch über die größere Politik auf dem laufenden. Wenn sich ein Clan oder eine der Parteien zu Handlungen gegen ihre Familie entschloß, würde sie es lange vorher wissen. Und auch wenn sie sich, was Jidu betraf, in ihrem Innersten hin und her gerissen fühlte, war ihre Wahl unmißverständlich klar. »Ich entschließe mich, Euren Eid anzunehmen, Lord Jidu.«
    Der Herrscher der Tuscalora neigte seinen Kopf. Perlenschmuck klimperte auf seiner Kleidung, als er sich in einer Geste der Unterwerfung niederkniete und die formellen Worte sprach. Mara machte ein Zeichen, und Lujan trat vor, das seltene Metallschwert ihrer Ahnen in den Händen.
    Als der Truppenführer der Acoma die glänzende Klinge über Jidus gebeugten Nacken hielt, schwor der Lord den Eid, der ihn als Vasall verpflichtete. Seine Stimme klang hart und dunkel vor unterdrücktem Haß, und seine Hände waren in hilfloser Wut zu Fäusten geballt. Er beendete den letzten Satz und erhob sich. »Mistress.« Er betonte das Wort, als hätte er Gift geschmeckt. »Ich bitte um Eure Erlaubnis, mich entfernen zu dürfen.«
    Aus einem spontanen Impuls heraus versagte Mara ihm die Erlaubnis. Während Lord Jidu rot anlief und die einsatzbereite Ehrenwache mit angespannter Nervosität reagierte, wägte sie ihr Bedürfnis nach Kontrolle gegen den Wunsch ab, die Demütigung des Mannes zu lindern. »Einen Augenblick, Jidu«, sagte sie schließlich. Als er argwöhnisch aufschaute, setzte Mara rasch zu einer Erklärung an. »Die Acoma brauchen Verbündete, keine Sklaven. Wenn Ihr Eure Vorbehalte gegenüber meinem Sieg aufgebt und Euch bereitwillig mit mir verbündet, wird jede unserer beiden Familien davon profitieren.« Sie lehnte sich auf ihrem Platz zurück, als spräche sie mit einem vertrauten Freund. »Lord Jidu, meine Feinde würden Euch nicht so milde behandeln. Der Lord der Minwanabi verlangt von seinen Vasallen Tan-jin-qu.« Das Wort war alt und beschrieb eine Form des Vasallentums, bei der der Herrscher auch über Leben und Tod der Mitglieder eines untergeordneten Haushalts entschied. Unter Tan-jin-qu würde Jidu nicht nur Maras Vasall werden, sondern tatsächlich ihr Sklave. »Als Bruli von den Kehotara die Herrschaft seines Hauses übernahm, verweigerte er sich diesem erbärmlichen Dienst gegenüber den Minwanabi. Als Folge davon entzog Desio ihm einen großen Teil des Schutzes, den die Kehotara seit Jahren gewöhnt waren. Bruli leidet, weil er Unabhängigkeit beanspruchte. Ich jedoch habe nicht vor, Euch zu beschämen, indem ich das Leben all Eurer Untergebenen fordere, Jidu.«
    Der korpulente Lord mußte dies zugeben und nickte kurz, doch noch waren seine Wut und Demütigung nicht geschwunden. Er war in keiner beneidenswerten Situation, ganz auf die Gnade der Frau angewiesen, die er

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