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Der Skorpion

Der Skorpion

Titel: Der Skorpion Kostenlos Bücher Online Lesen
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unbeachtet die Post stapelte. »Ich möchte nicht, dass einer von euch fährt.«
    Wieder verdrehte Bianca ihre riesigen Pescoli-Augen.
    Was Regan in Rage brachte.
    »Und du wirst nicht nur deine Hausaufgaben erledigt haben, wenn ich zurückkomme, sondern hast auch den Geschirrspüler ausgeräumt und das Geschirr in der Spüle abgewaschen.«
    Keines von ihren Kindern äußerte sich dazu.
    »Jer, ich rede mit dir«, sagte sie ein wenig lauter. Er klebte vor dem Fernseher und warf nicht mal einen Blick über die Schulter. »Jeremy!« Sie ging ins Wohnzimmer und erkannte, dass er sich die Ohren mit Kopfhörern verstopft hatte, damit er sich mit Musik aus seinem iPod das Gehirn wegpusten konnte, während er irgendeine Realityshow mit »heißen, quengeligen Babes«, wie er es nannte, anschaute.
    »Jeremy!«, schrie sie und tippte ihn auf die Schulter.
    »Wa-?« Er hob den Blick und wiederholte, als er ihre strenge Miene sah: »Was?«
    Sie zupfte einen der Kopfhörer aus seinem Ohr. »Du fütterst den Hund und räumst den Geschirrspüler aus und wäschst ab. Du bist diese Woche an der Reihe.«
    »Aber Bianca …«
    »War letzte Woche an der Reihe. Du bist dran, Freundchen.«
    »Ja, klar«, murrte Jeremy und heftete den Blick wieder auf den Fernseher.
    »Ich meine es ernst. Und diese Unordnung« – sie deutete auf die Pappteller und Gläser in Reichweite Seiner Hoheit auf dem Beistelltisch – »wird ebenfalls beseitigt.«
    »Mach ich. Okay? …«
    »Schön. Ich habe eine Zeugin.«
    Bianca, stinksauer, weil sie nicht ausgehen durfte, zeigte nicht mal die übliche Selbstgefälligkeit oder Schadenfreude, als Jeremy zusammengestaucht wurde. Sie war zu sehr mit dem Verfassen einer SMS beschäftigt, vermutlich Beteuerungen ihrer ewigen Liebe an den Mann ihrer Träume, Chris, einen schlaksigen, fade wirkenden Jungen, der sich nur einsilbig äußerte und der, falls Regan sich nicht sehr täuschte, regelmäßig Marihuana rauchte.
    Was ihr eine Heidenangst einjagte.
    Nicht, dass sie nicht selbst Gras ausprobiert hatte, als sie nur wenig älter war als Bianca, aber sie hatte Verstand genug besessen, es dabei zu belassen. Nichts Stärkeres. Nie. Und anlässlich ihrer ersten Schwangerschaft hatte sie das Kiffen aufgegeben und es nie bereut.
    Doch heutzutage waren die Kids anders gestrickt. Und das Gras war anders.
    »Und du, du machst deine Hausaufgaben«, wandte sie sich an ihre mürrische, schöne Tochter. »Und räumst dein Zimmer auf. Da sieht es schrecklich aus.«
    »Immer noch besser als
seines
«, höhnte sie und blickte mit hochgezogener Braue zum Sofa hinüber, während ihre Finger über die Tasten ihres Handys hüpften.
    »Ja, ich weiß, aber er hat es am Wochenende wenigstens versucht. Glaub mir, er ist noch lange nicht vom Haken; ich setze lediglich Prioritäten. Zuerst Wohnzimmer und Küche, dann nehme ich das Chaos in seinem Verlies in Angriff.«
    Falls Jeremy sie gehört hatte, war er klug genug, die Sticheleien wegen seines Wohnbereichs zu ignorieren. »Okay, Bianca«, sagte Regan. »Ich meine es ernst, was dein Zimmer und die Hausaufgaben angeht. Du willst am Wochenende zu deinem Dad, und vorher muss alles erledigt sein.«
    Bianca seufzte übertrieben laut. Regan kraulte Cisco und ging dann durch die Hintertür zur Garage, wo entschieden niedrigere Temperaturen herrschten.
    Wenn die Kinder übers Wochenende zu ihrem Vater fuhren, ging sie gewöhnlich an einem Abend aus, manchmal auch an zweien. Allein zu Hause zu sein wurde schnell langweilig, und sie sagte sich, dass sie die Zeit dann für ein bisschen Spaß nutzen konnte. Doch für dieses Wochenende waren alle Pläne auf Eis gelegt, weil sie praktisch Bereitschaftsdienst hatte. Es war beinahe Monatsmitte, die Zeit, zu der der Psychopath zuzuschlagen pflegte. Zwar waren die Opfer immer erst später gefunden worden, doch der Gerichtsmediziner und die Kriminaltechniker waren der Meinung, das Vorgehensmuster des Mörders ließe vermuten, dass er seine Opfer etwa eine Woche vor Monatsende jagte.
    Und bald wäre es wieder so weit.
    Alle im Morddezernat waren nervös, rechneten stündlich mit einer Meldung über ein verlassenes Fahrzeug oder eine an einen einsamen Baum gefesselte Frau irgendwo in den Bergen.
    Sie fragte sich, wie viele Opfer es insgesamt nun waren, Frauen, deren zerschrottete Autos oder steifgefrorene Körper sich noch irgendwo in den Wäldern rings um die Kleinstadt befanden, in der sie den Großteil ihres Lebens verbracht hatte.
    »Nicht daran

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