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Der Skorpion von Ipet-Isut

Der Skorpion von Ipet-Isut

Titel: Der Skorpion von Ipet-Isut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Napp
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johlten vor Vergnügen.
    Ihre Begeisterung sollte aber nicht von langer Dauer sein. Kurz darauf war aus der Kammer, in der die beiden verschwunden waren, eine wütende Männerstimme und mehrere polternde Geräusche zu hören. Dann Schreie und wütende Flüche. Und wenig später stürmte der Offizier mit zornigem Gesicht in den Schankraum. „Ich will mein Geld zurück! Du sagtest nichts davon, dass das kleine Biest beisst und kratzt und man erst Gewalt anwenden muss, um seinen Spaß zu haben!“
    Itakaiets geschminktes Antlitz verzog sich zu einer schmallippigen Maske. „Jetzt reicht es!“ zischte sie. „Diese Fremdländerschlampe wird mich noch ruinieren!“ 
    Sie rannte an dem noch immer fluchenden Offizier vorbei in die Kammer. Debora kauerte wimmernd am Boden. 
    Itakaiet riss sie hoch und versetzte ihr eine Ohrfeige. „Was glaubst du, was du bist, he? Eine Prinzessin?! Du wirst schon noch lernen, ordentlich zu arbeiten! – Sie bleibt hier in dieser Kammer!“ fauchte sie die neugierig herein drängenden Mädchen an. „Wehe, jemand gibt ihr was zu essen! Sie wird schon lernen, gefügig zu sein. Ich bin sicher, noch vor morgen Abend wird sie mich anflehen, sie wieder in meine Dienste zu nehmen!“

    Die jüngsten Schüler im Haus des Lebens von Ipet-Isut folgten aufmerksam den Ausführungen eines rundlichen Mannes über die Vorzüge des Schreiberberufs. Die Stimme einer Frau an der Tür ließ sie sich jedoch neugierig umwenden.
    „Was soll das? Konzentriert euch auf eure Aufgabe!“ Der Lehrer hieb mit seinem Stock durch die Luft und eingeschüchtert beugten sich die Jungen wieder über die Schreibtafeln, während ihr Lehrer zur Tür schritt, um den unerwarteten Gast zu begrüßen. Eine Frau in überaus reichem Schmuck und ihrem Gehabe nach ganz gewiss keine Ehrbare…
    „Weshalb kommst du, Weib?“
    „Ich habe gehört“, flüsterte Itakaiet, „du hättest gewisse Mittel gegen… einen bestimmten Zustand…“
    „Du bist schwanger?“
    „Ja, im Namen Seths! Hilf mir, und ich gebe dir zur Belohnung diese goldenen Armreifen! Ich kann kein Kind gebrauchen!“  
    Der Lehrer bedeutete ihr wortlos, ihm zu folgen. Der Raum, in dem sie kurz darauf standen, war klein und düster. Der Geruch unbekannter Gewürze und kalter Asche hing in der Luft. Mehrmals tastete der Lehrer ihren Leib ab. 
    „Was ist nun?“ fragte sie ungeduldig.
    „Ich werde dir ein Mittel geben.“
    Bald darauf hielt Itakaiet ein kleines Fläschchen in den Fingern. Sie roch daran und verzog angewidert das Gesicht. „Willst du mich vergiften, Mann?“
    „Die Folgen der Süßigkeit sind nur mit Bitterkeit zu kurieren! – Die Bezahlung!“
    Sie warf ihm die Schmuckstücke vor die Füße und lief hinaus. 

    Es war bereits dunkel, als Itakaiet am Abend desselben Tages vor die Schenke trat, leicht die Hände schwenkend um die frisch gefärbten Nägel zu trocknen.
    Sie blickte die Straße herauf und hielt nach potentiellen Kunden Ausschau. Aber sie würde Glück haben, wenn sich nach dem gestrigen Ereignis überhaupt ein Gast bei ihr einfand… 
    Sie ging nach hinten, um einen Blick auf die Vorräte zu werfen, und dabei merkte sie, dass Khenti nirgends zu sehen war. Wo trieb sich dieser Faulpelz schon wieder herum? Diesmal würde sie die faule Ratte ganz bestimmt eigenhändig auspeitschen! Sich dies genüsslich vorstellend und dabei etwas von ihrer Wut auf Debora abreagierend sah Itakaiet nach dem Holz im Brotofen, als sie von der Straße eine Stimme hörte, die ihr bekannt vorkam. Amenemhat?! Hier? Er hatte ihr doch damals im Tempel deutlich zu verstehen gegeben, dass sie unter gar keinen Umständen mit ihm zusammen gesehen werden durfte, sollten seine Pläne Frucht tragen! Aber letztlich, sagte Itakaiet sich, ein Mann war eben nur ein Mann, auch wenn er den Titel eines Ersten Dieners Amuns trug, und manchmal dachten Männer einfach nicht mit ihrem Kopf... 
    Sie strich ihr Kleid glatt, befeuchtete ihre Lippen und eilte durch den Hof nach vorn zum Eingang der Schenke. Tatsächlich, dort stand der Hohepriester, und neben ihm – sie glaubte ihren Augen kaum – Khenti! 
    Itakaiet räusperte sich und mühte sich um Fassung. „Erhabener... Ich grüße dich! Möge Amun deine –“
    „Wo ist das Fremdländermädchen?“ herrschte er sie an, mit einem Blick, der ihr einen kalten Schauer über den Rücken jagte.
    „Oben, Herr, ich führe dich, Herr“, rief Khenti, sich in Dienstbeflissenheit geradezu überbietend, ehe sie etwas sagen

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