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Der Skorpion

Der Skorpion

Titel: Der Skorpion Kostenlos Bücher Online Lesen
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denken«, sagte sie sich und fuhr rückwärts aus der Garage, wobei sie knapp Jeremys Pick-up verfehlte. Sie wendete und fuhr vorsichtig die schmale Straße hinunter. Ihre Zufahrt schlängelte sich zwischen einigen Bäumen hindurch, bevor sie in die Hauptstraße einmündete, doch der Schnee war fest, darunter befand sich nicht viel Eis, und ihre Reifen hatten gute Bodenhaftung.
    Sie wohnte mit ihren Kindern fünf Meilen außerhalb von Grizzly Falls, in den Hügeln, die überall rund um die Stadt zu finden waren, und hier herrschte wenig Verkehr. Sie überholte einen Schneepflug, der den Schnee an den Straßenrand beförderte, und ein liegengebliebenes Fahrzeug. Sie hielt an, um sich zu vergewissern, dass sich niemand darin aufhielt, dann meldete sie es und stieg wieder in ihren Jeep. Der Schnee schmolz auf ihren Schultern, während sie der Hauptstraße in die Stadt hinein folgte. Der Verkehr nahm zu, als die Straße sich gabelte und sie den Weg zu dem Stadtteil auf dem Bergkamm oberhalb des Flusses einschlug. An den Ufern hatte sich Eis gebildet, und das Wasser, das über die steilen Felsen der Fälle rauschte, hatte die Farbe von Stahl.
    Sie suchte sich eine Bucht am Außenrand des Parkplatzes, begab sich mit einer weißen Atemfahne vor dem Mund raschen Schrittes in das Gebäude, und der kalte Wind stach ihr in den Wangen, bevor sie die Glastüren aufstieß, sich eintrug und dann den Weg zu einem Flur im hinteren Teil des Gebäudes und zu dem Kaninchenbau von Arbeitsplätzen und Büros des Dezernats einschlug.
    Sie deponierte ihre Sachen in ihrem Spind, holte sich einen Becher Kaffee und ließ sich auf einen kleinen Plausch mit Trilby Van Droz ein, einer Verkehrs-Deputy und alleinerziehenden Mutter, deren Tochter nur ein Jahr jünger war als Bianca. Trilbys Ex war noch schlimmer als Lucky. Er prellte den Staat und zahlte die Unterstützung für das Kind nur sporadisch, so selten, dass es sie wütend machte, aber auch gerade oft genug, um zu verhindern, dass sie zu ihrem Anwalt ging.
    Wenige Minuten später traf sie Alvarez an ihrem Schreibtisch am Telefon an. Ihr Monitor zeigte Bilder von den Opfern des ersten Serienmörders in der Geschichte von Grizzly Falls.
    »Hab dir Kaffee mitgebracht«, sagte Pescoli, wohl wissend, dass Alvarez sich ständig welchen holte und ihn dann unberührt auf ihrem Schreibtisch kalt werden ließ.
    »Danke.« Ohne aufzublicken, griff sie nach dem Becher und trank.
    »Was Neues?«
    »Nein. Noch nicht.«
    »Mandy Itos Fahrzeug ist noch immer nicht gefunden?«
    Alvarez sah in ihre Richtung. Ihr schwarzes Haar war streng zurückgebunden, während Regans rote Locken nur darauf warteten, sich aus der Spange, die sie hielt, befreien zu können. »Ich arbeite an den Aufzeichnungen«, sagte sie und zog einen Spiralblock zu sich heran. Auf den linierten Seiten waren die Initialen der Opfer verzeichnet, in der Anordnung, wie sie sie in schwarzen Blockbuchstaben an den Leichenfundorten angetroffen hatten, und dazwischen hatte Alvarez die Leerstellen eingesetzt.
    M I T SK N
    »Ist dir etwas dazu eingefallen?«
    »Nichts, was einen Sinn ergeben würde. Wenn es eine Botschaft ist, könnte das erste Wort ›mein‹ heißen, das T könnte der Anfangsbuchstabe eines neuen Worts sein. Es sieht so aus, als gehörten das S und das K zusammen. Für ein Wort wie ›Skandal‹ oder ›Skala‹ oder wer weiß was. Könnte aber auch sein, dass das N noch dazugehört. Alles zusammen könnte aber auch ein einziges langes Wort sein, eine Warnung oder …«
    »Oder er führt uns hinters Licht. Vielleicht hält er sich den Bauch vor Lachen, wenn er seine bescheuerten Botschaften entwirft.«
    Alvarez zog die Brauen zusammen und schüttelte den Kopf. »Nein. Dazu ist er zu gut durchorganisiert. Er sucht sich seine Opfer aus, lauert ihnen auf, schießt einen Reifen ihrer Fahrzeuge platt, holt sie und ihre persönlichen Sachen, wobei er keinerlei Spuren hinterlässt. Dann hält er sie irgendwo gefangen, bis sie einigermaßen genesen sind, und bringt sie schließlich zu einer Stelle, die er sicherlich schon vorher ausgesucht hat, bindet sie an einen Baum und lässt sie mit diesen Botschaften einfach zurück.«
    »Warum glaubst du, dass er die Stelle vorher auswählt?«
    »Den wenigen Spuren im Schnee nach zu urteilen, die wir gefunden haben, zögert er nicht eine Sekunde. Sie gehen stur geradeaus.«
    »Jemand, der die Gegend sehr genau kennt. Geografie. Zufahrtsstraßen. Jemand, der überzeugt davon ist, dass er

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