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Der Skorpion von Ipet-Isut

Der Skorpion von Ipet-Isut

Titel: Der Skorpion von Ipet-Isut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Napp
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Seine Mutter war eine Nebenfrau des Bruders deines Großvaters. Er hat eine dreizehnjährige Tochter. Kiya ist ihr Name.“
    Wenn das Schicksal ihm hold war, würde der Leben spendende Ptah bald wieder den ihm gebührenden Platz als oberster Herr von Kemet einnehmen! Er wagte kaum, den Pharao anzublicken, aus Sorge, jener könne zu viel Vorfreude in seinen Augen lesen. Aber Ramses schien sich weiter nicht mit der Frage belasten zu wollen.
    „Gut“, war alles, was er sagte, ehe er sich ausstreckte und schläfrig die Augen schloss. „Leite alles in die Wege, Kahotep.“

    Debora betrachtete die Harfe, die ihr das dunkelhäutige Mädchen – Itakaiet hatte sie auf den Namen Senet getauft, da sie eine Meisterin in diesem Spiel war – eben in die Hand gedrückt hatte. Sie konnte nicht spielen und sie hatte nicht die mindeste Lust, es zu lernen! Einem Impuls folgend warf sie das Instrument zu Boden.
    „Das solltest du nicht tun, Kleine“, warnte Senet, vorsichtig die Harfe aufhebend. Glücklicherweise hatten die Bastmatten auf dem Boden die Wucht des Falles abgefangen und der Holzrahmen war nicht zerbrochen. „Herrin Itakaiet wird dich sonst ganz sicher bestrafen. Sie ist nicht sehr geduldig die letzte Zeit. Ist besser, du machst, was sie sagt.“ 
    „Ich will fort von hier! Ich will nicht spielen lernen oder sonst irgendetwas, ich will ganz einfach fort!“
    Das dunkelhäutige Mädchen grinste amüsiert. „Hast du schon mal eine Sklavin gesehen, die ‚einfach fort’ geht? Ja? Und du weißt sicher auch, was mit der dann geschehen ist, wenn man sie erwischt hat?“
    „Ich bin keine Sklavin!“
    „Die Herrin hat zwei Kupferviertel gezahlt für dich. Andauernd hält sie uns das vor. Also gehörst du ihr und machst was sie sagt. So einfach ist das.“ Senet hob die Harfe auf. „Du hast geschickte lange Finger, du wirst gut spielen können! Ich zeige dir die Grundgriffe… Es ist nicht schlecht hier, du wirst es sehen! Du könntest auch bei den Wasserträgerinnen gelandet sein oder den Wäscherinnen! Den ganzen Tag in der glühenden Sonne schuften oder mit den Händen in der Lauge!“
    Senet zauberte einige zarte Töne auf der Harfe. „Mich hat mein Vater an Itakaiet verkauft, vor zwei Jahren“, erzählte sie dabei weiter. „Er war Händler. Aus Nubien. Und ich war ihm endgültig ein Maul zu viel zu stopfen! Mädchen sind immer zu teuer. – Los, jetzt versuche du es!“
    Debora folgte lustlos der Aufforderung, immer aufs Neue zur Tür sehend und überlegend, wie ihr endlich die Flucht gelingen könnte. Senets Stimme störte sie ihn ihrem verzweifelten Grübeln auf: „Weißt du, ich habe munkeln hören, der Hohepriester von Ipet-Isut sei hinter einem flammenhaarigen Mädchen her!“
    Debora fühlte, wie sich ihre Nackenhärchen sträubten. Amenemhat war immer noch auf der Suche nach ihr?!
    „… Wer weiß“, flüsterte Senet weiter, ihren Mund jetzt dicht am Ohr der vor ihr Sitzenden, „vielleicht stellt die Herrin dich ihm vor! Dann wirst du leben wie eine Prinzessin!“
    Nach diesen Worten war Deboras letzte Konzentration auf das Musikinstrument in ihren Händen dahin. Der Versuch, Senets Griff nach zu vollziehen endete damit, dass sie zwei Saiten zerriss. Ihre ‚Lehrmeisterin’ gab auf und erhob sich. „Wenn du so weiter machst, wird die Herrin dich bestimmt prügeln! Und dann musst du dich anstrengen, den Verdienstverlust wieder wett zu machen! Ich mag dich, Kleine, ich würde das ungern sehen. Also, wenn wir morgen üben, wirst du dich anstrengen!“
    Senet war aus der Tür und verriegelte sie hinter sich, wie all die Male zuvor. Debora war wie erstarrt sitzen geblieben, die zitternden Hände um die Matratze geklammert.

    Itakaiets Gedanken eilten zum wiederholten Male voraus zum Abend des Tages. Sie würde heute also im Palast ihren Einstand geben, wenn alles nach dem Plan des Hohenpriesters von Ipet-Isut ging! Eine wohlige Erregung schlich sich erneut in sie bei der Erinnerung an ihn. Jedem anderen Mann hätte sie höchstens das Gesicht zerkratzt bei dem bloßen Ansinnen, sich im Freien mit ihm zu vereinigen, sich wie eine läufige Hündin auf der Erde zu wälzen. Nun, Amenemhat war etwas Besonders, sagte sie sich. Sie hatte ihn unmöglich abweisen können, er hatte sie bezahlt – und er hatte ihr einen weiteren lukrativen Auftrag erteilt! Tänzerin im Palast! 
    Wie würde das intime Treffen mit dem jungen Pharao verlaufen? Während sie der Wesir gestern – offiziell als sein Geschenk –

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