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Der Skorpion von Ipet-Isut

Der Skorpion von Ipet-Isut

Titel: Der Skorpion von Ipet-Isut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Napp
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stellen können. Es sollen sofort die Signale über die Wachttürme an der Hauptstraße gegeben werden und außerdem Boten aufbrechen, die die Befehle den Ortsvorstehern und Bürgermeistern weitergeben. Jeder Freiwillige, der sich uns anschließt, erhält außer dem üblichen Lohn der Plünderungen noch zwei Goldreifen aus dem Schatz von Ipet-Isut.“
    Die Anwesenden horchten auf, tauschten vielsagende Blicke. Der junge Schreiber, der den letzten Befehl festgehalten hatte, rannte einem Wink General Sobekemsafs folgend aus dem Saal, um die Boten entsenden zu lassen. 
    „...Erhabener, wir könnten in sumpfiges Gelände geraten. Hier.“ Einer der Offiziere hatte auf einen Geländeabschnitt nördlich Wasets gedeutet. „Wir können maximal in drei Reihen nebeneinander marschieren. Wir kämen zu langsam voran.“
    Amenemhats Blick streifte prüfend über den Sprecher und er entschied, dass er dem Mann, den ein früheres Gefecht ein Auge gekostet hatte, vertrauen konnte. Er nickte. „Wir nehmen so viele wie du für richtig hältst, und auf dem Weg, der dir am Sichersten und Schnellsten erscheint. Die Übrigen – mit leichter Ausrüstung und im Eiltempo die westliche Route!“
    „Haben euch die Götter alle mit Blindheit geschlagen?“ Kahotep konnte nicht länger an sich halten.
    Erst da wurde Amenemhat auf den Ptahpriester aufmerksam. 
    „Du schweigst! Wenn ich deinen Rat wünsche, werde ich es dich wissen lassen! Bis dahin, Oberpriester des Ptah, begib dich in deinen Tempel und veranlasse Opferfeiern für unseren Sieg! Oder solltest du auf der Seite der Feinde Kemets stehen?!“
    Kahotep war unfähig zu antworten. Erneut dachte er an den Oberpriester von Men-Nefer und die Nachrichten, die er ihm gesandt hatte. 
    Amenemhats Blick wandte sich von ihm ab auf die übrigen Anwesenden, während er rief: „Solange ICH lebe und ein Tropfen Blut durch meine Adern fließt, wird weder ein Libyer noch ein verräterischer Gaufürst seinen Fuß nach Waset setzen!“
    Damit ließ er Kahotep stehen und verließ den Thronsaal, gefolgt von den Militärs und Höflingen. Das ein oder andere Augenpaar glitt dabei über den Ptahpriester. 
    Zu geschockt, entsetzt und gedemütigt, um auch nur Hass auf seinen Gegner empfinden zu können, blieb Kahotep stehen. Lange starrte er nur auf die sandige Szenerie auf dem Tisch, dann schlug er die Hände vors Gesicht und schluchzte. Er hatte versagt! Versagt, Ramses von Amenemhats giftigem Stachel fern zu halten und Kemet vom Gift des Skorpions zu reinigen!

    Als ihr Verbannungsort sich öffnete, glaubte Nefertari zunächst kaum, was ihre Augen sahen. Wie lange hatte sie die endlosen vergangenen Tage und Nächte an diese Tür gehämmert, geschrien, geweint und gefleht! Und nun…? Gaukelte ihr gequälter Geist ihr Wunschbilder vor, ehe er in der endgültigen Umnachtung versank? Zitternd starrte sie auf den Höfling in der geöffneten Tür. Sie wusste, dass sie schrecklich aussehen musste; sie hatte sich weder darum gekümmert zu waschen noch zu kämmen und eine dünne Kruste aus getrockneten Tränen und zerlaufener Schminke bedeckte ihr Gesicht. 
    „Ich muss … mit dem Pharao … sprechen“, brachte sie heiser heraus, als der Höfling ihr helfend die Hand entgegenstreckte.
    Jetzt neigte der Mann den Kopf, um sein eigenes Unbehagen zu verbergen und erwiderte leise: „Der Erhabene Horus ist zum Horizont gegangen.“
    „Mein Sohn…“ Die Worte blieben ein kaum hörbarer Hauch. Mit ihnen schien die letzte Kraft ihren Körper im Stich zu lassen. Sie sank vornüber und der Höfling griff sie stützend unter den Armen. Aber die Natur war nicht so gnädig, ihr eine Ohnmacht zu schenken.
    „Mein Sohn… „ 
    „Man fand ihn am Morgen, mit der tödlichen Wunde eines Dolchstoßes“, erwiderte der Mann. Das war alles, was er wusste und auch alles, was er wissen wollte. 
    Nefertari rang nach Atem. „Amenemhat…“ hörte sie sich flüstern und wünschte nichts sehnlicher, als dass es seine Arme wären, die sie jetzt festhielten.
    „Der Regent ist in Beratung mit den Edlen und den Truppenführern.“
    Amenemhat war Regent? Regent…?!
    Eine schreckliche Ahnung begann sich in ihr auszubreiten. „Sage ihm, ich muss ihn sprechen, sobald es möglich ist! Ich …“ Sie sah den Höfling an und brachte etwas über die Lippen, das ihr früher niemals eingefallen wäre. „Ich bitte dich, ich muss Amenemhat sprechen! Um jeden Preis!“

    Ein jüngerer Offizier aus Sobekemsafs Stab passte Amenemhat

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