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Der Skorpion von Ipet-Isut

Der Skorpion von Ipet-Isut

Titel: Der Skorpion von Ipet-Isut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Napp
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um.
    „Und warum, du Nichtsnutz?“ Eine der Frauen, die ihr Gehabe als Besitzerin des Etablissements auswies, war die Stiege aus dem Obergeschoss herunter gekommen, griff jetzt einen der kleinen Wasserkrüge und leerte ihn ins Gesicht des auf dem Boden Hockenden. Wieherndes Gelächter von einem der Gäste begleitete die Tat. „Weil du, anstatt hier zu fegen und zu putzen unterwegs warst um zu stehlen, du kleine Ratte! Die ganze Woche bist du hier nicht zur Arbeit aufgetaucht!“
    „Ich hab noch nie was genommen, was mir nicht zustand, Itakaiet!“ Während dieser frechen Lüge legte er die Hand schützend auf den kleinen Lederbeutel mit dem zweifelhaften Inhalt unter seinem Hemd. 
    „Ich schwöre, so wahr der König lebt!“ Wieder sah Khenti sich um, aber seine Verfolger schienen die Spur verloren zu haben. 
    „Schwöre lieber nicht, soweit ich weiß erfreut sich der Pharao nicht besonders guter Gesundheit! Und jetzt pack dich! An die Arbeit! Du kannst die Kessel schrubben!“
    Khenti wich Itakaiets Hand aus und rappelte sich hoch. „Ich war unterwegs mit einem Auftrag des Ersten Dieners Amuns, Herrin!“ versuchte er sich halbwegs zu rechtfertigen.
    Itakaiet lachte auf und warf ihren Kopf zurück. „Im Auftrag Amenemhats? Was sollte er einer Laus wie dir für einen Auftrag geben?! Du bist nicht mal wert, dass er auf dich spuckt!“ Nun klatschte die Hand doch auf seine Wange und hinterließ vier rote Streifen. „Mach, dass du an die Arbeit kommst du Sohn eines räudigen Hundes!“ Itakaiet rauschte davon. 
    Khentis geheulte Entschuldigung nahm sie nicht mehr zur Kenntnis.
    „Ein Mädchen sollte ich suchen! Ein Mädchen mit Flammenhaaren, eine Fremdländerin! Ich schwöre es dir, Herrin!“
    Aber einen der Gäste ließen die Worte aufhorchen. „Du meinst bestimmt die Kleine vom Seneb-Re-Hof, was?“ tönte er nicht mehr ganz nüchtern durch die Schenke und Khenti spitzte die Ohren.

    Barkos griff seine Tochter am Arm.

    „Wie siehst du aus? Wie eine Hure!“ Er wischte Debora mit dem Ärmel seines Mantels über das Gesicht und zerstörte das mühsam aufgetragene Augenmakeup.
    „Was ist falsch daran?“ begehrte das Mädchen auf. „Alle Frauen Kemets schminken sich so! Selbst die Königin!“
    „Du bist keine Tochter Kemets!“ 
    „Aber wir leben hier, Vater!“
    „Wir sind Hapiru, und sie sind, was sie sind. – Geh und wasch dir das Gesicht!“
    Ein Klopfen an dem großen hölzernen Tor des Hofes sie jedoch in ihrem Weg innehalten. Ihr Vater öffnete.
    Vor der Schwelle stand ein junger, zerlumpter Bursche, mit einer riesigen Zahnlücke. Er spähte an Barkos vorbei und musterte sie aufdringlich, auf eine Weise, wie ihr Vater vielleicht das Vieh auf dem Markt begutachten würde. 
    „Was willst du?“ 
    „Ich habe eine Nachricht für Debora vom Seneb-Re-Hof!“ Khentis Augen blitzten vor Genugtuung. Er hatte es geschafft! Der Erhabene würde ihn reich belohnen!
    Soweit es sein erbärmliches Äußeres zuließ, reckte der Bursche sich und warf sich in Pose, als sei er mindestens ein Oberaufseher auf einer Inspektionsreise. „Ich bin ein Gesandter des Ersten Dieners Amuns, des Erhabenen Amenemhat. Herr, du kannst dich glücklich schätzen, denn er wünscht deine Tochter zu sehen…“
    Barkos’ Augen verengten sich. Khenti duckte sich und fiel dann auf die Knie. Solche Blicke kannte er zur Genüge; meist folgten ihnen Schläge und Tritte auf dem Fuße! Mit der größten Demut, die er in seiner Schauspielkunst zuwege bringen konnte, neigte Khenti den Kopf auf die Erde. „Ich bin nur ein Bote, o Herr, Ehrwürdiger! Nur ein Bote! Gnade!“
    Der Hausherr schenkte ihm keine Beachtung, sondern blickte seine Tochter an. „Was hat das zu bedeuten, Kind?“ 
    Hinter ihm war einer der Hofknechte aufgetaucht. Der Knüppel in seinen Händen ließ ahnen, dass er wohl vorbereitet war, dem unwillkommenen Besucher eine schmerzhafte Lektion zu erteilen.
    „Debora? Antworte mir! Was hast du mit diesem Priester aus Ipet-Isut zu schaffen?!“
    „Es... es tut mir leid“, flüsterte sie, ohne wirklich zu begreifen, was genau sie Entsetzliches getan hatte, und warum es ihren Vater so erzürnte, wenn der Hohepriester sie sehen wollte... Amenemhat wollte sie sehen! Das war doch - wundervoll! Aber das freudige Kribbeln in ihrem Bauch wandelte sich in Angst unter dem Blick ihres Vaters. Sie hatte etwas offenbar sehr Böses getan. Schlimmer, als Granatäpfel aus der Vorratskammer zu stehlen oder heimlich im Schilf

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