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Der Skorpion von Ipet-Isut

Der Skorpion von Ipet-Isut

Titel: Der Skorpion von Ipet-Isut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Napp
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Marsch gesetzt werden!“
    Sie folgte ihm, ohne ihre Frisur oder ihr Gewand zu ordnen.

    Kahotep hatte im Palast übernachten wollen, um sofort zur Stelle zu sein, falls der Pharao ihn zu sprechen wünschte. Angesichts der bedrohlichen Lage ohnehin nur in einen leichten Schlummer gefallen, war er sofort wach, als vor seiner Kammer zwei laut aufeinander einredende Diener vorbei stürzten. Eilig streifte er sein Gewand über und folgte ihnen.
    Noch war es Nacht, aber überall brannten Fackeln und Lampen und es herrschte eine Betriebsamkeit wie sonst gegen Vormittag nicht. Gab es neue Entwicklungen, was die Libyer anbetraf? Er entdeckte Kiya und eilte auf die junge Frau zu. Sie machte einen ebenso verstörten und erschrockenen Eindruck wie die neben ihr kauernde Dienerin, auch wenn sie versuchte, königliche Würde zur Schau zu stellen.
    „Der Ruhmreiche Horus Ramses ist eingegangen in die Ewigkeit“, sagte sie emotionslos, im Gegensatz zu Kahotep, den Entsetzen durchflutete.
    Er hatte doch den Pharao noch vor einigen Stunden bei bester Gesundheit verlassen! Gift, schoss es ihm durch den Kopf. Aber das ‚wie’ war jetzt nicht die Frage, die am Dringendsten beantwortet werden musste! Die libysche Armee näherte sich Stunde um Stunde weiter.
    „Kiya!“ In seiner Aufregung achtete er nicht einmal mehr darauf, dass dies eine unziemliche Anrede war. „Was ist mit dem Kronrat? Kemet braucht einen Regenten!“
    „Der Erste Gottesdiener von Ipet-Isut ist Regent, Erhabener.“
    „Der … Erste Gottesdiener?!“ 
    „Amenemhat“, antwortete Kiya überflüssigerweise. Kahotep ließ das Mädchen stehen und rannte in Richtung Thronsaal, aus dem laute Stimmen klangen. Unmöglich! Das konnte doch unmöglich wahr sein! Fast wäre er über die Schwelle in den Saal gestolpert. Sein Blick erfasste den General, einige Unterführer der Armee, weitere Höflinge, denen man zum Teil ansah, dass sie aus dem Schlaf gerissen worden waren. In ihrer Mitte: Amenemhat.
    Wie konnten die Götter das zulassen, brannte es in Kahotep. Er hatte das Gefühl, an dieser Frage zu ersticken. Wie kam der Skorpion von Ipet-Isut aus dem Kerker und an diesen Platz? Es konnte nur eine einzige Antwort darauf geben… und Ramses’ Tod konnte nur einen einzigen Urheber haben! Der Oberpriester des Ptah musterte die Anwesenden. In den Gesichtern Einiger glaubte er seine eigenen Gedanken zu erkennen. Sie schienen zu ahnen, unter welchen Umständen der Pharao aus dem Leben geschieden war. Dennoch hingen sie im Augenblick alle an den Lippen Amenemhats! 
    Kahotep presste die Zähne so fest zusammen, dass es knirschte. Diese Verräter! Diese kurzsichtigen, niederträchtigen Verräter! Wenn sie nur wüssten, was sie getan hatten! Amenemhats Stimme bohrte sich in Kahoteps Kopf:
    „…dass ein Teil der Libyer von Westen vorrückt, von jenseits der Berge, und ein anderer Teil gemeinsam mit den Truppen der Gaufürsten über den Fluss. Nach der letzten Nachricht sind sie im Augenblick hier.“ Der Hohepriester klopfte mit einem Stöckchen auf das rudimentär aus Sand nachgebildete Terrain auf dem Tisch vor ihm. „Wir müssen sie zu Wasser und zu Land aufhalten! Der große Ramses, Sohn des Seti, hat damals einen Arm des Flusslaufs weiter nördlich sperren lassen, um die Feinde Kemets am Vordringen zu hindern. Wir werden es ebenso tun! Sobekemsaf, ich will sämtliche Kriegsboote und alles, was sonst schwimmtauglich ist, bemannt haben und auf schnellstem Weg flussabwärts in Bewegung gesetzt! Man soll Schilfbündel mitnehmen, die zwischen den Booten ausgespannt werden können. Du, Sobekemsaf, wirst diese Operation anführen. Wähle dir einen deiner besten Offiziere aus, der die Truppen an Land befehligen kann. Ich hörte, dass du geschworen hast, mit all deinen Kräften Kemet zu verteidigen – löse diesen Schwur ein!“
    Der General neigte den Kopf und schlug die rechte Faust auf die Brust zum Salut. Er wusste, dass Amenemhat ihn und seine Erfahrung dringend brauchte. Und so die Heilige Dreiheit von Waset und alle Götter der beiden Lande ihm beistanden, er war nicht willens, den Regenten zu enttäuschen. Er, Sobekemsaf, und seine Truppen mochten die Waffen haben, den Feind nieder zu ringen. Aber Amenemhat hatte das Feuer, das sie alle beseelen musste!
    „Wir werden diesen Weg zu Lande vorrücken, mit der Amun- und der Mont-Division.“ Amenemhat zog eine Linie durch die Sandlandschaft. „Und uns hier mit den Soldaten vereinigen, die die Gemeinden in Mittel-Kemet

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