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Der Skorpion von Ipet-Isut

Der Skorpion von Ipet-Isut

Titel: Der Skorpion von Ipet-Isut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Napp
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Ramses vorführte, hatte sie versucht, Ramses abzuschätzen, seine Vorlieben zu erkennen. Natürlich war er noch sehr jung. Aber aus der Art, wie er sie musterte, schloss Itakaiet, dass er durchaus schon einige Erfahrungen gemacht hatte. Entweder im Harem seines Vaters, oder aber mit irgendwelchen Dienerinnen im Feldlager im Delta. Ersteres würde bedeuten, dass er mit einigen weiblichen Raffinessen vertraut gemacht worden war… Nun, ihr stand gewiss noch Einiges zur Verfügung, was er nicht kannte, da machte sie sich nur geringe Sorgen! 
    Wenn sie Erfolg hatte – und den MUSSTE sie ganz einfach haben – würde diese erbärmliche kleine Schenke hier bald der Vergangenheit angehören! Sie würde dafür sorgen, dass sie ein Anwesen auf dem Land erhielt! Und sie würde ihre persönliche Gunst nur noch denen schenken, die SIE wollte! Einigermaßen gut gelaunt stieg sie ins Obergeschoss ihrer Schenke und sah nach ihrem neuesten Erwerb. Das Fremdländermädchen saß auf ihrem Bett und starrte vor sich hin. Bisher hatte sich das kleine rothaarige Biest nicht sonderlich gelehrig und vielversprechend gezeigt! Aber Itakaiet war gerade zu guter Stimmung, um das Mädchen etwas zusammen zu stauchen. Sie ließ ihr für diesmal noch eine Schonfrist und wandte sich in ihre eigene Kammer. Es war an der Zeit, sich vorzubereiten für den Weg in den Palast…

Kapitel 8

    Djehuti konnte sich gerade noch rechtzeitig hinter dem goldenen Bauch der Amunbarke ducken, um dem Blick der Priester zu entgehen, die aus der Säulenhalle kamen. Als sie außer Hörweite waren, schlich er sich hervor und rannte, einen letzten Blick zurück werfend, zur Sakristei. Zu dieser Stunde sollte niemand dort sein.
    Trotzdem perlten ihm Schweißtropfen auf der Stirn. Ohne viel Hoffnung in ihre Wirkung zu haben berührte er die Zauberamulette, die er sich um den Hals gebunden hatte. Dann wandte er sich der Truhe zu, die im hintersten Winkel des Raumes stand. Natürlich war sie verschlossen. Djehuti zog ein längliches Holzstück mit winzigen Stiften hervor. Er hatte den Schlüssel am Morgen aus Amenemhats Kammer entwendet. Vorsichtig setzte er ihn auf das Schlossstück der Truhe. Nichts bewegte sich. Bei allen Neunheiten der Götter, es würde doch nicht etwa der Falsche sein?! Unruhig ruckte der Spion des Pharao an den Stiften herum. Seine Hände zitterten so stark, dass er das Holz fallen ließ. Das Geräusch kam ihm dröhnend laut wie Donner vor. Hastig drehte er sich zur Tür um, griff dann wieder den Schlüssel. Diesmal rutschten die Stifte in die vorgesehenen Löcher. Djehuti seufzte erleichtert, hob den Deckel der Truhe und streckte die Hand nach den Papyrusrollen aus. Seine Finger hatten die Schriften noch nicht erreicht, als sich ein harter Griff um sein Handgelenk schloss. Er rang nach Luft, gelähmt von Entsetzen.
    „Was suchst du hier? Antworte!“
    Djehuti krümmte und wand sich, um dem Hohepriester nicht ins Gesicht sehen zu müssen, doch jener drehte ihm den Kopf gewaltsam herum. „Du weißt, wie Amun die Frevler bestraft! Das Feuer wird deine neugierigen Augen verbrennen und sein mächtiger Arm wird deine geschwätzige Zunge heraus reißen!“
    Djehuti stieß ein klägliches Wimmern aus. Wenn man ihn blendete, würde er nie mehr zeichnen können!
    „Antworte mir oder ich ziehe jede Silbe einzeln aus deinem erbärmlichen Körper!“
    „Der gottgleiche Ramses hat mich gesandt! Ich sollte… dich bewachen, Erhabener…“
    „DU solltest MICH bewachen?“ Amenemhat lachte auf, eine Reaktion, die der verschüchterte Spion am allerwenigsten erwartet hatte.
    „Der Pharao sagte… sagte, du wolltest ihn… vom Thron stoßen!“
    „Wie nennt man dich?“ 
    „Djehuti, Erhabener.“
    „So, Djehuti. Sage mir, ob der ‚gottgleiche Pharao‘, der ‚ruhmreiche Horus‘ gut regiert? Erinnere dich, wie es in den Straßen von Waset aussieht und auf den Wegen hinunter ins Delta und sage es mir!“
    „Ich weiß nicht…“ 
    „Dann werde ich es dir erklären. Er regiert schlechter als schlecht, er regiert nämlich überhaupt nicht! Allenfalls regiert sein Berater Kahotep! Und der hat nichts Besseres zu tun, als Ipet-Isut seines Landes und seiner Herden zu berauben! Iny hat Angst, dass ich ihn vom Thron stoße! Mir kommen die Tränen!“ Amenemhat ließ Djehuti los. „Es ist ein Witz! Nein, es ist zu traurig, um lächerlich zu sein, es ist einfach nur erbärmlich!“
    Nicht wissend, was er tun oder sagen sollte, verhielt Djehuti schweigend, gegen

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