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Der Skorpion von Ipet-Isut

Der Skorpion von Ipet-Isut

Titel: Der Skorpion von Ipet-Isut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Napp
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Nichts. 
    „Der ... Pharao?“ flüsterte er. “Amenemhat? Du hast mich… mit IHM betrogen?“
    „Ich habe niemanden betrogen! Ich bin nicht deine Frau! Ich habe meine ARBEIT gemacht! Ich muss von irgendetwas leben! Was macht es aus, ob es Amenemhat ist oder sonst wer?!“
    Kahotep schritt an ihr vorbei zur Tür wie einer der berüchtigten Totengeister, die zurück kehrten, um die Lebenden zu quälen. Ohne diesmal einen Gedanken daran zu verschwenden und taub für das Grölen der nächtlichen Gäste ging er durch die Vordertür.
    Itakaiet stand einen Augenblick reglos, nicht recht wissend, was sie nun tun sollte. Dann stieß sie einen langen Fluch aus und begann zornig auf sich selbst die Schminke aus dem Gesicht zu wischen. Eine dumme Gans war sie, jawohl! Eine strohdumme Gans! Wieso hatte sie nicht den Mund gehalten und statt dessen diesem Idioten von Kahotep ein paar von ihren Vorzügen unter die Nase gehalten?! Jetzt war Amenemhats Plan zunichte! Und ihre Bezahlung! Und die erregenden Spielchen bei Hofe! Alles war vorbei! Sie griff eines der Schminktöpfchen und schleuderte es ebenfalls auf den Boden. 

    Amenemhat saß an Deboras Bett, wartete auf irgendeine Regung. Über ein Tag war vergangen, seit er sie nach Ipet-Isut gebracht hatte, doch noch immer war sie ohne Bewusstsein. Er hatte ihr einen Trank gegen das Fieber verabreicht, mit Kräuterumschlägen und diversen Ölen ihre Verletzungen behandelt.
    Wie lange war sie schon in dieser Schenke gewesen, ganz offensichtlich gegen ihren Willen? Der Gedanke, dass die gierigen Hände von Soldaten oder fetten Beamten sie angefasst hatten, dass sie vielleicht mehrmals vergewaltigt worden war, war Amenemhat unerträglich. Wieso hatte Khenti ihn nicht viel eher informiert? Noch ein paar Stunden länger, und das Mädchen wäre tot gewesen! Und jetzt... starb sie womöglich hier, vor seinen Augen! Er strich über ihr Haar und ihr Gesicht. Eine Regung voller Zärtlichkeit war in ihm, die ihm bis zu diesem Moment völlig fremd gewesen war. 
    Meine wundervolle, feuerhaarige Debora…
    Wie hatte ein solches Geschenk der Götter an diesem abscheulichen Ort landen können, fragte er sich erneut. Er hatte sie gesucht, all die Wochen, und sie war beinahe vor seiner Nase gewesen! 
    In diesem Augenblick hob sich Deboras Hand ein winziges Stück von der Decke und er ergriff sie. Kaum hörbar drang ihre Stimme zu ihm: „Kahotep...“
    Kahotep?! War dieser verfluchte Ptahpriester in allem sein Feind? Zu aufgewühlt in diesem Moment, um noch länger bei ihr zu sitzen eilte Amenemhat zur Tür und wies einen seiner Diener an, sich um Debora zu kümmern. Dann machte er sich auf den Weg in den Hof, um zu sehen, ob Djehuti vielleicht Neuigkeiten aus dem Palast hatte...

    Sein Kundschafter erwartete ihn vor dem Haupttor. Es war noch früh am Tag und verhältnismäßig ruhig hier, wenn auch am Tor gerade ein paar Pilger angelangt waren, die ihre Opfer abgeben wollten. Das Meckern zweier bockiger Ziegen klang über den ganzen Hof.
    „Leben, Heil und Gesundheit!“ grüßte Djehuti.
    Amenemhat erwiderte den Wunsch nur mit einem Handzeichen. All diese Floskeln waren ihm im Augenblick sehr widerwärtig. „Wie steht es mit Inys Interesse für diese ... Tänzerin?“ fragte er ohne Umschweife. Er konnte es nicht erwarten, den Oberpriester des Ptah endlich in Ungnade fallen zu sehen. Je früher, desto besser. Seinetwegen mochte der Pharao ihn ans Ende der Erde verbannen! Weg aus dem Palast, aus Kemet, und nach Möglichkeit auch aus Deboras Erinnerung!
    Djehuti wusste keine Einzelheiten von dem Plan, der Itakaiet einbezog, aber er war Zeuge gewesen, als sie erstmalig im Palast aufgetaucht war, unter Aufbietung all ihrer Kunstfertigkeit. 
    „Oh, die Tänzerin. Ich fürchte, das Interesse des erhabenen Pharao ist etwas erloschen.“ Djehuti räusperte sich unsicher, wie immer, wenn er Nachrichten zu überbringen hatte, die offensichtlich nicht den Erwartungen des Hohenpriesters entsprachen.
    „Erloschen? Wieso?“ Bei der Neunheit der Götter, konnte sich dieser Bengel nicht wenigstens auf eine Frau konzentrieren?!
    „Nun, der ehrwürdige Kahotep hat ihm eine wortgewaltige Predigt gehalten, bevor er zu seiner Reise nach Men-Nefer aufgebrochen ist. Über die Wankelmütigkeit des Weibes und ihren Verderben bringenden Einfluss. Ich habe flüstern hören, dass Kahotep Hörner aufgesetzt worden seien und er sich deshalb von seiner Gefährtin getrennt habe! Nun ja, sie soll nur eine Hure aus

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