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Der Skorpion

Der Skorpion

Titel: Der Skorpion Kostenlos Bücher Online Lesen
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spindeldürr, mit kurzem silbrigen Haar und tiefen Krähenfüßen in den Augenwinkeln, versuchte, sie davon zu überzeugen, dass ihr Organismus mehr Zeit zur Erholung brauchte, doch sie wollte nichts davon hören.
    »Gut.« Der Arzt gab schließlich mit verkniffenen Lippen und geblähten Nasenflügeln nach, wenn auch widerwillig, während MacGregor gleichmütig wartete, die jeansbekleidete Hüfte an die Kante des Waschtischunterschranks gelehnt. »Ich kann Sie nicht aufhalten.« Haas gab ihr ein Rezept und unterschrieb ihre Entlassungspapiere. Mit einem letzten missbilligenden Blick fegte er aus dem Raum, und Jillian humpelte ins Bad und zog unter einigen Mühen die Kleidungsstücke an, die die Leute vom Büro des Sheriffs ihr dagelassen hatten. Mit der Auswahl der Schuhe gab es ein Problem, da kein einziger über den verbundenen Knöchel passte, aber ihre Bootcut-Jeans waren ein Gottesgeschenk.
    »Ich weiß nicht, wie du es anstellen willst, auf Krücken deinen toten Mann zu finden und vor einem Mörder zu fliehen«, bemerkte MacGregor.
    »Auf einer Krücke«, berichtigte sie ihn, »und vergiss nicht, ich habe doch dich, oder?«
    Er neigte den Kopf. »Ich fürchte, ich bin genauso interessiert an dieser Sache wie du. Das Büro des Sheriffs und das FBI haben mich freigelassen, doch das bedeutet nicht, dass sie in mir nicht immer noch einen Verdächtigen sehen.«
    »Und du hast auch keine Lust, tatenlos herumzusitzen und zu warten, bis sie den Kerl schnappen.«
    »Nein.« Seine Miene war finster. »Ganz gleich, wer er ist, er hat auch mich in die Falle gelockt. Hat auf meinen Hund geschossen. Dich zum Sterben im Wald zurückgelassen. Die Polizei auf meine Spur gesetzt. Nein, Jillian, ich verlasse mich nicht auf die Polizei. Die hätte mir diese Geschichte nur zu gern in die Schuhe geschoben, und ich wäre nicht der Erste gewesen, der unschuldig eingebuchtet wird.«
    Sie wusste, dass er an seine Haftzeit in Colorado dachte. »Schön, dann nichts wie raus hier. Ich finde, wir sollten in Missoula anfangen, weil die Umschläge, die man mir geschickt hat, dort abgestempelt sind. Dahin wollte ich sowieso.«
    »Hast du ein bestimmtes Ziel?«
    »Tja, ich wollte mit Mason, meinem Ex-Mann, anfangen. Er ist der einzige Mensch dort, den ich kenne, ich meine, der einzige, der vielleicht ein Hühnchen mit mir zu rupfen hätte.« Jillian hielt inne. Irgendetwas war faul an dieser Missoula-Idee. Sie konnte es nicht benennen, aber irgendetwas, was sie nicht recht greifen konnte, regte sich in ihrem Unterbewusstsein, ein Gefühl, dass Missoula in Montana das falsche Ziel war. Eine Falle sogar.
    Doch das Gefühl verflüchtigte sich gleich wieder, ein vager Gedanke, der ihr entschlüpfte.
    MacGregor schien es zu spüren. »Was?«
    »Nichts, nur … Ich weiß nicht. Missoula erscheint mir irgendwie nicht richtig. Als ob derjenige, der mir die Fotos geschickt hat,
wollte,
dass ich dorthin fuhr. Ich wusste es schon, bevor ich aus Seattle aufbrach, aber ich konnte nicht anders. Ich habe das Gefühl, dass wir ihm in die Hände spielen, wenn wir nach Missoula fahren.«
    Stirnrunzelnd ging MacGregor zum Fenster und blickte nach draußen, wo der Schnee teilweise in der Sonne zu schmelzen begann. »Hast du noch andere Ideen?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Eigentlich nicht.«
    »Dann lass uns erst einmal irgendwohin gehen, wo wir unter uns sind. Unsere nächsten Schritte planen, ohne dass jemand mithört. Irgendwo außerhalb der Stadt.«
    »Und Harley?«
    »Wir fahren zuerst zur Tierklinik. Ich habe Jordan bereits angerufen.«
    »Jordan?«
    »Die Tierärztin.« Er griff nach Jillians Reisekoffer. »Sie ist eine Freundin.«
    »Eine gute Freundin?«, fragte sie, mehr als nur neugierig. Etwas in seiner Stimme weckte einen gewissen Neid in ihr.
    Er sah sie über die Schulter hinweg an, als er ihr die Tür offen hielt. »Eine sehr gute«, antwortete er, und sie hinkte an ihrer Krücke an ihm vorbei. »Muss ich eifersüchtig sein?«
    Ein Lächeln erschien auf seinem Gesicht. »Sehr.«
     
    Zum ersten Mal seit der Begegnung mit den beiden FBI -Agenten begriff Alvarez Craig Haldens Rolle in seiner Partnerschaft mit Stephanie Chandler. Gewöhnlich war er es zufrieden, seiner Partnerin das Reden zu überlassen, hielt sich im Hintergrund, ließ ein paar Bemerkungen fallen, blieb weitgehend in der Rolle des unbeteiligten Zuschauers. Ein prima Kerl, ein Junge vom Lande, der seinen Beruf leichtnahm. Aber weit gefehlt.
    Heute stand Halden im Rampenlicht, und

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